Quantcast
Channel: Universität Hildesheim - Meldungen
Viewing all 1185 articles
Browse latest View live

Musikalische Vielfalt erhalten: Ein Platz für Klänge der Welt

$
0
0

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat Planungsmittel für ein Neubauprojekt an der Universität Hildesheim freigegeben. Mit den 400.000 Euro, die der Bund als Anschubfinanzierung im November bewilligt hat, können nun die Planungen für einen Neubau für das Center for World Music auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg beginnen.

„Dieses versteckte Juwel hat eine große Zukunft vor sich“, sagt Ute Bertram. Auf Bitten von Universitätspräsident Professor Wolfgang-Uwe Friedrich hatte sich die Hildesheimer Bundestagsabgeordnete, die dem Bundestagsausschuss für Kultur und Medien angehört, seit Monaten für Gelder für einen Neubau eingesetzt. „Mit dem Bundestagsbeschluss ist die bundesweite Bedeutung des Vorhabens besiegelt“, freut sich Bertram. Im Center for World Music lagert eine deutschlandweit einmalige, mehrere tausend Musikinstrumente umfassende Sammlung. Doch bislang fristet dieser Schatz aus Platzmangel ein Schattendasein, sagt Ute Bertram, die in den letzten Monaten viel Überzeugungsarbeit geleistet hat.

Der Bau soll Raum für Wechselausstellungen und Lehrveranstaltungen sowie für das wissenschaftliche Personal, Doktoranden und Gastwissenschaftler bieten. Das Center arbeitet in Projekten mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Westafrika, USA, Ägypten, Iran und weiteren europäischen Ländern zusammen. Die Forscher sichern Musik und tragen zum Erhalt von oftmals mündlich tradiertem Kulturerbe bei und wollen Archive zugänglich machen. In einem internationalen Doktorandennetzwerk tauschen sich Nachwuchswissenschaftler über Forschungsmethoden und Forschungsfragen aus.

Stiftungsuniversität: Bauen im Zeit- und Kostenrahmen

Mit dem Geld aus Berlin starten Uni-Baudezernent Thomas Hanold und sein Team nun die konkrete Planung. Möglicher Ort für den Neubau ist die Fläche im Eingangsbereich, auf der derzeit eine alte, etwa 700 Quadratmeter große Scheune steht, die früher als Getreidelager und Geräteschuppen diente. Wie beim Neubau des Burgtheaters soll ein Architekturwettbewerb mit klaren finanziellen Vorgaben ausgeschrieben werden.

„Wir haben in den bisherigen Bauprojekten den Nachweis erbracht, dass wir als Stiftungsuniversität erstens im Zeitrahmen und zweitens im Kostenrahmen bauen können und stimmen die Bauprozesse eng mit dem Ministerium und dem Landesrechnungshof ab. Die Entscheidung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages ermöglicht uns, in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege der Stadt Hildesheim ein Konzept für den zukünftigen Standort des Center for World Music auf der mittelalterlichen Burganlage zu erarbeiten. Bereits den Theaterneubau haben wir im Einvernehmen mit der Denkmalpflege gebaut“, sagt Professor Wolfgang-Uwe Friedrich. „Wir sammeln, sammeln, sammeln – haben aber keine geeigneten Ausstellungsflächen und Orte für musikethnologische Forschung und Lehre“, sagt Friedrich mit Blick auf die über 4500 Instrumente und umfangreichen Tonträgersammlungen. Um Forschung zu ermöglichen, sei es wichtig, die vorhandenen Bestände besser zu konzentrieren. Derzeit liegen die Sammlungen querbeet über acht verschiedene Standorte verteilt und sind nur in Teilen zugänglich. Im Neubau könnten beispielsweise Wechselausstellungen gezeigt werden. Der aktuelle Standort des Center for World Music, die ehemalige Timotheuskirche, soll weiterhin erhalten bleiben und auch Ort für musikpädagogische Projekte sein.

Wie kann ein Neubau finanziert werden? Parallel zur Bauplanung müsse nun das Fundraising anlaufen. Friedrich hofft dabei auch auf Unterstützung aus der Bürgergesellschaft.

Musikethnologe: „Nachricht aus Berlin ist Ansporn für unsere Arbeit“

„Wir sehen die Entscheidung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages auch als Ansporn für unsere Arbeit“, sagt Professor Raimund Vogels, Direktor des Center for World Music der Universität Hildesheim. „Es braucht einen Motor, um musikalische Vielfalt, die hier in Zeiten der Globalisierung ihre Heimat findet, auch sichtbar und hörbar zu machen“, so Vogels. Die Künstlerinnen und Künstler, die hier in Deutschland leben, „haben das Recht, wirksam sein zu können“, so Vogels.

„Der Deutsche Bundestag sieht, welche politische Aufgabe wir in Hildesheim wahrnehmen. Musik ist wie Sprache auch Menschenrecht. So wie jemand gehört wird, mit dem was er sagt, so muss das auch für die Musik gelten. Man muss das Recht haben, sich musikalisch äußern zu dürfen und kultur- und bildungspolitische Bedingungen vorfinden, die dieses Recht nicht einschränken. Wir bilden in Hildesheim Musiklehrerinnen und Musiklehrer aus und sind aufgefordert, die Vielfalt musikalischer Ausdrucksformen wirklich in den Unterricht zu holen, das macht die Wirklichkeit der Kinder und Jugendlichen aus. Wenn wir da etwas ausklammern, tabuisieren oder für minderwertig erklären, was für andere Menschen wesentlich identitätsbildend ist, dann begehen wir einen schweren kulturpolitischen und bildungspolitischen Fehler“, sagt Professor Vogels. Die Universität Hildesheim hat einen Schwerpunkt in der Lehrerbildung und bildet mit etwa 2600 Studierenden rund ein Drittel der niedersächsischen Grund-, Haupt- und Realschullehrer aus, darunter Musik- und Kunstlehrer.

 

Weitere Informationen

Wissenschaftlerin und Geigenvirtuosin aus Indien derzeit in Hildesheim

Das Center for World Music ermöglicht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Ausland Gastaufenthalte in Hildesheim. Für sechs Monate ist die indische Geigenvirtuosin Lalitha Muthuswammy derzeit in Niedersachsen. Während ihres Aufenthalts am Center for World Music arbeitet Muthuswammy mit Schulen und Studierenden in der Lehre zusammen. Schulklassen erhalten Einblicke in die südindische Klassik, darunter Kompositionen, die in Indien entstanden, als in Deutschland Bach seine Kantaten, Choräle und Sonaten schrieb. Die Dozentin der Musikakademie Chennai spielt südindische Geige. Sie wurde mehrfach von der indischen Regierung für ihre herausragende künstlerische Leistung ausgezeichnet.

DAAD-Graduate School startet: Welche Rolle spielt Musik beim Wiederaufbau von Gemeinschaften?

Im Nordosten Nigerias leben über zwei Millionen Binnenflüchtlinge. Studierende und Doktoranden der Universitäten Maiduguri/Nigeria, Cape Coast/Ghana und Hildesheim/Deutschland erarbeiten derzeit lokale Strategien, um Konflikte und traumatische Erlebnisse zu bewältigen. „Aufgabe der Zukunft wird es sein, Gemeinschaften wieder entstehen zu lassen. Eine der Identifikationslinien kann Musik sein“, sagt Professor Raimund Vogels. In der vom Deutschen Akademischen Austauschdienst von 2016 bis 2020 geförderten „Graduate School“ forschen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Sicherheit und wirken beim Wiederaufbau der Gesellschaft mit, etwa durch lokale, gemeinschaftsbildende Kultur- und Bildungsprojekte. Teil des Programms sind mehrmonatige Forschungs- und Lehraufenthalte am Center for World Music der Universität Hildesheim.

Zum Start der Graduiertenschule reisen Mitte Dezember Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Nigeria und Ghana nach Hildesheim an. Die Hildesheimer Graduiertenschule ist die einzige kulturwissenschaftliche Graduiertenschule und die einzige aus Niedersachsen, die vom DAAD im Rahmen einer Fördermaßnahme des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zur Förderung der Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN bewilligt wurde.

Kurz erklärt: Das Center for World Music

Wie leben wir mit Musik? Das Center for World Music der Universität Hildesheim bewahrt seit 2006 bedeutende Spuren und Vermächtnisse weltweiten Musik-schaffens: über 4.500 Musikinstrumente, 45.000 Schallplatten, eine der größten Sammlungen Europas. Das Center widmet sich der Vielfalt musikalischer Traditionen und ist ein Archiv und Labor, ein Ort der Forschung und des Studiums, ein Treffpunkt für Musikerinnen und Musiker und eine Basis für internationale Begegnungen und Verständigung.

Das Center for World Music sichert mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes und Partnern vor Ort Musikarchive im Ausland, derzeit in Iran und Nigeria. In Ägypten und Ghana konnten physisch in ihrem Fort-bestand gefährdete Tondokumente gesichert werden. Darunter sind liturgische Gesänge der koptischen Kirche aus Kairo und frühe Highlife-Aufnahmen aus den Archiven der Ghana Broadcasting Corporation in Accra. Das Center for World Music der Universität Hildesheim bildet seit 2011 Berufstätige fort, die die musikalische Vielfalt in Kitas, Schulen, Stadtteilen und Jugendzentren aufgreifen. Der Studiengang „musik.welt“ ist bundesweit einzigartig und reagiert auf aktuelle Herausforderungen in der Gesellschaft. Musik kann vermitteln und als internationale Sprache Menschen verbinden.

Medienkontakt: Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, 05121.883-90100, presse@uni-hildesheim.de)

Center for World Music: Aktuelle Informationen

Broschüre über Forschung, Lehre und internationale Kooperationen


Bildungswege nach der Flucht: Sprachkurs bereitet auf das Studium vor

$
0
0

Die Universität Hildesheim, die Hochschule HAWK und die Volkshochschule Hildesheim haben in einer Feierstunde die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Intensivsprachkurses verabschiedet. In den letzten Monaten haben sich 15 junge Erwachsene täglich auf eine Sprachprüfung vorbereitet, mit dem Ziel, ein Studium aufzunehmen. Alle Kursteilnehmer sind Gasthörer und können im Wintersemester Fachveranstaltungen belegen und erste Credits erwerben. Derzeit warten sie auf die Ergebnisse ihrer Sprachprüfung. „Wir unterstützen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Weg, sich für ein reguläres Studium zum Sommersemester 2017 oder Wintersemester 2017/18 zu bewerben und sich um ihre Studienfinanzierung zu kümmern“, sagt Anna Pulm, Mitarbeiterin im International Office.

Nun starten 60 neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer in drei zehn- bzw. sechsmonatigen Sprachkursen. Erstmals arbeiten die HAWK und die Universität hierbei mit der Volkshochschule zusammen. Die Absolventen aus dem ersten Jahrgang sollen nun zu Paten der neuen Kursteilnehmer werden und ihre Erfahrungen teilen. „Sie haben erfahren, wie es an deutschen Hochschulen aussieht und können den ‚Neuen‘ helfen, natürlich auch durch ihre Sprachkenntnisse“, sagt Frauke Drewes von der HAWK.

Die Grundlage der Zusammenarbeit zwischen der Universität Hildesheim, der Hochschule HAWK und der Volkshochschule ist das gemeinsame Interesse, die jungen Erwachsenen darin zu unterstützen, ihre Bildungsbiografien in Deutschland fortzusetzten. Dazu sollen durch passende Beratungs- und Weiterbildungsangebote Brücken in das deutsche Bildungssystem gebaut werden, sagt Alexey Ponomarev von der Volkshochschule. Diesem Zweck dient das vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderte Projekt „Intensivsprachkurse (Deutsch) für höherqualifizierte Flüchtlinge“, so Ponomarev. Das Ziel dieser Arbeit seiist, dass die Teilnehmer nach der Qualifizierungsmaßnahme das für eine Ausbildung oder Hochschulstudium erforderliche Sprachniveau erreichen, eine klare Berufs- und Bildungsperspektive haben und die dafür erforderlichen Kompetenzen erlangen.

 

Nachgefragt

„Ich habe viel Zeit verloren und möchte endlich wieder lernen“

Majed, möchte an der Universität in Hildesheim Informatik studieren. Er hat sich sechs Monate lang täglich im Intensivsprachkurs auf eine Sprachprüfung vorbereitet. Nun wartet er auf die Ergebnisse der Prüfung.

„Ich habe Informatik studiert. Ich möchte wieder Informatik studieren, weil ich mein Studium in Syrien nicht fortsetzen konnte. Ich habe viel Zeit verloren und möchte endlich wieder lernen“, sagt Majed.

„Die Universität in meiner Heimatstadt ist groß, die Universität in Hildesheim ist klein. Ich finde das gut. Ich persönlich habe einen Plan, Schritt für Schritt: Erst muss ich die deutsche Sprache besser sprechen und schreiben. Ich möchte gut in der Sprache sein. Dann möchte ich mein Studium abschließen und einen Beruf finden. Ich habe zufällig über eine Freundin von dem Intensivsprachkurs erfahren – das ist ein großes Glück. Das Uni-Angebot ist selten, ich kenne viele Freunde, die keinen Sprachkurs machen und sich nicht auf ein Studium vorbereiten können. Ich mache mir aber Sorgen, wie ich mein Studium finanzieren kann. Wir gehen Ende August mit den Uni-Mitarbeiterinnen zur Beratung vom Studentenwerk. Außerdem lerne ich hier: Wie kann ich die Bibliothek benutzen? Wie kann ich Bücher ausleihen?“ Majed lebt seit eineinhalb Jahren in Deutschland.

„Das war ein Glück, dass ich von diesem Sprachkurs erfahren habe“

Sajadeh, 31, möchte Grundschullehramt studieren, bereitet sich im Intensivsprachkurs in Hildesheim auf das Studium vor.

„Der Aufwand lohnt sich“, sagt Sajadeh. Täglich fährt die 31-Jährige vier Stunden – zwei hin, zwei zurück. 05:30 Uhr, eine kleine niedersächsische Stadt mit etwa 40.000 Einwohnern, Sajadeh steigt in einen Bus ein – weiter geht es über Hannover bis nach Hildesheim. Ihr Ziel: der Sprachkurs an der Universität.

Zum Sprachkurs gehört auch ein Programm zur Studienvorbereitung an der Universität, eine individuelle Beratung zu Themen wie Bewerbung, Finanzierung und Stundenplangestaltung. Außerdem gehören Veranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten, Treffen mit Studierenden und Ausflüge dazu.

Sajadeh interessiert sich für Bildungswege von Kindern und Jugendlichen und möchte in der Zukunft in einer Bildungseinrichtung arbeiten. „Ich möchte unbedingt weiter studieren. Das war ein Glück, dass ich von diesem Sprachkurs erfahren habe. Ich habe ein Praktikum an einer Grundschule in Hannover gemacht. Ich möchte Lehrerin werden und an der Universität in Hildesheim Grundschullehramt studieren.“ Sajadeh lebt seit fast drei Jahren in Deutschland.

„Es ist schön, wieder zur Universität zu gehen“

Nareen, 24, bereitet sich auf das Studium der Informatik und Mathematik an der Universität in Hildesheim vor. Seit ihrer Kindheit ist sie fasziniert von der Logik der Mathematik.

Als Nareen vor eineinhalb Jahren in Hildesheim ankam, war der Wunsch groß, wieder zu lernen. Die 24-Jährige hat in ihrer syrischen Heimatstadt sechs Semester an der dortigen Universität studiert. „Wegen des Krieges konnte ich das Studium nicht fortsetzen.“ Seit dem ersten Tag in Deutschland denkt sie darüber nach, wie sie wieder die Verbindung zum akademischen Alltag aufnehmen kann.

Seit dem Frühjahr geht Nareen zur Universität in Hildesheim, besucht jeden Tag mit weiteren Studierenden einen Intensivsprachkurs. „Ich gehe zu Grundlagen-Vorlesungen in Informatik und Mathematik. Es ist schön, wieder zur Uni zu gehen“, sagt Nareen. „Jeder hat ein Ziel, man muss sich bemühen, um sein Ziel zu erreichen.“ Beruflich interessiert sie sich für Mathematik und IT, sie höre aber auch gerne Musik. „Wenn ich Musik höre, dann bin ich in einer anderen Welt. Ich mag klassische, ruhige Musik, ich vergesse dann alle Sorgen“, sagt Nareen.

Wie sie die Uni gefunden hat? In einem Beratungsgespräch hat ein Mitarbeiter des Migrationsvereins Asyl e.V. von Nareens Wunsch erfahren und den Kontakt zur Uni hergestellt. „Wir sind mit der Universität vernetzt, wir bauen in Hildesheim eine akademische Willkommenskultur auf“, sagt Daoud Naso von Asyl e.V.

Wege in die Universität

Studium am Center for World Music

Aufzeichnungen: Isa Lange

Medienkontakt: Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, 05121.883-90100, presse@uni-hildesheim.de).

Weihnachtsvorlesung auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg

$
0
0

In der Weihnachtsvorlesung geht es um die gegenwärtigen Schwierigkeiten, aber auch Möglichkeiten, einen Zugang zum Spirituellen zu finden. „Gerade auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler grenzen Aspekte von Spiritualität immer mehr aus ihren Forschungs- und Lehrgebieten mit dem Hinweis aus, dafür sei die Theologie zuständig. Während die expliziten und impliziten Bezüge des Denkens zur Spiritualität bis weit ins 20. Jahrhundert hinein noch wahrnehmbar und bedeutsam waren, ist dies in der Gegenwart nur noch an den disziplinären Rändern der Fall“, sagt Professor Toni Tholen.

In der Vorlesung thematisiert der Literaturwissenschaftler Figuren, Haltungen und Praktiken, „mittels derer sich das Bedürfnis nach Spiritualität in der Kultur der Moderne und der Gegenwart erhalten und neu belebt hat – und zwar jenseits von Mitgliedschaften in institutionalisierten Religionsgemeinschaften oder in religiös-spirituellen Bewegungen“. Im Mittelpunkt seiner Überlegungen werde vor allem die Tradition der Lebenskunst stehen, so der Professor. Toni Tholen lehrt und forscht am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Universität Hildesheim. In der Forschung befasst sich Tholen unter anderem mit der Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart sowie ethischen und spirituellen Aspekten der Literatur.

Die öffentliche Weihnachtsvorlesung zum Thema „Spiritualität heute“ findet am Mittwoch, 7. Dezember 2016, um 18:00 Uhr in der Aula im Hohen Haus auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg der Universität Hildesheim statt (Domänenstraße  1, 31141 Hildesheim). Professor Martin Schreiner, Vizepräsident für Stiftungsentwicklung, begrüßt die Zuhörer. Interessierte Bürger sind sehr herzlich eingeladen. Der Eintritt ist kostenfrei. Die Veranstalter bitten um eine Spende für den Sozialfonds der Universität Hildesheim, mit dem Studierende unterstützt werden, die unverschuldet in soziale und finanzielle Not geraten sind. Bei Fragen kann man sich an Markus Langer, Leiter des Friend- und Fundraising wenden (Telefon: 05121.883-90130, E-Mail: markus.langer@uni-hildesheim.de).

Mehr Infos zur Weihnachtsvorlesung

Uni mitgestalten: Mitarbeit in Gremien

$
0
0

Sie halten die Universität am Laufen: universitäre Gremien. Ohne die Wissenschaftler_innen, Studierende und Mitarbeiter_innen der Universität, die sich hier aktiv mit Zeit und Ideen einbringen und so die Universität Hildesheim mitgestalten, würden diese Gremien nicht funktionieren. Im Senat beschließen sie zum Beispiel Ordnungen, die Entwicklungsplanung der Hochschule und sind an Berufungsverfahren für Professorinnen oder Professoren beteiligt, nehmen Stellung zur Entwicklung von Studiengängen und zum Wirtschaftsplan. In den Fachbereichsräten entscheiden sie über Angelegenheiten der Forschung und Lehre, beschließen Studien- und Prüfungsordnungen des jeweiligen Fachbereichs.

Nun stehen Neuwahlen an. Gewählt werden die Vertreterinnen und Vertreter der Hochschullehrergruppe, der Mitarbeitergruppe, der MTV-Gruppe sowie der Studierendengruppe im Senat und in den Fachbereichsräten. Außerdem wählen die Studierenden das Studierendenparlament neu. Die Amtszeit beträgt für Studierende ein Jahr und für alle übrigen zwei Jahre.

Wahlvorschläge können noch bis Freitag, 2. Dezember 2016 (12.00 Uhr Ausschlussfrist), beim Beauftragten des Wahlleiters, Henning Buitkamp, Justitiar an der Universität Hildesheim, eingereicht werden. Aus dem in der Telefonzentrale und im AStA-Büro ausliegenden Wählerverzeichnis geht hervor, wer wählen darf.

Die Gremienwahlen finden vom 17. bis 19. Januar 2017 jeweils von 09:45 Uhr bis 16:00 Uhr statt. Es gibt drei Wahlräume: Die Fachbereiche 1 und 4 sowie die sonstigen wahlberechtigten Mitglieder aller Gruppen wählen am Hauptcampus, Fachbereich 2 auf der Domäne Marienburg und Fachbereich 3 am Bühler-Campus. Wer nicht persönlich vor Ort sein kann, kann bis zum 10. Januar 2017 Briefwahlunterlagen beantragen.

Vordrucke für die Wahlvorschläge können online heruntergeladen werden.

Übergang ins Erwachsenenalter: „Care Leaver“ brauchen Unterstützung

$
0
0

Jugendhilfeleistungen werden oft beendet, wenn junge Menschen 18, also volljährig, werden. Diese jungen Menschen, die in öffentlicher Verantwortung zum Beispiel in der Heimerziehung oder in Pflegefamilien aufgewachsen sind („Care Leaver“), müssen dann häufig den Übergang ins Erwachsenleben – in Ausbildung, Arbeit und Beruf – ohne weitere Unterstützung meistern. Für sie, die als Kinder und Jugendliche schwierige Lebenssituationen zu bewältigen hatten, ist diese Situation eine große Belastung, sagt die Sozialpädagogin Katharina Mangold. Junge Menschen, die dagegen bei ihren Familien aufwachsen, verlassen heute durchschnittlich das Elternhaus im Alter von 24 oder 25 Jahren. „Sie können bei Fragen und Unterstützungsbedarf in der Regel wieder nach Hause kommen. Das ist jungen Menschen, die in öffentlicher Verantwortung aufgewachsen sind, vielfach verwehrt“, so Mangold.

Katharina Mangold und Professorin Kirsten Scheiwe vom Institut für Sozial- und Organisationspädagogik befassen sich in der Forschung mit diesen Lebenslagen. Sie teilen Forschungserkenntnisse und bringen Fachleute und Jugendliche zusammen, über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis sowie „Care Leaver“ kamen etwa im November auf einem Workshop an der Universität Hildesheim zusammen.

Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) sieht vor, dass Hilfen zur Persönlichkeitsentwicklung und zur eigenverantwortlichen Lebensführung für junge Volljährige gewährt werden sollen, wenn und solange dies aufgrund der individuellen Situation notwendig ist (§ 41 SGB VIII). Im Regelfall sind Hilfen also zu gewähren, wenn dieser Bedarf vorliegt. In der Praxis sieht es jedoch je nach zuständiger Kommune in Deutschland sehr uneinheitlich aus. In vielen Bereichen treffen die Betroffenen und auch Fachkräfte oft auf Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der benötigten Unterstützung.

Im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen standen deshalb Fragen von Recht und Praxis, Problemen und Veränderungsbedarf der Hilfen für junge Volljährige. Thomas Meysen vom Deutschen Institut für Jugendhilfe und Familienrecht berichtete über die geplanten Veränderungen der Hilfen für junge Volljährige durch die Reform des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII), die noch in dieser Legislaturperiode geplant ist. Professorin Sabine Dahm von der HAWK Hildesheim zeigte an Beispielen aus der Rechtsprechung der Gerichte, dass in den wenigen Streitfällen in erster Linie die jungen Menschen ihr Recht bekamen. Vor allem das Plädoyer der Vertreterinnen der Selbstorganisationen Anna Seidel (Careleaver e.V.) und Amina Önder (Jugend ohne Grenzen) zeigte, wie notwendig die Unterstützung über das 18. Lebensjahr hinaus für alle jungen Menschen ist. Der Vertreter der Jugendämter und Leiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes der Stadt Karlsruhe, Reinhard Niederbühl, unterstützt diese Forderung. Er zeigte auf, wie junge Menschen im Übergang unterstützt werden können. Professorin Susanne Gerner von der FH Darmstadt ergänzte diese Forderungen um die Problemlagen der jungen Erwachsenen mit einer sogenannten Behinderung. Henriette Katzenstein vom Deutschen Institut für Jugendhilfe und Familienrecht forderte nicht nur ein Ende des „Verselbständigungswahns“ mit 18 Jahren, sondern eine „stand-by“-Option, so dass die jungen Menschen wieder Zugang zur Jugendhilfe haben, auch wenn sie diese bereits verlassen haben. Bernd Hemker von der Ombudschaft Jugendhilfe Nordrhein-Westfalen konnte diese Notwendigkeit auch an einzelnen Fällen deutlich machen. Es braucht einfach manchmal nochmals einige Monate Unterstützung, auch wenn der junge Erwachsene zunächst vielleicht selbst ausziehen wollte.

Alle Beteiligten fordern, dass die gegenwärtigen Reformen in der Kinder- und Jugendhilfe dahingehend zu prüfen sind, ob sie die Rechte für junge Volljährige transparenter machen und vor allem die Durchsetzungskraft in allen Kommunen verstärken. Es sind starke Rechtsansprüche für diese jungen Volljährigen notwendig, damit sie den Übergang ins Erwachsenenleben wie andere junge Menschen auch gestalten können.

Kurz erklärt: „Care Leaver“ in Deutschland / Forschungsergebnisse

Eine Arbeitsgruppe der Universität Hildesheim untersucht die Lebenslagen und Bildungswege von Care Leavern (= Jugendliche, die Hilfen verlassen) in Deutschland und den Übergang ins Erwachsenenalter. Dabei befassen sie sich unter anderem mit der Bildungslaufbahn der Jugendlichen. Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Nach der stationären Erziehungshilfe – Unterstützungsmodelle für Care Leaver in Deutschland“ wurden im Buch „Jugendhilfe – und dann?" veröffentlicht. Die Wissenschaftler dokumentieren, wie junge Menschen den Übergang aus Erziehungshilfen ins Erwachsenenleben erleben und welche Unterstützung sie dabei erfahren. Nationale und internationale Praxisbeispiele guter Übergangsbegleitung wurden analysiert.

Die Arbeitsgruppe um Professor Wolfgang Schröer von der Universität Hildesheim geht der Frage nach, was aus Kindern und Jugendlichen wird, die im Heim, in der Pflegefamilie und in betreuten Wohngruppen aufwachsen und diese Erziehungshilfen verlassen. Manche haben zuvor einschneidende Ereignisse erlebt, einige wurden als Kleinkind misshandelt, von anderen starben die Eltern oder diese waren mit der Erziehung überfordert. Nach dem Ende der stationären Erziehungshilfe können diese Jugendlichen oft auf kein gesichertes familiäres und sozial gewachsenes Netz zurückgreifen und sind früh auf sich alleine gestellt.

Die Forschergruppe begleitet den Aufbau eines bundesweiten Netzwerkes von jungen Erwachsenen und hat umfangreichere Daten über die Lebenswege dieser jungen Menschen in Deutschland gesammelt, gelungene Übergangsmodelle in anderen Ländern erfasst und dokumentiert, wie Organisationen den Übergang in das Erwachsenenleben begleiten. Die Forscher verfolgen auch Übergänge in Hochschulen. Bislang gab es keine verlässlichen Daten darüber, wie viele Care Leaver an deutschen Hochschulen studieren und vor welchen Herausforderungen sie stehen.

Mehr Informationen zu den Forschungsprojekten des Instituts für Sozial- und Organisationspädagogik finden Sie online:

Care Leaver an Hochschulen

Medienkontakt: Kontakt zu jungen Erwachsenen und zu Dr. Katharina Mangold, Prof. Dr. Kirsten Scheiwe und Prof. Dr. Wolfgang Schröer über die Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100).

Die Rolle der Künste in politischen Umbrüchen

$
0
0

Eine Woche lang tagen mehr als 50 Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Kulturakteure aus Marokko, Tunesien und Deutschland in Tunis. Sie beschäftigen sich mit der Rolle von Kunst und Kultur in gesellschaftlichen Umbrüchen. Die insgesamt zwei Dutzend Studierenden kommen mit Künstlerinnen und Künstler zusammen.

„Ein Staat muss mittels Kulturpolitik Kunst ermöglichen. Die kulturelle Freiheit zu gestalten, ist aber Aufgabe aller“, sagt Professor Mohamed Zinelabidine, tunesischer Kulturminister. Zinelabidine sprach zum Auftakt des Forschungsateliers des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim im Institut Supérieur de Musique de Tunis (Tunesien). An dem vom Hildesheimer UNESCO-Lehrstuhl mitorganisierten englischsprachigen Forschungsatelier nehmen auch Promovierende und Studierende aus Hildesheim teil. Die einwöchige Tagung im November 2016 in Tunesien steht unter dem Titel: „The role of arts in transitional Tunisia – Rethinking cultural policy & international cultural relations“.

Nachgefragt bei Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Professor für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim

Was machen Sie derzeit in Tunis?

Wir erörtern die Rolle von Kunst und Kultur nach der arabischen Revolution – gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen der Universitäten in Tunis und Casablanca sowie Künstlerinnen und Künstlern vor Ort fragen wir, unter welchen Bedingungen Künstler leben und arbeiten und wer Zugang zu den Künsten hat. Unser trinationales Forschungsatelier ist Teil eines Programms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes mit dem Titel „Transformationspartnerschaften“.

Literatur, Theater, Medien, Film, Musik – die Künste sind mehr als bloße Unterhaltung und kurzweilige Freude?

Kunst und Kultur verstehen wir als Faktor von Demokratie. Wir forschen ja darüber, inwieweit die Künste dazu beitragen, die Gesellschaft lebenswerter zu machen. Wer hat Zugang zu den Künsten? Kunst war vor der Revolution in 2011 den Eliten vorenthalten, Kultur hat sich in Immobilien manifestiert – das Museum, das Kino, das Theaterhaus. Heute denken wir über Teilhabe nach. In Tunesien ist derzeit immer noch eine Aufbruchsstimmung festzustellen; wenn auch mit viel Kritik und tiefer Enttäuschung dem neuen System gegenüber.

Wo sind Orte für die Künste?

Kunst und Kultur ist nicht nur eine Angelegenheit von Hauptstädten, sondern findet auch auf dem Lande statt – das wird in der Masterarbeit von Meike Lettau deutlich. In Tunesien sind Künstler herausgegangen aus der Stadt, haben mit der ländlichen Bevölkerung Traditionen aufgegriffen, es geht um das Zusammenleben in Gemeinschaft, um das gemeinsame Feiern und Musizieren. Drei Dörfer haben etwa gemeinsam eine Kunstausstellung auf die Beine gestellt, und Begegnungen zwischen Stadt und Land gefördert, unterstützt vom Goethe-Institut.

Wir beobachten, dass heute viele Künstler rausgehen aus den klassischen Kulturzentren – sie nehmen wahr, was in der Peripherie der Städte und im ländlichen Raum passiert. Wem gehört dieses Kulturerbe und wer nutzt es? In Tunesien war das bisher Sache der Tourismusindustrie und Künstler konnten sich mit Postkarten etwas Brot dazu verdienen.

Wir fragen uns: Was kann denn ein Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland machen, wenn ein Land in politischen Umbrüchen ist? Unter welchen Bedingungen Kooperation gelingen kann, das zeigt die Dissertation von Annika Hampel. Kooperation gelingt, wenn sie auf Augenhöhe entsteht, es geht darum, sich zu verständigen und eine gemeinsame Sprache zu finden.

Welche Rolle spielen die Künste im Alltag von Kindern und Jugendlichen?

Für Kinder und Jugendliche, das erfahren wir etwa über unseren tunesischen Partner vom Observatoire Culturel Tunisien, gibt es zunehmend Angebote in Kultureller Bildung, in Galerien und Kulturzentren, eher noch nicht in den Curricula der Schulen. Junge Akteure gibt es viele – aber sie sind in der offiziellen Kulturlandschaft meist außen vor. Graffiti, Hip-Hop – sie schaffen sich selbst Raum für die Künste, auf der Straße, im privaten Raum. Wo ist der künstlerische Nachwuchs? Wo werden diese Menschen ausgebildet? Es gibt noch keinen Lehrstuhl für Kulturpolitik in Tunesien, wir kooperieren hier mit einer starken Musik-Fakultät und mit der Zivilgesellschaft, die zum Beispiel Kulturvermittlung zu ihrer eigenen machen.

Parallel zu Ihrem mehrtägigen Forschungsatelier in Tunis läuft ein großes Theaterfestival. Zur Rolle der Künstlerinnen und Künstler in gesellschaftlichen Umbrüchen – was brauchen die Festivalmacher, wie sind die Arbeitsbedingungen für Musikerinnen, für Schriftsteller, für Filmemacher?

Künstlerinnen und Künstler waren bedeutsame politische Akteure des arabischen Frühlings in Tunesien. Wir arbeiten mit der „Arab Cultural Policy Group“ zusammen, die sich schon vor der Revolution formiert hat. Die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen haben in den meisten Ländern Nordafrikas dazu geführt, dass auch über kulturpolitische Rahmenbedingungen und die Freiheit der Künste neu nachgedacht wird.

Aber das vor allem konzeptionelle Engagement, das wir begleiten durften in den arabischen Ländern, ist schwer erschüttert worden. In Ägypten werden mittlerweile Künstler verfolgt. Die Situation in der Türkei macht uns große Sorge.

Wir erfahren von den Kolleginnen und Kollegen, wie die Freiheit der Kunst, der Wissenschaft und der Meinung gefährdet ist, wo die Kontrolle über das World Wide Web und digitale Kanäle sehr ausgeprägt ist. Künstlerinnen und Künstler sind im Fokus der Geheimdienste – sie werden als Gefahr eingestuft in Ländern, die gerade versucht haben, sich von dieser Last der Zensur und Kontrolle zu befreien.

Ist der Raum für Austausch und Debatte gerade in diesen Zeiten wichtig?

Wir möchten mit den Forschungsateliers renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Studierenden und Kulturschaffenden und kulturpolitisch Verantwortlichen zusammenbringen. Die Treffen finden nicht in Hildesheim statt, wir möchten die Kulturakteure vor Ort begleiten. In Südafrika etwa war das im Frühjahr diesen Jahres ein Forschungsatelier zum Theater in Transformationsprozessen, ein Impuls, um Plattformen für Diskurs, Kritik und Dialog  ins Leben zu rufen.

Die Fragen stellte Isa Lange.

Kurz erklärt: Kulturpolitische Forschung in Hildesheim

In Hildesheim ist ein Zentrum für kulturpolitische Forschung in Deutschland entstanden: Hier lehrt und forscht der erste und bisher einzige Universitätsprofessor für Kulturpolitik. Die UNESCO hat 2012 die Arbeit von Professor Wolfgang Schneider mit einem UNESCO-Lehrstuhl „Cultural Policy for the Arts in Development“ (Kulturpolitik für die Künste innerhalb gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse) ausgezeichnet. Die Wissenschaftler untersuchen mit Partnern aus dem Mittelmeerraum, afrikanischen und arabischen Ländern die Rolle von Künstlern in politischen Umbrüchen. In internationalen Forschungsateliers, etwa in Tunis, in Pretoria oder im Marseille kommen sie zum Austausch zusammen.

Die Hildesheimer Forscher arbeiten mit Kulturschaffenden, Künstlernetzwerken (etwa dem „ARTerial Network“) und Hochschulen in Tansania), Marokko und Ghana sowie Akteuren im arabischen Raum und im Mittelmeerraum zusammen. Zum Beispiel mit der „Arab Cultural Policy Group“, die sich 2009 formiert hat. Künstler aus mehreren Ländern Nordafrikas machen sich Gedanken, wie Gesellschaft aussehen kann und unter welchen Rahmenbedingungen Künstler arbeiten. Sie kommen unter anderem aus Algerien, Ägypten, Jordanien, Libanon, Palästina, Marokko, Syrien und Tunesien. Die Kulturschaffenden arbeiten an Konzepten, wie Infrastruktur für die Künste aufgebaut, wie Künstler unterstützt und wie die Teilhabe an Künsten gemanagt werden kann. Kulturpolitikforscher der Universität Hildesheim begleiten sie dabei. Als einziger europäischer Partner ist das Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim derzeit am Aufbau eines Masterstudiengangs „Kulturpolitik und Kulturmanagement in der arabischen Welt" in an der Universität Hassan II in Casablanca beteiligt.

In einem deutsch-französischen Promotionskolleg „Kulturvermittlung/Médiation Culturelle de l’Art“ forschen derzeit 12 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler in Hildesheim und recherchieren mit einer Mobilitätsbeihilfe bis zu 18 Monate im Ausland, etwa in Mali, Palästina und Tunesien.

Wer sich für die Arbeit der Kulturpolitikforscher interessiert, kann Kontakt aufnehmen zu Dr. Daniel Gad, Geschäftsführer des UNESCO-Lehrstuhls  (E-Mail gad@uni-hildesheim.de), und Meike Lettau, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Kulturpolitik (E-Mail lettau@uni-hildesheim.de).

Medienkontakt: Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Vielfalt im Lehrerzimmer: Orientierungstage für Jugendliche

$
0
0

Jetzt bewerben für die Orientierungstage

Lehrer werden oder nicht? Die Universität Hildesheim will Jugendlichen bei der Entscheidung helfen – mit Orientierungstagen. Schülerinnen und Schüler erhalten Einblicke in den Lehrerberuf und sollen für das Thema „Vielfalt an Schulen" sensibilisiert werden. Jugendliche können sich für die Orientierungstage „Vielfalt im Klassenzimmer = Vielfalt im Lehrerzimmer" noch bis zum 19. Dezember 2016 bewerben.

An der Universität Hildesheim und an Schulen finden die Orientierungstage am Donnerstag, 12. Januar 2017, und am Freitag, 13. Januar 2017, statt. Der zweitägige Kompaktkurs gibt Einblicke in das Lehramtsstudium und zeigt die Chancen des Lehrerberufs. Die Jugendlichen diskutieren mit Professorinnen und Professoren, Lehrkräften und Lehramtsstudierenden. Bei einer Hospitation in einer Schule werden die Jugendlichen Schule dann einmal aus einer anderen Perspektive kennenlernen. Insgesamt können 20 Jugendliche teilnehmen. „Dieses Projekt bietet Jugendlichen die Chance, bereits frühzeitig einen Blick ins Studium zu werfen und zeitgleich Fragen zu klären, die entscheidend dafür sein können, ein Studium aufzunehmen: Was erwartet mich genau, wenn ich Lehramt studiere? Was kostet ein Studium? Was genau bedeutet Vielfalt im Studium und im Beruf? Bin ich darauf vorbereitet?“, sagt Dörthe Buchhester vom Centrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung der Universität Hildesheim.

Jugendliche, die derzeit die 10., 11., 12. oder 13. Klasse besuchen und Interesse haben, können sich ab sofort für die Orientierungstage in Hildesheim anmelden. Die Bewerbungsfrist endet am 19. Dezember 2016. Die Teilnahme ist kostenlos, hier geht's zur Bewerbung. Die Initiative des Kultusministeriums startet an mehreren Standorten in Niedersachsen – neben Hildesheim auch in Göttingen, Hannover, Oldenburg und Osnabrück. Die Lotto-Sport-Stiftung fördert die regionalen Orientierungstage. An der Universität Hildesheim richtet das Centrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung die Tage in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Bildungsintegration aus.

Aus der Forschung: Vielfalt im Schulalltag

Lehrerinnen und Lehrer spielen eine Schlüsselrolle für „gelingende Bildungsintegration, denn sie können ganz maßgeblich zum Wohlbefinden und zum Bildungserfolg ihrer Schüler beitragen", sagt Professorin Viola Georgi vom Zentrum für Bildungsintegration der Universität Hildesheim. Die Erziehungswissenschaftlerin untersucht, welche Erwartungen an Lehrkräfte mit einer Migrationsbiographie gerichtet werden und welche Erfahrungen sie im Schulalltag machen. Nur knapp fünf Prozent der Lehrerinnen und Lehrer haben selbst einen Migrationshintergrund. Vielfalt im Klassenzimmer sei eine Aufgabe für das gesamte Kollegium.

Nachgefragt: Eine Schülerin berichtet von den Orientierungstagen

„Ich möchte mich über den Beruf Lehrerin erkundigen – ich bin mir noch nicht sicher, was ich werden möchte. Das ist hier eine gute Chance, mehr Erfahrungen zu sammeln, was ich noch für ein Studium mitbringen muss, das möchte ich in Erfahrung bringen“, sagt Pinar*. Die 17-jährige Schülerin hat in diesem Jahr an den Hildesheimer Orientierungstagen teilgenommen. „Hier an der Universität kann man mehr Fragen stellen“, sagt die Hildesheimer Schülerin. „Welche Wege kann ich gehen, um Lehramt zu studieren? Diese Frage habe ich im Kopf. Jetzt bin ich mir klar, was ich machen werde“, sagt die Schülerin.

„Ich wollte schon früher in der Grundschule eine gute Lehrerin werden, dann hatte ich viele andere Ideen. Aber jetzt, wo ich hier in der Universität bin, ist mir klar, dass ich Lehrerin werden möchte. Ich will Jugendlichen im Leben weiterhelfen. Ich will Kindern helfen, etwas aus sich zu machen, es ist faszinierend zu sehen, was man schaffen kann. Meine Mutter findet es auch schön, dass ich Lehrerin werden möchte, sie unterstützt mich dabei“, sagt Pinar. An dem Kurs gefalle ihr besonders, dass „zwei Lehramtsstudentinnen der Universität einen Vortrag gehalten haben, wie sie zum Lehrerberuf gekommen sind. Sie machen mir Mut. Wenn ich wirklich studieren möchte, kann ich es schaffen.“

Medienkontakt: Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, 05121.883-90100, presse@uni-hildesheim.de).

*Name geändert

Schulalltag: Aufmerksamkeit und Lernen besser steuern

$
0
0

Viele Grundschulkinder, das haben aktuelle wissenschaftliche Studien gezeigt, leiden gleichzeitig unter Lernstörungen (Lese-Rechtschreibprobleme oder Rechenprobleme) und unter Aufmerksamkeitsstörungen. Diese Kinder haben es in der Schule und auch bei den Hausaufgaben schwer: Eigentlich müssen sie mehr lernen und üben als andere Kinder, denen Lesen, Schreiben und Rechnen keine Probleme bereiten, aber ausgerechnet ihnen fällt es besonders schwer sich zu konzentrieren und ausreichend lange durchzuhalten. So verpassen sie immer wieder wichtige Unterrichtsinhalte und die Lücken und Schwierigkeiten werden immer größer.

In der Hochschulambulanz „Kind im Mittelpunkt“ des Instituts für Psychologie bietet ab Dezember 2016 zum zweiten Mal ein Projekt für Kinder mit diesen Schwierigkeiten an. Studierende haben unter der Leitung von Professorin Claudia Mähler, Kirsten Schuchardt und Julia Koenigs ein Programm ausgearbeitet, in dem versucht wird, Therapiebausteine zur Steuerung der Aufmerksamkeit und zum Lernen miteinander zu verbinden. In kleinen Gruppen von zwei bis vier Kindern sollen die Kinder üben, ihr Lernen besser zu steuern und dies in den Bereichen Deutsch und Mathematik anzuwenden. Dieses Programm ist eine Kurzintervention mit zehn Sitzungen und kann keine langfristige Lerntherapie ersetzen, sondern vielleicht ein Einstieg in Veränderungsprozesse sein. Für Eltern gehören fünf Informationsabende dazu.

Familien aus der Region Hildesheim wenden sich mit Fragen und Sorgen rund um die kindliche Entwicklung an die Universität. „Die Kinder profitieren sehr davon, hier in der Hochschulambulanz andere zu treffen, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, und das gilt auch für die Eltern. Die Eltern sind sehr dankbar für konkrete Hinweise zum Umgang mit schwierigen Alltagssituationen, zum Beispiel mit den Hausaufgaben“, so Professorin Claudia Mähler über die bisherige Arbeit in dem Interventionsprojekt. Außerdem sei ein Baustein des Projekts die Verbesserung des Selbstwertgefühls der Kinder, dies sei den Eltern sehr wichtig. Die Arbeit sei ein Gewinn für alle Seiten, so Mähler, auch für die Studierenden, die in dem Projekt praktische Erfahrungen im Umgang mit der Therapie mit Kindern machen und Kenntnisse an Eltern vermitteln.

Therapieprogramm „Willi Waschbär“: Universität sucht Familien

Eltern von Kindern im 2. oder 3. Schuljahr mit Lern- und Aufmerksamkeits-schwierigkeiten sind herzlich eingeladen sich umgehend zu melden, wenn sie an einer Teilnahme am Therapieprogramm „Willi Waschbär“ interessiert sind. Eltern können das Team der Hochschulambulanz „Kind im Mittelpunkt“ kontaktieren und sich mit ihren Fragen an Prof. Dr. Claudia Mähler, Dr. Kirsten Schuchardt und Julia Koenigs wenden (05121-883-11012, montags bis donnerstags, 13:00 bis 14:00 Uhr).

Medienkontakt: Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)


Nach der Flucht: Bildungswege mit Stipendien unterstützen

$
0
0

Seit Frühjahr 2015 begleitet die Universität Hildesheim Studentinnen und Studenten auf ihren Wegen, die akademische Laufbahn nach der Flucht fortzuführen. Das Programm „Studium nach der Flucht“ kann dank einer Spende der Kreiswohnbau Hildesheim GmbH an der Universität Hildesheim nun fortgesetzt werden. Teil des Programms sind Informations- und Beratungsangebote und Sprachkurse zur Vorbereitung auf ein reguläres Studium. Außerdem können die jungen Erwachsenen Fachveranstaltungen ab dem ersten Tag ihrer Ankunft in Deutschland als Gasthörende besuchen.

„Bildung ist der Schlüssel zur Integration und so unterstützen wir das Projekt Studium nach der Flucht sehr gern“, sagt Matthias Kaufmann von der Kreiswohnbau Hildesheim. „Wir sind sehr froh, dass wir das Projekt mit Hilfe der Kreiswohnbau Hildesheim fortsetzen können. Nun kommt die nächste Herausforderung: Die Studierenden benötigen Stipendien für die Studienfinanzierung“, sagt Professor Martin Schreiner, Vizepräsident für Stiftungsentwicklung.

Mit der 5000-Euro-Spende sollen vor allem die Sprachkurse und Informationsangebote für Geflüchtete fortgesetzt werden. Derzeit nehmen 35 Personen an mehrmonatigen Intensivsprachkursen teil und bereiten sich auf ein Studium vor. „Wir rechnen damit, dass die ersten Absolventinnen und Absolventen des Intensivsprachkurses im kommenden Jahr ein Studium aufnehmen werden. Wir begleiten Studentinnen und Studenten auf ihrem Weg an die Universität. Die Studienvorbereitung umfasst eine individuelle Beratung zu Themen wie Bewerbung, Finanzierung und Stundenplangestaltung. Wie orientiere ich mich auf dem Campus, wie nutze ich die Bibliothek und das Rechenzentrum? Außerdem gehören Veranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten, Treffen mit Studierenden und Ausflüge dazu“, sagt Anna-Maria Pulm, Mitarbeiterin im International Office der Uni Hildesheim.

Stipendien – Bildungswege nach der Flucht: Universität Hildesheim sucht Unterstützer

Wer Studierende auf ihren Bildungswegen mit einem Stipendium unterstützen möchte, kann Markus F. Langer vom Friend- & Fundraising der Stiftung Universität Hildesheim kontaktieren (Telefon: 05121.883-90130, markus.langer@uni-hildesheim.de). Wer Fragen zum Projekt hat, kann sich an Anna-Maria Pulm vom International Office der Universität Hildesheim wenden (Telefon: 05121.883-92012, pulm@uni-hildesheim.de).

Nachgefragt bei Studieninteressierten

„Das war ein Glück, dass ich von diesem Sprachkurs erfahren habe“, sagt die 31-jährige Sajadeh. Sie möchte Grundschullehramt studieren und bereitet sich im Intensivsprachkurs in Hildesheim auf das Studium vor. „Ich habe viel Zeit verloren und möchte endlich wieder lernen“, sagt Majed. Er lebt seit eineinhalb Jahren in Deutschland und möchte an der Universität in Hildesheim Informatik studieren. Majed hat sich sechs Monate lang täglich im Intensivsprachkurs auf eine Sprachprüfung vorbereitet. Nun wartet er auf die Ergebnisse der Prüfung. Lesen Sie hier die Kurzporträts.

Interview mit Universitätspräsident Wolfgang-Uwe Friedrich

$
0
0

Herr Friedrich, von Jahr zu Jahr werden an der Universität immer mehr Studenten aufgenommen. Mittlerweile gibt es Klagen darüber, dass der Studienbetrieb deswegen nicht mehr reibungslos läuft, Seminare überfüllt sind und Studierende Schwierigkeiten haben, ihren Seminarplan einzuhalten. Hat die Uni ihre Aufnahmekapazität überschritten?

Rein rechnerisch ist die Aufnahmekapazität nicht überschritten. Die Aufnahmezahl wird durch die Kapazitätsverordnung des Landes geregelt und durch eine entsprechende Formel berechnet. Mit  7930 Studierenden sind wir heute voll ausgelastet. Hinzu kommen 270 beurlaubte Studierende. Aber die Aussage, rechnerisch "voll ausgelastet", spiegelt nicht die ganze Wirklichkeit wider. Tatsächlich sind Studierende und Lehrende heute deutlich mehr belastet als vor zehn oder fünfzehn Jahren. Wartelisten für Seminare gehören heute ebenso zum Hochschulalltag wie eine riesige Zahl von Bachelor- und Masterarbeiten, die korrigiert werden müssen. Hinzu kommen für die Dozenten Akkreditierungen, Evaluationen, Gutachten, Drittmittelanträge u.v.m. Für alle Hochschulmitglieder ist die Arbeitsbelastung deutlich gestiegen. Klartext: 8000 sind zu viele.

Welche Prognose haben Sie zur Entwicklung der Studierendenzahlen in Hildesheim für die Zukunft angesichts der Prognose eines starken Rückgangs der Geburtenzahlen?

Vor zehn Jahren strömten 360.000 junge Menschen in die deutschen Hochschulen. Heute sind es über 500.000. Hildesheim ist kein Einzelfall. Wir sind Teil dieser Entwicklung und wir können uns natürlich nicht abkoppeln. Bund und Länder unterstützen die Hochschulen. Insgesamt stehen den Hochschulen von 2007 bis 2023 fast 40 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung, das ist der sogenannte "Hochschulpakt 2020". Wir brauchen dringend eine Verlängerung bis mindestens 2025, denn erst dann ist mit einem demographisch bedingten Rückgang zu rechnen. Dann allerdings wird es für sehr kleine Hochschulen eng werden. Für die wird sich dann wohl die Existenzfrage stellen. Unsere Stiftungsuniversität wird sicher nicht dazu zählen.

Reichen die Gebäudekapazitäten aus, oder muss die Hochschule aus Ihrer Sicht baulich weiter wachsen? Wenn ja, wie?

Das Land hat uns beim Hochschulbau großzügig unterstützt. Dafür sage ich ausdrücklich Ministerin Heinen-Kljajic Dank. Ohne diese Unterstützung hätten wir nicht das Forum am Universitätsplatz 1, würden wir nicht heute den Samelson Campus ausbauen, vom Kulturcampus und dem Bühler Campus ganz zu schweigen.  Und 14 Millionen Euro hat das Land für den Mensaneubau bewilligt. Wir haben allerdings auch den Nachweis erbracht, dass wir unter Einhaltung den Kostenrahmens und des Zeitplans bauen können. Das findet in Hannover Beachtung, und deshalb finden wir für unsere Projekte auch offene Ohren.

Welche Rolle spielen die einzelnen Fachbereiche in der Bildungslandschaft, ist der Schwerpunkt Erziehungs- und Kulturwissenschaften eine zukunftsfähige Entscheidung?

Lehrerbildung und Kulturwissenschaften einschließlich MINT sind traditionell unsere Schwerpunkte. Dabei wird es bleiben. Aber die Sprach- und Informationswissenschaften sowie die Informatik sind Profilelemente von besonderer Bedeutung. Gerade neue Studienangebote wie Data Analytics, übrigens in Englisch gelehrt, sind für die Universität und die regionale Wirtschaft von herausragender Bedeutung. Hier dürfen wir nicht reduzieren, sondern müssen innovativ vorangehen. Big Data ist für die Zukunft unseres Landes von existenzieller Bedeutung. Unser Stiftungsratsvorsitzender Dr. Thomas hat das voll im Blick. Wir müssen mit Studienangeboten dabei sein, im Interesse der Wissenschaft und der Wirtschaft. Es geht auch um Facharbeitsplätze in der Region. Oberbürgermeister Dr. Meyer und Landrat Levonen unterstützen deshalb unsere Initiativen. Drei Themen bestimmen die Zukunft unseres Landes: Demografischer Wandel, Migration und Digitalisierung. Diese Themen bestimmen auch unsere Zukunft.

Die Rolle der Digitalisierung wird derzeit breit diskutiert, sei es unter dem Stichwort Arbeit 4.0 oder auch Modernisierung der Lehramtsausbildung. Wie sieht die Rolle der Universität Hildesheim hierbei aus?

Wir zählen zu den Treibern dieser Entwicklung. Wirtschaft 4.0 klappt nicht ohne Forschung und Lehre im IT- Bereich. Keine Hochschule kann das ignorieren. Mit 660 Studierenden in zwei IT-Studiengängen können wir eine sehr erfolgreiche Entwicklung vorweisen. Arwed Löseke und Gerald Frank sei Dank! Und wir dürfen diesen Weg nicht verlassen, nur weil andere Hochschulen auch entsprechende Angebote vorhalten. Für die Region und die Stiftungsuniversität wäre es ein geradezu katastrophaler strategischer Fehler, hier nachzulassen. Ich bitte die Wirtschaft, die Stiftungsuniversität noch stärker zu unterstützen, z.B. durch eine weitere Stiftungsprofessur. Auch andere Partner wie das Helios Klinikum sind von großer Bedeutung. Hier wollen wir mehr tun, mit Helios und weiteren Partnern.

Welche Rolle spielt die Uni als Wirtschaftsfaktor hierbei auch für die Region Hildesheim?

Das eben diskutierte Beispiel IT zeigt es deutlich. Wir können es auch anders diskutieren. Unser Haushalt beläuft sich auf gut 60 Millionen Euro. Als Wirtschaftsfaktor kalkuliert man eine Hochschule "Haushalt mal drei". Wir entsprechen also von einem Unternehmen mit 180 Millionen Euro Umsatz und über 700 Arbeitsplätzen.

Sie sehen die Universität also als „unternehmerische Hochschule"?

Nein, ausdrücklich nein. Eine Hochschulleitung muss in erster Linie wissenschaftszentriert denken und handeln. Sie muss darüber hinaus auch strategisch und unternehmerisch denken und handeln. Zwei Beispiele: Wir haben über unsere Bauprojekte gesprochen. Diese benötigen wir für Forschung, Lehre und Studium. Und wir planen und führen sie unternehmerisch durch. Universitätsverlag und Olms Verlag haben zum Nutzen beider einen gemeinsamen Publikationsrahmen geschaffen. Unsere Wirtschaftskraft entspricht der eines bedeutenden mittelständischen Unternehmens, aber wir sind kein Unternehmen. Als Universität sind wir in besonderer Weise Träger der Kultur. Die City Kirche, das Theater für Niedersachsen, das Dommuseum sind unsere Partner und jüngst gelang die Einwerbung einer halben Million Euro für ein gemeinsames Projekt unseres Center for World Music mit dem Roemer-Pelizaeus-Museum. Universitäten, auch die jungen, stehen in einer mehr als 800 jährigen europäischen Tradition. Wir sind gleichsam konstitutiver Teil unserer europäischen Kultur.

Wie sehen Sie die Entwicklungschancen der Hildesheimer Hochschullandschaft – auch im Hinblick auf Kooperationen mit der HAWK?

Mit Präsidentin Dienel habe ich eine engagierte und ideenreiche Kollegin verloren. Ich setzte auf Kontinuität. Wir kooperieren z.B. in der Frühpädagogik und in der Psychologie. Das kann ausgebaut werden.

Nach der Diskussion um den Antisemitismus-Vorwurf gegen eine Dozentin der HAWK hat das Wissenschaftsministerium angekündigt, die Qualität der Lehre an den niedersächsischen Hochschulen stärker zu kontrollieren. Ist das überhaupt nötig? Wenn ja, wie kann das in der Praxis aussehen?

Zum Vorwurf: Es wäre schön gewesen, wenn der israelische Gesandte sich im August geäußert hätte und nicht erst jetzt. Mehr als schade! Im Übrigen obliegt die Qualitätssicherung der Lehre einer Fakultät und einem Dekanat. Die Freiheit von Forschung und Lehre ist nach Artikel 5 unseres Grundgesetzes geschützt. Das schließt Fehlverfahren einzelner nicht aus. Man muss nicht wegen eines Einzelfalls das System in Frage stellen. Man sollte die Kirche im Dorf lassen.

Wie ist die Finanzierung der Universität aufgestellt? Können Sie mit Ihrer Sockelfinanzierung die Entwicklung vollständig steuern oder sind Sie von der Drittmittelfinanzierung abhängig?

Die Universität wird auskömmlich finanziert. Sie trägt selbst dazu bei, z.B. durch die Einwerbung von sieben Millionen Euro Drittmittel im Jahr. Aber auf der Tagesordnung bleibt das Missverhältnis zwischen dauerhafter Grundfinanzierung, dem sogenannten Sockel, und befristeten Projektmitteln. Unsere Grundfinanzierung ist jetzt unter die Marke von 50 Prozent gerutscht. Das belastet unsere Personalpolitik erheblich. Je mehr Projektmittel, desto mehr zeitlich befristete Arbeitsverträge. Man kann nur dann von "guter Arbeit" reden, wenn diese mit "gutem Geld" unterlegt wird. Das Missverhältnis sollte spätestens im Rahmen der neuen Zielvereinbarung 2019-2023 korrigiert werden.

Sie sind seit 2002 Präsident der Universität und haben diese zur Stiftungs-Hochschule umgewandelt. Wie lange wollen Sie noch im Amt bleiben und was sind Ihre Pläne für diese Zeit?

Meine dritte Amtszeit läuft bis zum 31.12. 2020. Der Stiftungsrat hat mich beauftragt, unsere Entwicklungsplanung mit den Gremien bis 2025 fortzuschreiben. Die Arbeit bereitet mir Freude. Ich möchte den Mensaneubau eröffnen, mit unserem Team das Center for World Music auf der Domäne errichten, weitere Studienvarianten und -gänge entwickeln, die Bildungsintegration ausbauen, die neue Leitlinie zur Förderung des Mittelbaus und die Internationalisierungstrategie umsetzen, IT mit den Professoren und Partnern aus der Wirtschaft weiter entwickeln, die Zielvereinbarung 2019 ff. verhandeln, an der Neuordnung des Lehramtsstudiums im Land mitwirken - wie viele Druckzeilen habe ich noch ?  Es ist ein wunderbares Amt mit Raum für Kreativität.

Die Fragen stellte Norbert Mierzowsky.

Das Interview von Norbert Mierzowsky erschien in gekürzter Form am 12.12.2016 in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung.

Zur Person: Professor Wolfgang-Uwe Friedrich

Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich, 64 Jahre. Studium der Geschichte, Slawistik und Politikwissenschaft. Auslandssemester und Forschungsaufenthalte führten ihn nach Sofia, Istanbul, Wien, London und Paris. Unter anderem forschte er als J.F. Kennedy Fellow an der Harvard Universität über die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Seit 2002 ist er Präsident der Stiftung Universität Hildesheim, seit 2015 Vorsitzender der Landeshochschulkonferenz Niedersachsen, 2008 bis 2016 Mitglied des ZDF-Fernsehrats, jetzt arte-Programmbeirat.

Studenten entwickeln Online-Plattform für Engagement

$
0
0

Statt ein eigenes Engagement-Projekt zu starten, wollen Jonathan Weldeab und Nils Fabig studentische Projekte und Initiativen in der Stadt vernetzen. In den letzten Monaten haben die beiden Studenten der Universität Hildesheim eine digitale Plattform aufgebaut, die studentisches Engagement sichtbar macht. Sie nennen ihr Onlineportal „Luftikus“.

„Wir möchten einen frischen Blick auf Engagement werfen und das Bild erweitern. Der Name ist auch eine ironische Anspielung auf unsere Zielgruppe, wir möchten die etwas passive Menge erreichen und aktivieren, in Bewegung setzen“, sagt Weldeab. Der Vorteil der Online-Plattform sei ihre Schnelligkeit. „Man kann direkt Kontakt mit den Projekten und Veranstaltungen aufnehmen um beispielsweise Karten für eine Theateraufführung zu reservieren. Man kann vor der Vorlesung in unserem blog stöbern und sich danach entscheiden: Ich mache mit – im Sprachlernprojekt der Uni, bei der Organisation einer Diskussionsreihe oder bei der Fahrradwerkstatt. Wir möchten mit unseren Inhalten nicht nur informieren, sondern auch aktivieren. Viele Projekte wissen nicht voneinander und sind nicht sichtbar. Wir wollen auch ein Gedächtnis sein, für Eigeninitiative und studentisches Engagement im Alltag und dieses damit wertschätzen.“

Der Programmierer Nils Fabig setzt die Plattform auf der technischen Seite um. Fabig zog es zum Lehramtsstudium von Wunstorf nach Hildesheim, der 22-Jährige studiert Geographie und Wirtschaft und schätzt die Praxisphasen, etwa in 8. und 9. Klassen einer Haupt- und Realschule in der Region. In seiner Schulzeit hat er mit Freunden erste Seiten programmiert. Nun sitzt er nach der Vorlesung am Rechner, kombiniert Farben, programmiert „Luftikus“. „Unsere soziale Online-Plattform besteht aus zwei Teilen: Ein Projektportal, auf dem wir Engagement-Projekte vorstellen, die nach Studierenden suchen, die mitwirken möchten. Und wir haben den Campus-blog, in dem wir in Reportagen und Interviews darüber berichten, was aus den Projekten wird“, sagt Fabig.

Nachgefragt bei Jonathan Weldeab

Jonathan Weldeab, 23, aus Göttingen, studiert im Bachelor Sozial-und Organisationspädagogik, studentische Hilfskraft am Zentrum für Bildungsintegration der Universität Hildesheim, engagiert sich in einer Arbeitsgruppe „Antidiskriminierung“, war bis Sommer 2016 im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) aktiv.

Warum ist es sinnvoll, im Studienalltag über den Tellerrand zu schauen und nicht allein an Noten zu denken, sondern und auch anderen zu helfen, sei es als Sprachtandempartner oder in der Fahrradwerkstatt „Fazze“, um Räder zu reparieren?

Jonathan: Über den Tellerrand zu schauen hat viel mit persönlichem Wachstum zu tun. Wer über den Tellerrand schaut, lernt sich selbst und seine eigenen Ziele zu hinterfragen und ins Verhältnis mit der Lebenssituation anderer zu setzen. Es bewahrt mich außerdem davor, allzu linear zu denken. Die besten Erkenntnisse und Inspirationen hat man immer da, wo man nicht mit ihnen rechnet…

Dein Tipp für Studienanfängerinnen und Studienanfänger: Wie bekommt man Engagement und Uni-Alltag unter einen Hut?

Das geht viel leichter als man denkt. Unglaublich viel von dem, was man in der Uni an Theorie lernt, lässt sich im Engagement finden und erleben, besonders weil man im Engagement eigentlich immer die Möglichkeit hat, sich seine eigenen Räume und Profile zu schaffen. Das macht vieles greifbarer und besser verständlich, weshalb bei mir beides eng miteinander verwoben ist. Außerdem ist ein Engagement immer freiwillig und alle sitzen im selben Boot, weshalb viel Rücksicht, Verständnis und Wertschätzung mit im Spiel sind. Gerade letzteres hilft wiederum sehr im Uni-Alltag. Wer seine eigenen Ideen im Engagement aufblühen sieht, traut sich mehr in der Uni.

Du warst Mitglied im Allgemeinen Studierenden-Ausschuss. Dein Tipp für Studierende, die noch nie etwas vom „AStA“ gehört haben…

Im Allgemeinen Studierenden-Ausschuss macht eigentlich fast jeder etwas anderes. Der AStA ist in Referate unterteilt. Man sollte sich nicht zu steif an der Referatsbeschreibung langhangeln, sondern überlegen, was man für sinnvoll hält. Im besten Fall entdeckt man dann selbstständig Handlungsbedarfe und Leerstellen und wird aktiv. Mit der Zeit ist das natürlich so eine Sache. Je länger man mitarbeitet, desto mehr interessante Projekte, Menschen und Ansätze entdeckt man und dann ist man auf einmal fast überall dabei. Da muss man aufpassen. Wer noch nie davon gehört hat, sollte unbedingt zu einer Sitzung gehen oder die Aktionen besuchen. Je mehr Leute im AStA und an seiner Arbeit partizipieren, desto besser wird er und desto repräsentativer werden auch seine Aktionen.

Du arbeitest im „Runden Tisch Flucht“ mit. Was machst du hier?

Bisher wurde der Runde Tisch als Austausch und Informationsplattform genutzt. Wie kann man alle an der Universität Beteiligten, alle Projekte mit einbinden und zusammentreffen? Darüber mache ich mir gerade Gedanken.

Die Fragen stellte Isa Lange.

Mitwirken bei der Online-Plattform „Luftikus“

Das Online-Portal „Luftikus“ sucht Studentinnen und Studenten, die die neue Engagementplattform mit weiterentwickeln möchten. Vor allem wer einfach Freude daran hat, Veranstaltungen zu planen oder redaktionell tätig zu werden und Interviews und Videos herzustellen, kann sich gerne melden. Studierende aus allen Fachbereichen können sich beteiligen. Einfach eine E-Mail schreiben an kontakt@luftikus-hildesheim.de.

Forschung: Digitale Zukunft des Mittelstands

$
0
0

Sechs niedersächsische Forschungseinrichtungen haben sich zum Innovationsverbund „SmartHybrid“ zusammengeschlossen. Ab Januar 2017 befassen sie sich mit der digitalen Zukunft niedersächsischer Unternehmen. In dem Verbund werden Forschungsgruppen aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen mit der regionalen Wirtschaft neue digitale Dienstleistungen und Geschäftsmodelle entwickeln. Das Forschungsprojekt wird im aktuellen EFRE-Programm des Landes Niedersachsen mit insgesamt 1,9 Millionen Euro gefördert. Ein Team um Professor Ralf Knackstedt von der Abteilung „Informationssysteme und Unternehmensmodellierung“ der Universität Hildesheim führt dabei das Teilprojekt „Process Engineering“ durch.

Die Wirtschaftsinformatiker gehen davon aus, dass die Zukunft mittelständischer Unternehmen vor allem davon abhängt, welche digitalen Technologien sie einsetzen und welchen Nutzen diese dem Kunden bringen. Dabei geht es um Technologien wie Internet of Things, cyber-physische Systeme, Virtual Reality oder 3D-Druck, durch die sich neue digitale Services für viele Produktarten entwickeln lassen.

Auf wissenschaftlicher Seite sind unter der Federführung der Universität Osnabrück auch die Leibniz Universität Hannover, die Hochschule Osnabrück, die Universität Hildesheim sowie die technischen Universitäten aus Braunschweig und Clausthal-Zellerfeld in das interdisziplinäre Projekt eingebunden. In dem Innovationsverbund arbeiten Fachleute aus der Betriebswirtschaftslehre, der Wirtschaftsinformatik, der Informatik und den Ingenieurwissenschaften zusammen. Mit dieser Ausrichtung möchten die Verbundpartner branchenübergreifende und ganzheitliche Lösungen aus der anwendungsorientierten Forschung heraus entwickeln und deren kontinuierlichen Transfer in die Praxis gewährleisten.

Die Hildesheimer Arbeitsgruppe um Ralf Knackstedt geht der Frage nach, wie Unternehmen Sach- und Dienstleistungen kombinieren und dabei effektiv und koordiniert zusammenarbeiten können. „Hybride Wertschöpfung leistet mit Servicenetzwerken einen wichtigen Beitrag zur Differenzierungsstrategie von Unternehmen und erschwert das Kopieren des Leistungsangebots im Wettbewerb, wodurch möglicher Produktpiraterie entgegengewirkt werden kann“, sagt Professor Ralf Knackstedt, Projektleitung des Teilprojektes „Process Engineering“. Die Wissenschaftler analysieren in den kommenden Jahren in dem Teilprojekt die Prozesse in den entstehenden Netzwerken. Zur Umsetzung sei insbesondere das Identifizieren von (nötigen) Kompetenzen in Wertschöpfungsnetzwerken sowie das Abstimmen verschiedener Akteure von großer Bedeutung. „Die Koordination und Kooperation in komplexen Netzwerken auch über verschiedene Unternehmen hinweg, erfordert gemeinsam abgestimmte Prozesse“, so der Hildesheimer Wirtschaftsinformatiker Thorsten Schoormann.

Damit der Verbund die Bedarfe der Unternehmen berücksichtigen kann, werden frühzeitig Praxispartner aus der Wirtschaft eingebunden. Bereits vor Starttermin haben sich über 30 Unternehmen dem Verbund angeschlossen. Für weitere Partner ist das Projekt offen. Klein- und Mittelständische Unternehmen (KMUs) aus Niedersachen können sich ab sofort bei den Wirtschaftsinformatikern melden. Thematisch sollten die Unternehmen Interesse oder Bedarfe an der „Hybriden Wertschöpfung“ (Verknüpfung von Sach- und Dienstleistungen) haben. Wer mehr über das Projekt in der Region Hildesheim erfahren möchte, kann Prof. Dr. Ralf Knackstedt (ralf.knackstedt@uni-hildesheim.de) und Thorsten Schoormann (thorsten.schoormann@uni-hildesheim.de) von der Abteilung Informationssysteme und Unternehmensmodellierung der Universität Hildesheim kontaktieren. Der Wissenstransfer in die regionale Wirtschaft ist gewollt. Innovative und branchenspezifische Weiterbildungsveranstaltungen werden bereits jetzt geplant und in regelmäßigen Abständen durchgeführt.

„SmartHybrid“ ist einer von vier Innovationsverbünden, die seitens des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen im Rahmen der kommenden EU-Förderperiode aus Mittel des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung gefördert werden.

Mehr Infos zum Innovationsverbund SmartHybrid

Zeitgeschichte: Lebenswerk des früheren Bundesbankpräsidenten Hans Tietmeyer

$
0
0

Promotion über Hans Tietmeyers Lebenswerk an der Universität Hildesheim

Hans Tietmeyers Leben und sein berufliches Wirken findet bis heute keine angemessene Berücksichtigung in der wissenschaftlichen Literatur. Joachim Algermissen untersucht im Rahmen seiner Dissertation an der Universität Hildesheim das berufliche Lebenswerk von Hans Tietmeyer und hat seine Arbeit noch vor Tietmeyers Tod fertigstellen können. Die Arbeit wird von Prof. Dr. Athanassios Pitsoulis und Prof. Dr. Michael Gehler betreut. Die Dissertation füllt eine Forschungslücke in der Aufarbeitung der jüngeren wirtschafts-, finanz- und währungspolitischen Zeitgeschichte, die unter anderem die teils drastischen Veränderungen der deutschen Wirtschaftspolitik in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren, die Deutsche Einheit oder auch die Einführung des Euro umfasst.

Hans Tietmeyer (1931-2016)

Ein Nachruf von Joachim Algermissen

Mit Hans Tietmeyer verliert Deutschland einen hartnäckigen ordnungspolitischen Kämpfer und einen überzeugten Stabilitäts-Europäer, der in mehreren leitenden Funktionen im Wirtschafts- und Finanzministerium sowie zuletzt als Präsident der Deutschen Bundesbank agierte. Für ihn war das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Wirtschafts- und Währungspolitik die zentrale Voraussetzung für eine dauerhaft funktionsfähige und freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Deshalb stand für ihn eine Stabilitätskultur stets im Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Seine Erfahrung und Expertise werden wir bei der Bewältigung der künftigen europäischen Herausforderungen noch vermissen.

Während seiner Präsidentschaft in der Bundesbank stand die Vorbereitung der Euro-Einführung auf seiner Tagesordnung. Tietmeyer hatte eine klare Vorstellung von den institutionellen Voraussetzungen für die neue Gemeinschaftswährung und formulierte dafür drei zentrale Forderungen: Die Gründung einer unabhängigen und stabilitätsorientierten Europäischen Zentralbank nach dem Modell der Deutschen Bundesbank. Dabei benannte er Stabilitätsorientierung als Zielsetzung und die Geldmengenpolitik als Instrument einer solchen Zentralbank.

Das zweite Anliegen bestand aus einer Flankierung der Währungsunion mit einer weitergehenden politischen Union, denn die Einführung des Euro war für ihn nicht nur eine temporäre Wechselkursbindung, sondern eine irreversible ökonomische und politische Integration auf Dauer. Daher waren gemeinsame wirtschaftspolitische Antworten notwendig, sobald das Wechselkursinstrument mit Eintritt in die europäische Währungsunion nicht mehr zu Verfügung stehen sollte.

Die dritte Forderung bezog sich auf die Gewährleistung der ökonomischen Konvergenz der Mitgliedsstaaten. Insbesondere die fiskalischen Konvergenzkriterien (Schuldenquote von 60% des BIP und das Defizitkriterium von 3%) waren für Tietmeyer nicht sonderlich ambitiös formuliert. Bereits damals vermutete er, dass sie die Währungsunion spalten könnten, wenn Länder beitreten würden, die von der Währung überfordert wären. Eine Sorge, die aktueller nicht sein könnte.

Man sollte Tietmeyer allerdings nicht als Gegner des Euros in Erinnerung behalten, denn er war vielmehr ein ökonomischer Experte, der sich kritisch mit den Vorgängen auseinandersetzte und auf die Risiken hinwies. Tietmeyer selbst bezeichnete sich als europäischen Förderalisten, der sich für die Verwirklichung eines großen europäischen Ideals einsetzte und eine klare Vorstellung hinsichtlich eines stabilen Fundaments für eine tragfähige Währungsunion hatte. In die Geschichtsbücher wird er als ein Bundesbankpräsident eingehen, der sich mit aller Kraft bei großer fachlicher Kompetenz und hoher politisch-moralischer Integrität für einen harten Euro einsetzte und am 1. Januar 1999 eine stabile D-Mark in die Eurozone einbrachte.

Zum Abschluss einige persönliche Worte: Auf Vermittlung von Prof. Michael Gehler von der Universität Hildesheim erhielt ich im Februar 2013 das Privileg, Hans Tietmeyer persönlich kennenzulernen und sein Lebenswerk wissenschaftlich aufzuarbeiten. In den vergangenen dreieinhalb Jahren bekam ich nicht nur exklusiven Zugang zu seinem Privatarchiv, sondern konnte meine Dissertation mit rund 48 Stunden Interview-Material durch von Tietmeyer vermittelte Experten und Weggefährten untermauern. Am häufigsten nutzte er bei unseren Gesprächen das Wort „Stabilitätskultur“, die zweifellos auch sein Privatleben bestimmte. Dies wurde auch daran deutlich, dass er sich stets an dem symbolischen Vergleich mit der „Westfälischen Eiche“ erfreute. Meine Zeit mit ihm war geprägt durch faszinierende wie fesselnde Einblicke in die Hintergründe der wirtschaftspolitischen Umbrüche der 1970er und 1980er Jahre, durch Erfahrung hochspannender Details über den Prozess zur deutschen Einheit und durch einen Blick hinter die Kulissen der Euro-Einführung. Beide Prozesse wurden durch Tietmeyer maßgeblich mitgestaltet. Dafür bin ich ihm mehr als dankbar. Ich werde Hans Tietmeyer nicht nur als erstklassigen wirtschafts- und geldpolitischen Experten vermissen, sondern insbesondere auch als Menschen und väterlichen Freund.

Archiv der Zeitgeschichte

Das Institut für Geschichte der Universität Hildesheim baut ein Online-Archiv der Zeitgeschichte auf: Seit zehn Jahren sprechen Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Diplomatie über aktuelle und historische Themen europäischer (Zeit-)Geschichte sowie über Fragen der europäischen Integration. Die Vorträge sind öffentlich und werden dokumentiert. Auch Hans Tietmeyer sprach in der Vortragsreihe „Europagespräche“ in Hildesheim: Das Institut für Geschichte dokumentiert die Rede „Der Euro. Seine Geschichte und die Chancen seiner Zukunft“ vom 08.11.2011 [zum Video] [zum Bericht].

Internet und Politik: Soziale Medien im Wahlkampf

$
0
0

Am Dienstag, 10. Januar 2017, spricht Professor Christoph Bieber an der Universität in Hildesheim über den amerikanischen und deutschen Wahlkampf. Dabei geht der Politikwissenschaftler der Universität Duisburg-Essen auf die Rolle sozialer Medien ein und fragt, ob der deutsche Wahlkampf anders sein wird als der amerikanische. Die USA haben einen Wahlkampf von noch nie dagewesener Schärfe erlebt. Professor Bieber ist Experte für soziale Medien in Wahlkämpfen und befasst sich zudem mit der Zeit „Nach Obama“ (das gleichnamige Buch erscheint im Frühjahr 2017). Der Vortrag ist Teil der Reihe „Digitale Lebenswelten" an der Universität Hildesheim.

„Die Nutzung sozialer Medien wird auch den deutschen Wahlkampf beeinflussen. Sehr wahrscheinlich aber in vielerlei Hinsicht anders als in den USA“, sagt Professorin Marianne Kneuer. „Welche Rolle etwa Twitter bei dem Bundestagswahlkampf spielen wird und ob populistische Tendenzen verstärkt werden, sind zwei Aspekte, die wir im Blick behalten müssen“, so die Politikwissenschaftlerin. Marianne Kneuer hat an der Universität in Hildesheim die Arbeitsgruppe Internet und Politik aufgebaut. Wolf Schünemann, seit Herbst 2016 neuer Juniorprofessor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Internet und Politik in Hildesheim, untersucht in den kommenden Monaten das Diskursverhalten in sozialen Netzwerken, etwa im anstehenden Bundestagswahlkampf und im Landtagswahlkampf in Niedersachsen.

Vorlesungsreihe „Digitale Lebenswelten“

Die Vorlesungsreihe „Digitale Lebenswelten: Politik – Medien – Kommunikation" richtet sich an Bürger aus der Region, an Studierende und Lehrende. Professorin Marianne Kneuer organisiert die Vorlesungsreihe gemeinsam mit den Sprachwissenschaftlerinnen Prof. Bettina Kluge und Prof. Beatrix Kreß und dem Informationswissenschaftler Professor Joachim Griesbaum. Die Wissenschaftler laden interessierte Bürger herzlich in die Universität ein, um sich über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu informieren. Alle Vorträge sind öffentlich und kostenfrei. Nach dem Vortrag besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ins Gespräch zu kommen.

Der Vortrag von Professor Christoph Bieber beginnt am 10. Januar 2017 um 18:15 Uhr am Uni-Hauptcampus am Universitätsplatz 1 (Forum, Raum N007). Die Reihe endet am 31. Januar 2017 mit einem Vortrag der Hamburger Informationswissenschaftlerin Professorin Frauke Schade über Erfolgsfaktoren von Marktführern auf dem digitalen Informationsmarkt. Auf dem digitalen Informationsmarkt entwickeln sich in einem rasanten Tempo neue Geschäftsmodelle und Vertriebsstrategien für Öffentlichkeiten, die nach neuen Regeln spielen.

Medienkontakt: Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Es war einmal: Märchen in Leichter Sprache

$
0
0

Professorin Christiane Maaß von der „Forschungsstelle Leichte Sprache“ der Universität Hildesheim hat mit ihrem Team und in Zusammenarbeit mit dem Norddeutschen Rundfunk Märchen in Leichter Sprache produziert. Die Märchen sind ab sofort online beim NDR abrufbar – von „Rapunzel“ und „Frau Holle“ über „Der Wolf und die sieben Geißlein“ bis zu den „Bremer Stadtmusikanten“.

Die Texte wurden von Studentinnen und Studenten des Studiengangs  „Medientext und Medienübersetzen“ in den Kursen „Orientierung – Menschen mit Sinnesbehinderungen“ und „Barrierefreie Internetnutzung“ angefertigt. Auch die Zeichnungen sind überwiegend von den Studierenden. Isabel Rink von der Forschungsstelle Leichte Sprache hat die Märchen überarbeitet und sie sind ab sofort auch in Gebärdensprache mit Untertiteln in Leichter Sprache abrufbar. Viel Wert haben die Übersetzerinnen auf eine schöne Stimmqualität der Sprecher gelegt.

Als einzige Universität in Deutschland hat Hildesheim eine Forschungsstelle zu Leichter Sprache aufgebaut, an der wissenschaftliche Arbeiten ebenso umgesetzt werden wie praktische Projekte. In Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Justizministerium wurden zum Beispiel juristische Texte, etwa das Erbrecht, übersetzt. Die Leichte Sprache – ein Zusatzangebot zum Originaltext – helfe allen Menschen, die Schwierigkeiten mit dem Lesen haben, so Maaß.

Nachgefragt bei Professorin Christiane Maaß und Isabel Rink

Warum übersetzen Sie Märchen – von „Frau Holle“ bis „Hänsel und Gretel“?

Christiane Maaß: Wir übersetzen alle Arten von Texten und haben eigentlich einen Fokus auf fachlichen Texten, insbesondere juristischen. Hier gibt es inzwischen rechtliche Vorgaben und damit eine Handlungsnotwendigkeit. Uns ist es jedoch ein Anliegen, alle Formen von Schriftlichkeit für Leserinnen und Leser mit Einschränkungen zu öffnen. Märchen sind ein wichtiges Kulturgut. Sie sind sprachlich nicht leicht, aber alle Kinder – auch Kinder mit Behinderungen oder Kinder, die gerade erst Deutsch lernen – sollten möglichst direkt Zugang erhalten. Wir haben gehörlose Kinder kennengelernt, die zehn Jahre alt sind und kaum Märchen kennen, weil es sie nicht in für sie zugänglicher Form gab. Es war uns ein Anliegen, Märchen für alle barrierefrei zu machen. Darum auch die Umsetzung in Leichter Sprache, in Gebärdensprache, mit Vorlesefunktion und mit Untertiteln: Jede und jeder soll Zugang erhalten.

Was ist schwierig beim Übersetzen der Märchen? Ist es immer eindeutig klar, wie man einfache Worte für den komplexen Märchentext finden kann?

Isabel Rink: Nein – es war tatsächlich mühevoll bei den Märchen den richtigen „Ton" zu treffen, denn gerade dieser macht die Textsorte ja so besonders. Eine Herausforderung ist der Umgang mit den für Märchen so typischen Verkleinerungsformen, zum Beispiel „Häuschen", „Vögelchen" oder „Hemdlein" – diese sind nicht trivial und müssen erklärt werden [hier kann man das Märchen „Hänsel und Gretel“ in Leichter Sprache lesen]. Wir haben uns in der Übersetzung von Hänsel und Gretel für diese Variante entschieden:

Dann kommen Hänsel und Gretel zu einem Häuschen.
Ein Häuschen ist ein kleines Haus.
Das Häuschen ist mitten im Wald.
Das Häuschen ist aus Brot.
Und Zucker.

Wie verändert sich der Originaltext in Ihren Märchen-Übersetzungen?

Isabel Rink: Bei „Hänsel und Gretel“ kommt erschwerend hinzu, dass das Märchen einen typischen Reim enthält:

„Knusper, knusper, Knäuschen,
wer knuspert an meinem Häuschen?"

Zuallererst wollten wir das „Häuschen" zu einem „Haus" machen, aber dann hätte der so charakteristische Reim nicht mehr adäquat übersetzt werden können (Knusper, knusper, Knaus, wer knuspert an meinem Haus?). Das Märchen hätte seinen Charme verloren. Also mussten wir nach alternativen Lösungen suchen…

Für welche Übersetzung haben Sie sich dann entschieden?

Isabel Rink: Die Lösung sieht wie folgt aus:

Hänsel und Gretel essen ein Stück vom Häuschen.
Plötzlich hören Hänsel und Gretel eine Stimme.
Die Stimme kommt aus dem Häuschen:
Knusper knusper Knäuschen.
Wer knuspert an meinem Häuschen?

Wie geht es nun weiter in der Forschungsstelle Leichte Sprache – Sie übersetzen mit ihrem Team Texte aus der Justiz (etwa Erbrecht), Märchen, Nachrichten – und nun? Welche Textform wäre noch reizvoll und wichtig? Etwa: ein Mietvertrag, Musiktexte, Theatertexte, Kant, Goethe und Dostojewski?

Christiane Maaß: Im Moment steht eine wichtige Aufgabe für uns im Vordergrund: Ab 1. Januar 2018 besteht nach dem Behindertengleichstellungsgesetz ein gesetzlich festgeschriebenes Recht auf Rechtstexte in Leichter Sprache. Diese Texte liegen noch nicht vor und es gibt nur wenige Übersetzer in Deutschland, die diese Aufgabe übernehmen können. Rechtstexte sind schwer und die Übersetzungen müssen ja korrekt und dabei trotzdem sprachlich ganz leicht werden. Das ist eine sehr schwere Aufgabe. Wir möchten zur Professionalisierung der Leichte-Sprache-Übersetzer im Bereich der fachlichen Übersetzung beitragen. Hierfür arbeiten wir eng mit den großen deutschen Übersetzerverbänden (ADÜ, BDÜ) zusammen. Wir konnten sie überzeugen, sich für Leichte Sprache zu öffnen und uns zu unterstützen. Wir möchten, dass viele Leichte-Sprache-Übersetzer in die Lage versetzt werden, Fachtexte angemessen in Leichte Sprache umzusetzen, damit das Projekt „Rechtstexte in Leichter Sprache" gelingen kann.

Die Fragen stellte Isa Lange.

Kontakt zur Forschungsstelle Leichte Sprache

Wer sich für Leichte Sprache interessiert, kann Prof. Dr. Christiane Maaß (christiane.maass@uni-hildesheim.de) und Isabel Rink (rinkis@uni-hildesheim.de) kontaktieren. Weitere Informationen findet man auf der Internetseite der Uni-Forschungsstelle sowie auf der Internetseite des NDR.


Informatik an Schulen: Niedersachsen sucht IT-Lehrerinnen und Lehrer

$
0
0

Informatik an Schulen: jetzt bewerben

Seit Herbst 2016 können Lehramtsstudierende an der Universität Hildesheim erstmals das Lehramtsfach Informatik wählen. Studieninteressierte können sich noch bis zum 15. Januar 2017 um einen Studienplatz im Bereich Lehramt an Haupt- und Realschulen mit der Fächerkombination Mathematik und Informatik bewerben, das Studium an der Uni Hildesheim beginnt im April 2017. Bisher haben in Niedersachsen nur die Universitäten in Göttingen, Oldenburg und Osnabrück Informatiklehrer für den Unterricht an Gymnasien ausgebildet. Eine Ausbildung zur Informatiklehrerin oder zum Informatiklehrer für Haupt- und Realschulen war in Niedersachsen im Gegensatz zu verschiedenen anderen Bundesländern wie Bayern oder Nordrhein-Westfalen bisher nicht möglich.

„Gehören Sie zur ersten Generation der Lehrerinnen und Lehrer, die das Fach in Niedersachsen aufbauen. Das ist eine große berufliche Chance und eine spannende, lebenslange Aufgabe. Kein Beruf ist heute mehr vorstellbar ohne grundlegende und anwendungsorientierte Kenntnisse der Informatik“, sagt der Hildesheimer Informatikprofessor Klaus-Jürgen Förster. In der Schule können zentrale Grundlagen vermittelt werden – wie werden Informationen als Daten repräsentiert und verarbeitet, wie steuern Algorithmen Prozesse? Welche Programmierbefehle braucht ein Roboter, um sich im Raum zu bewegen? Wie funktionieren Programmiersprachen? Wie geht man verantwortungsvoll mit Daten um? Welche Auswirkungen haben Informations- und Kommunikationssysteme auf den Alltag und die Gesellschaft?

Im Studium in Hildesheim geht es um weit mehr als ein bisschen Word und die Gestaltung von Power-Point-Präsentationen. Neben Programmieren und Datenbanken gehören auch Algorithmen und Datenstrukturen, Medieninformatik und Systemadministration zum Studium. Außerdem wählen die Studentinnen und Studenten fachwissenschaftliche Vertiefungen wie Maschinelles Lernen, Robotik, Softwareentwicklung oder Wirtschaftsinformatik. Sie kombinieren die Theorie mit der Praxis und sind schon im ersten Studienjahr an Partnerschulen. Weitere fachdidaktische Praxisphasen folgen im Verlauf des Studiums.

Informatik ist als eigenständiges Unterrichtsfach an Haupt-, Real- und Oberschulen vorgesehen. Derzeit fehlen allerdings die Lehrerinnen und Lehrer, sagt Professor Klaus-Jürgen Förster. Die Universität Hildesheim möchte dazu beitragen, die nächste Generation der IT-Lehrer auszubilden. Wer sich für ein Informatik-Studium entscheidet, sollte Interesse und Freude am Einsatz moderner Informationstechnologien in allen Lebensbereichen haben, so Förster. „Was wir in Deutschland brauchen ist eine große Anzahl von Lehrern, die ihren Schülerinnen und Schülern zeigen, was hinter Computern steckt und wie wir mit der Welt der Informationen umgehen. Sie sollten Wissen um Chancen und Gefahren aufbauen."

Informatik an Schulen: Kontakt für Studieninteressierte

Wer sich für das Lehramtsfach Informatik an Haupt- und Realschulen (das umfasst auch Oberschulen und Gesamtschulen) interessiert, kann sich ab sofort bei Prof. Dr. Klaus-Jürgen Förster melden (E-Mail foerster[at]cs.uni-hildesheim.de). Studierende wählen neben dem Fach Informatik ein zweites Fach. Studierende aus höheren Semestern begleiten die Studienanfänger beim Studieneinstieg. Bewerbungen sind zum Sommersemester 2017 möglich, die Bewerbungsfrist endet am 15. Januar 2017 [jetzt bewerben]. Studienbeginn ist im April 2017. Mehr Infos zur Bewerbung findet man online.

„Informatik ist längst in unseren Alltag eingezogen“

Professor Klaus Schmid lehrt Informatik an der Universität Hildesheim und forscht im Bereich Softwareentwicklung. Zur Bedeutung von Informatik an Schulen sagt Schmid:

„Die Entwicklung, Informatik als Fach an Schulen zu unterrichten, ist überfällig. Informatik ist längst in unseren Alltag eingezogen, hat Bedeutung für das tägliche Leben. Schule sollte Kinder und Jugendliche darauf vorbereiten, wie die Welt funktioniert, damit sie diese verstehen. Informatik als Schulfach zu unterrichten, bedeutet auch, sich sowohl mit dem Allmachtsglauben als auch mit der digitalen Panik auseinanderzusetzen, die wir vorfinden. Wir sollten dieser Panik mit Wissen begegnen. Informatik ist ein wichtiges Grundwissen über die Welt, genauso sollten Kinder auch erfahren, wie physikalische Prozesse ablaufen (im Fach Physik), wie eine Sprache aufgebaut ist (im Fach Deutsch) oder wie Klänge entstehen (im Fach Musik).“

Kurz erklärt: Lehrerausbildung in Hildesheim

Mittwochs im Hörsaal – und freitags im Klassenzimmer: Lehramtsstudierende der Universität Hildesheim sind im ersten Studienjahr einmal in der Woche in der Schule, das ist bundesweit besonders. Sie erhalten früh Einblicke in die Schulrealität, können die Berufswahl überprüfen und reflektieren. Im zweiten Semester halten sie eine erste Unterrichtsstunde. Etwa 500 Lehramtsstudierende starten jeden Herbst in ihr erstes Studienjahr.

Mit etwa 2600 Studierenden bildet die Universität Hildesheim rund ein Drittel der niedersächsischen Grund-, Haupt- und Realschullehrer aus. Schwerpunkte in der Lehrerausbildung liegen in den Bereichen Deutsch als Zweitsprache, Individuelle Förderung und Umgang mit Vielfalt im Klassenzimmer. Die Universität arbeitet in weiteren Praxisphasen im Verlauf des Studiums mit 250 Partnerschulen in Hannover, Hildesheim und der Region zusammen

Medienkontakt: Pressestelle der Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Kulturcampus: Uni-Alltag erkunden

$
0
0

Vom 16. bis 18. Januar 2017 sind zum zehnten Mal etwa 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur" (FSJ) aus allen Regionen Deutschlands zu Gast auf dem Kulturcampus der Universität Hildesheim. Sie bekommen dort einen Einblick in die kulturvermittelnden Studiengänge Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis, Szenische Künste, Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus sowie Philosophie-Künste-Medien.

Im FSJ Kultur engagieren sich junge Menschen zwischen 16 bis 27 Jahren für ein Taschengeld in Museen und Theatern, in Medientreffs und Kunstschulen, in Bibliotheken und Gedenkstätten, in Musikeinrichtungen oder soziokulturellen Zentren, erklärt Julia Speckmann. „Die Jugendlichen sind dort in den ganz normalen Arbeitsalltag integriert und bereichern das Programm mit einem eigenständigen Projekt. Diese Tätigkeiten im Kulturbereich passen perfekt zu unseren Hildesheimer Studiengängen. Während der Bildungstage geben wir einen Einblick in das Studien- und Berufsziel Kultur", so Speckmann. Sie vermittelt Praktika und informiert an der Universität über Arbeitsfelder für Kulturschaffende.

Gemeinsam mit Studierenden der Kulturwissenschaften besuchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Seminare und Vorlesungen, hören Vorträge und bekommen einen Einblick in die Projektarbeit. So lernen sie die künstlerische und die wissenschaftliche Seite dieser Studiengänge kennen, sagt Julia Speckmann.

Die Bildungstage sind eine Kooperation des Fachbereichs „Kulturwissenschaften und ästhetische Kommunikation“ der Stiftung Universität Hildesheim, für den das Institut für Kulturpolitik die Koordination übernimmt, und der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Niedersachsen e.V., dem Träger des FSJ Kultur in Niedersachsen, Hamburg und Bremen.

„Hier will ich Theater machen!"

Nachgefragt bei Julia Speckmann vom Fachbereich Kulturwissenschaften und Ästhetische Kommunikation

Seit zehn Jahren erhalten junge Erwachsene an der Universität Hildesheim Einblicke in das Studium der Kulturwissenschaften. Warum bietet der kulturwissenschaftliche Fachbereich die Bildungstage an?

Julia Speckmann: Wir bieten die Bildungstage inzwischen schon seit zehn Jahren an, weil sie den Jugendlichen einen intensiven Blick in alles bieten, was für uns zum Studium der kulturwissenschaftlichen Studiengänge dazugehört: Lehre, freie Projektarbeit und das Unileben mit Kommilitoninnen und Kommilitonen drumherum. Drei Tage lang das Domänenleben zu erkunden und mit studentischen Mentorinnen und Mentoren zu sprechen, da kann man sich schon einen umfassenden Überblick verschaffen – sicherlich viel besser, als es an einem einzelnen Infotag möglich ist. Und die Teilnehmenden passen einfach super hierher, obwohl sie noch so jung sind. Meist sind sie während ihres FSJ Kultur schon durch Hildesheimer Alumni als Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzte auf unser Studienangebot aufmerksam geworden. Dieses Jahr sind wieder über 20 ehemalige FSJ-ler_innen unter den Erstsemestern.

Wie wichtig sind für die Teilnehmer die Begegnungen mit Lehrenden?

Die Begegnung mit Lehrenden ist aus meiner Sicht essentiell. Daher gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch einen ganzen Tag über mit in Lehrveranstaltungen, von der großen Einführungsvorlesung bis hin zu ganz kleinen Seminaren, in denen individuell und praktisch gearbeitet wird. Dort erleben sie verschiedene Lehrformate, aber eben auch sehr unterschiedliche Lehrstile und Lehrende, die allesamt für ihr Thema brennen und diese Begeisterung ist natürlich ansteckend. Die Lehrenden geben ja vorher ihr OK für die Teilnahme der Kleingruppen an ihren Seminaren und stellen sich immer auf die Besucherinnen und Besucher ein, das heißt sie geben nochmal einen Überblick über das seit Semesterbeginn im Seminar Behandelte und strukturieren die Sitzung so, dass die FSJ-ler_innen mitkommen und sich sogar einbringen können.

Studentinnen und Studenten sind während der Bildungstage Mentoren und begleiten die Teilnehmer durch den Uni-Alltag. Was können die Jugendlichen von den Studierenden lernen?

Wir Lehrenden machen den Werbeblock und die studentischen Mentorinnen und Mentoren sagen, wie es hier wirklich zugeht. (lacht) Zum Glück deckt sich das ja, der positive Blick auf das, was wir hier tun. Ich bin tatsächlich jedes Jahr sehr angetan davon zu sehen, wie begeistert die Mentorinnen und Mentoren von ihrem Studium in Hildesheim berichten und wie engagiert sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter ihre Fittiche nehmen, um möglichst viel zu zeigen und zu berichten – natürlich gehören dazu auch kritische Punkte, aber genau darum geht es ja: einen möglichst umfassenden Eindruck zu ermöglichen. Im Detail und in kleiner Runde mit fast Gleichaltrigen zum Beispiel über die Aufnahmeprüfung zu sprechen, nimmt auch Ängste. Und abends in der Kulturfabrik oder der studentischen WG-Küche kommen schließlich auch die wichtigsten Fragen. Dieses Jahr werden wir an einem Abend im Trillke Gut als Großgruppe zu Gast sein und die studentischen Mentorinnen und Mentoren selbst künstlerische Praxisworkshops geben.

Der Blick zurück – ein besonderer Moment aus den letzten zehn Jahren?

Zehn Jahre bin ich selbst noch nicht dabei, aber 2017 immerhin nun schon zum sechsten Mal. Da gab es einige tolle Momente in persönlichen Gesprächen mit den Jugendlichen. Die sind ja zum Zeitpunkt der Bildungstage mittendrin im Orientierungsprozess und man merkt, wie wichtig es für sie ist, Studienalltag ganz konkret zu erleben und sich darüber auszutauschen. Wenn da jemand mit leuchtenden Augen aus einer Lehrveranstaltung kommt und sagt „Hier will ich Theater machen!" ist das auf jeden Fall ein Highlight. Oder auch wenn aus der ehemaligen FSJ-lerin eine Studentin geworden ist, die sich gern an die Bildungstage erinnert und dann selbst als Mentorin dabei ist.

Die Fragen stellte Isa Lange.

 

Rückblick: Bildungstage 2017

Nachgefragt: Marvin Dreiwes, Student der Kulturwissenschaften und Mentor während der Bildungstage, gibt Einblicke in die Bildungstage an der Uni Hildesheim:

Domäne, Hohes Haus, Aula in der 3. Etage: Im großen Stuhlkreis sitzen rund 40 Jugendliche und wissen nicht genau, was sie erwartet. Auf dem Boden in der Mitte sind große Papierbögen mit Schlagwörtern wie „Musik“, „Literatur“ oder „Kunst“ ausgebreitet. Dazwischen hüpft Gregor Pellacini, Masterstudent der Kulturvermittlung, im Kreis und gestikuliert mit Masken, überdimensionalen Stiften und einer bunten Orgelpfeife. Eine sieben-minütige Liebeserklärung an Hildesheim, erklärt er danach. Im März würde er seinen Abschluss machen und hoffe nun, „dass etwas von meiner Liebe zu Hildesheim auf euch überschwappt“.

Gelegenheit dafür hatten die 40 FSJ-ler_innen aus dem Bereich Kultur, die von Montag bis Mittwoch im Rahmen der Bildungstage in Hildesheim zu Besuch waren, sichtlich genug. Um den Alltag der Domäne kennen zu lernen, ging es dafür in Kleingruppen, begleitet von insgesamt sechs Studierenden, in verschiedene Veranstaltungen. Neben Seminaren zum Experimentalfilm, dem Arbeitsfeld Kultur oder politischer Philosophie gab es auch eine Führung über die Domäne inklusive Himbeertorte im Hofcafé. An den Abenden wurden verschiedene freie studentische Projekte wie das Prosanova, das NERV-Magazin oder der Kunstraum53 vorgestellt. Abgerundet wurde das Programm mit verschiedenen Workshops im Trillke-Gut und dem Erkunden des Hildesheimer Nachtlebens.

Manchen der FSJ-ler_innen war schon vor der Anreise klar, dass sie in Hildesheim studieren und dementsprechend über ganz konkrete Themen wie z.B. die Eignungsprüfungen sprechen wollen. Andere waren einfach interessiert an dem Hildesheimer Konzept. Eine Teilnehmende bemerkte, dass es in Hildesheim ja wie in der Schule sei, womit vor allem die kleinen Seminare und die Nähe zu den Dozierenden gemeint waren. Wenn sie an Universitäten denke, haben sie immer die Bilder von riesigen Vorlesungssälen vor Augen.

Und sogar für die sechs studentischen Mentorinnen und Mentoren gaben die Gespräche mit den FSJ-ler_innen Anlass, ihre letzten Semester zu rekapitulieren: „Ich habe selber nochmal die Qualitäten vom Studium für mich kennengelernt, Inhalte, die für mich selbstverständlich geworden sind und mir erst im Kontrast zu den neugierigen Besucherinnen und Besuchern wieder auffielen.“ Neben der Neugierde und vielleicht auch den Erinnerungen an das eigene freiwillige Jahr erlebe man sich selber plötzlich in einer neuen Position: „Man bekommt ein Gefühl, wie es ist, als Dozierende vor Studierenden zu stehen.“

Nun sind wir gespannt, wie viele der Gesichter dann wirklich zum nächsten Wintersemester auf der Domäne auftauchen, denn manche FSJ-ler_innen ziehen auch ein Pendeln aus anderen Städten in Betracht. Und so gestand eine Teilnehmerin am Ende: „Ich wünschte, so eine Uni wie hier gäbe es auch in Dortmund.“ Also doch ein bisschen verliebt.

Rückblick: Bildungstage in Hildesheim 2016

Psychologie: Kochbuch der Gefühle

$
0
0

55 Studentinnen und Studenten der Psychologie und 12 Erwachsene, die nach ihrer Flucht – etwa aus Syrien, Afghanistan, dem Libanon oder der Türkei – vor Kurzem oder bereits vor einiger Zeit in Hildesheim angekommen sind, haben in den vergangenen Monaten gemeinsam gekocht und sich über Gefühle und vieles mehr ausgetauscht. Neben Rezeptideen in elf Kapiteln, die jeweils einem Gewürz zugeordnet sind, erhält der Leser einen Einblick in psychologische Aspekte beim Kochen und Essen. Im Buch enthalten sind zudem Informationen zu Esskulturen, Berichte über gemeinsames Kochen, Fakten über Zutaten und deren Wirkungen und Informationen zu Gefühlen.

„Emotionen und Kochen gehören zusammen. Gerüche oder Gerichte wecken Kindheitserinnerungen. Unsere Gefühlslage bestimmt, was wir essen, wie wir essen. Und andersherum beeinflusst das, was wir essen, wiederum unsere Emotionen. Und schließlich machen bestimmte typische Gerüche, gerade diejenigen aus der Küche, unsere kulturelle Identität aus und wir fühlen uns gleich zugehörig, wenn es um uns herum vertraut riecht“, sagt Professorin Christina Bermeitinger vom Institut für Psychologie der Universität Hildesheim. Die Wissenschaftlerin hat das Projekt geleitet und dabei mit Sonja Wutke und Bernward Kiel von der Koordinierungsstelle Integration der Stadt Hildesheim sowie der Studienberaterin und Integrationslotsin Nina Geelhaar zusammengearbeitet.

„Zu sehen, mit welchem Engagement Professorin Christina Bermeitinger und die Studierenden dieses Projekt mit Leben gefüllt und ein Kochbuch der besonderen Art geschaffen haben, war bemerkenswert. Das Kochen von Gerichten aus unterschiedlicher Kulturen weckt positive Emotionen, die das Miteinander stärken. Das ist ein wichtiger Beitrag, um Integration gelingen zu lassen", sagt Sonja Wutke von der Koordinierungsstelle Integration der Stadt Hildesheim.

Das „Kochbuch der Gefühle – reloaded & international“ ist 2016 im Verlag Una Eigen erschienen und im Buchhandel erhältlich (Hrsg. Christina Bermeitinger, 126 Seiten, 20,00 Euro, ISBN: 978-3-9818015-3-8, www.una-eigen.de). Zahlreiche Illustrationen und Fotos sind enthalten. Kontakt bei Fragen zum Buch: Prof. Dr. Christina Bermeitinger (bermeitinger@uni-hildesheim.de).

Nachgefragt bei Christina Bermeitinger, Professorin für Allgemeine Psychologie an der Universität Hildesheim

Sie haben mit Studierenden und Geflüchteten zusammen ein „Kochbuch der Gefühle“ erstellt – was haben Küche, Herd und Esstisch mit Gefühlen zu tun?

Christina Bermeitinger: Dies haben wir vor allem im ersten Kochbuch der Gefühle, das im Jahr 2012 in einem Kooperationsprojekt von Psychologiestudierenden und Kochauszubildenden entstanden ist, genau ergründet. Es gibt sehr viele Querverbindungen von Essen und Kochen auf der einen Seite und Emotionen auf der anderen Seite. Für das neue, international ausgerichtete Kochbuch ist der wichtigste Aspekt, dass Essen und Kochen genauso wie Emotionen Schlüssel zu (neuen) Welten sind und wir bei beidem ganz grandios miteinander in Beziehung treten und kommunizieren können.

Kochen und Essen geschieht häufig in Gemeinschaft – Essen ist ein äußerst kommunikatives Ereignis, und hinter mancher Essenseinladung steckt eigentlich die Einladung zu einem Gespräch. Wie man isst und was man isst, gibt zudem einiges über den eigenen Seelenzustand preis. Mittels bestimmter Gerichte können wir auch unsere Zuneigung zu jemandem ausdrücken. Und nicht zuletzt ist das gemeinsame Kochen ein sehr interaktiver Akt. Gefühle spielen beim Essen und Kochen eine große Rolle, man drückt beispielsweise allein über emotionale Mimik aus, wie es einem schmeckt – und der Koch oder die Köchin weiß, dass er oder sie nochmal nachwürzen sollte. Manche Gerichte sind außerdem mit sehr emotionalen Erlebnissen verbunden – oft sind bestimmte Gerichte mit Kindheitserinnerungen assoziiert oder man hat plötzlich wieder lebhaft ein Date aus längst vergangenen Zeiten vor Augen, bei dem es etwas ganz Bestimmtes zu essen gab. Ein häufiges Phänomen ist auch, dass wir uns mit gutem (oder „verbotenem“) Essen belohnen. Und so hat sicherlich jeder und jede eigene Beispiele für die Verbindung von Essen/Kochen und Gefühlen.

Sie schreiben, dass Emotionen „Verhaltensrezepte" seien. Emotionen haben eine große soziale Funktion und können das Miteinander sehr erleichtern, indem sie zum Beispiel Hilfestellung dafür sind, was eine Person von einer anderen Person erwartet. Können Sie eine Erkenntnis beschreiben, zu der Sie jüngst in ihrer eigenen Forschung zu Emotionen gelangt sind?

Dass Emotionen Verhaltensrezepte – also Anleitungen dafür, was zu tun ist – sind, ist etabliertes Wissen in der Psychologie. Emotionen haben mehrere Bestandteile. Zum einen spielt die Physiologie eine große Rolle – also alles was mit dem Herz-/Kreislaufsystem oder mit Hormonen zu tun hat, was bei der Aktivierung von Nerven im Gehirn beteiligt ist, was die Schweißregulation betrifft und so weiter. Zum zweiten gehören zu Emotionen Verhaltensaspekte – wir fliehen vor etwas, wir nähern uns jemandem an, wir drohen mit wutgeballter Faust. Drittens hat eine Emotion subjektive Bestandteile, wozu das Gefühl im engeren Sinne zählt, aber beispielsweise auch, was wir in einer emotionalen Situation denken.

In meiner eigenen Forschung geht es im Bereich Emotionspsychologie zum einen darum, herauszufinden, wie Personen in verschiedenen emotionalen Lagen agieren, beispielsweise ob ein Unterschied bei der Entdeckung von unerwarteten Ereignissen besteht in Abhängigkeit davon, ob man wütend oder traurig ist. Zum anderen stellen wir uns etwa die Frage, wie Menschen auf emotionale Ereignisse reagieren und ob sie sich unterschiedlich gut an (Details aus) Episoden mit negativen oder positiven Dingen erinnern. Und drittens versuchen wir die Funktionen einzelner Emotionen noch genauer zu erkunden. Welche Ressourcen werden etwa in welchen Fällen von Wut aktiviert und wie äußert sich dies dann bei der Bearbeitung von frustrierenden Aufgaben. Eine Erkenntnis aus dem emotionspsychologischen Bereich meiner jüngeren Forschung ist, dass wir in guter Stimmung unerwartete Ereignisse häufiger entdecken als in schlechter Stimmung, wobei es keinen Unterschied zwischen verschiedenen guten oder schlechten Stimmungen gibt; es spielt also keine Rolle, ob man wütend oder traurig respektive fröhlich oder zufrieden ist.

In den vergangenen Monaten haben Psychologiestudierende gemeinsam mit Geflüchteten oder Menschen mit Fluchterfahrung gekocht und Rezepte entwickelt. Wie kann das Kochen einander zusammenbringen oder verbinden? Was haben die Beteiligten in dem Projekt zum Beispiel erlebt?

Ganz grundsätzlich haben viele Gruppen berichtet, dass das gemeinsame Kochen und „Tun“ anfängliche Sprachbarrieren sehr schnell überwinden half. Ein Gewürz braucht man nicht unbedingt zu beschreiben, man muss einfach nur daran schnuppern. Es ging darum, voneinander zu lernen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten festzustellen, Erfahrungen aus dem eigenen Leben auszutauschen. Die internationalen Gruppenmitglieder steuerten meist viele Ideen bei, was man denn kochen könnte. Es bestand ein reger Austausch von Rezepten aus der jeweiligen Heimat und Gerichten, die in Deutschland besonders beliebt sind.

In einer Gruppe etwa war ein junges syrisches Paar beteiligt. Die Studierenden haben sehr eindrücklich beschrieben, welchen Respekt sie vor der Leistung, die das junge Paar während und nach der Flucht erbringen musste, haben. Zudem waren sie sehr erstaunt, welcher Unterschied doch zwischen den Kochkünsten der syrischen jungen Frau und ihren eigenen – wesentlich weniger ausgeprägten – Kochfertigkeiten besteht. Daneben hieß es noch, mit den Gepflogenheiten des Ramadan vertraut zu werden. Und schließlich fand die Gruppe nach einigen Unsicherheiten eine gute Basis des Miteinanders. Die studentischen Gruppenmitglieder haben bis heute den Kontakt zu dem syrischen Paar, das inzwischen ein Kind bekommen hat, gehalten. Auch andere Gruppen treffen sich bis heute, um gemeinsam miteinander zu kochen.

Die Kapitel im neuen Kochbuch unterteilen Sie nach Gewürzen – warum?

Das erste Kochbuch der Gefühle war – genau wie Gefühle eben – sehr bunt, launisch und durcheinander. Dem neuen Kochbuch wollten wir etwas mehr Struktur und Einheitlichkeit geben. Damit jedoch auch möglichst flexibel auf die (emotionalen) Bedürfnisse der einzelnen Personen eingegangen werden konnte, sollte die Einteilung nicht mehr nach Gefühlen erfolgen. Die Einteilung nach „würzenden Substanzen“ im weiteren Sinne lag nahe, nachdem Gewürze oftmals die entscheidenden Unterschiede zwischen Gerichten aus verschiedenen Kulturen ausmachen, bei ansonsten teilweise sehr vergleichbaren Grundzutaten. Nehmen wir einfach verschiedene Gemüsesorten wie Zucchini, Champignons, Karotten und Paprika. Hieraus kann man mit den entsprechenden Gewürzen genauso gut ein asiatisches Gericht, ein indisches Curry oder ein arabisches Gericht sowie eine deutsche Gemüsebeilage oder ein herrliches mediterranes Essen zaubern. Jedoch war auch die Gewürzvorgabe nicht starr, so dass nicht jedes Gericht immer zwanghaft das Leitgewürz des jeweiligen Kapitels enthalten musste.

Eines Ihrer Lieblingsrezepte aus dem Kochbuch?

Es gibt eine Vielzahl toller Rezepte im Kochbuch. Allein schon die Anleitung, wie man Reis „super fluffig“ hinbekommt, lohnt sich. Daneben sind einige Gerichte enthalten, bei denen – nicht nur – ich denke, „Mensch, das könnte man ja auch mal wieder machen!“, zum Beispiel Zimt-Apfelringe. Bei anderen Rezepten, wie dem Basilikum-Pesto, bekommen wir rückgemeldet: „Wenn ich gewusst hätte, dass das so einfach geht, hätte ich das schon viel früher selber gemacht!“

Wir hatten das Glück, dass einige Studierende ebenfalls einen internationalen Hintergrund mitbringen, was das Kochbuch sehr bereichert hat. Dadurch sind mindestens asiatische, russische, orientalisch-arabische, typisch deutsche, mediterrane sowie weltweit beliebte Gerichte und Informationen zu den verschiedenen Essgewohnheiten enthalten. Besonders auch die Rezepte aus Russland sowie die Gerichte, die zusammen mit dem Paar aus Syrien gekocht wurden, finde ich persönlich sehr inspirierend.

Am Psychologie-Institut der Uni Hildesheim beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler etwa mit der Frage, wie wir in Gruppen Entscheidungen treffen, wie Kinder sich entwickeln und was das Gehirn beim Lernen macht. Sie untersuchen in Ihrer Forschung: Wie funktioniert der Mensch und sein Denken, Fühlen und Handeln im Normalfall?

Die Allgemeine Psychologie in Hildesheim ist eine international aufgestellte Arbeitsgruppe. Wir widmen uns in unserer Forschung einer Vielzahl an Themen. Unter anderem erforschen wir:

  • die Wahrnehmung von Bewegungen,
  • inwiefern eigene Bewegungen und wahrgenommene Bewegungen interagieren,
  • wie Gerüche und Gedächtnis zusammenwirken,
  • wie wir Informationen verarbeiten, die von unserer Erwartung abweichen,
  • welche Aspekte wir uns merken, wenn wir mit bedrohlichen Dingen konfrontiert werden,
  • wie wir angesichts von Zielen, die nur noch schwer erreichbar sind, reagieren,
  • oder wie wir uns bei gemeinsamen Handlungen abstimmen und die Aufgaben des jeweils anderen auch präsent haben.

Wenn wir den Grundlagenbereich verlassen, führen wir momentan zwei Projekte mit einem Anwendungsbezug durch, bei welchen maßgeblich Studierende beteiligt sind. Gemeinsam mit Ärzten aus dem HELIOS-Klinikum untersuchen wir, welche Bedingungen zu einem möglichst günstigen Gesundungsverlauf nach schwerwiegenden Handverletzungen oder -operationen beitragen. Und in einem weiteren Projekt mit der Koordinierungsstelle Integration der Stadt Hildesheim geht es um die Frage, wie zufrieden und motiviert Geflüchtete sind und inwiefern dies mit einer positiven Assoziation zu Deutschland zusammenhängt. Diese beiden Projekte werden momentan federführend von Dr. Pamela Baess aus meiner Arbeitsgruppe geleitet.

Welches Projekt steht bei Ihnen nun in Forschung und Lehre an?

In meinem Forschungssemester im Sommersemester 2017 werde ich internationale Kollegen besuchen und gemeinsame Projekte anstoßen. Es soll hierbei um eine Fortführung meiner bisherigen Forschung sowie der Forschung meiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gehen und wir wollen unsere internationalen Kooperationen weiter stärken.

Die Fragen stellte Isa Lange.

Lehramt, Kultur, Sprachen, IT: Infotage für Studieninteressierte

$
0
0

Den passenden Studiengang und Studienort zu finden ist oftmals eine Herausforderung für Studieninteressierte. Die Zentrale Studienberatung der Universität Hildesheim bietet daher im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung „Studieren auf der Höhe“ am 31. Januar und 1. Februar 2017 gezielt Unterstützung.

Zum Programm gehören Veranstaltungen der Lehrenden (beispielsweise zum Thema Lehramtsstudium) sowie Workshops von Studentinnen und Studenten zu Fragen rund um das Studium. Während der Infotage erhalten Studieninteressierte detaillierte Informationen zum Bewerbungsverfahren, vielfältige Einblicke in den Hochschulalltag und in die Besonderheiten des Studienangebots der Universität Hildesheim.

Am Dienstag, 31. Januar 2017, dreht sich auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg alles um die kulturwissenschaftlichen Studiengänge der Universität Hildesheim. Neben der Vorstellung von Studieninhalten erhalten Studieninteressierte hier wichtige Informationen rund um die künstlerische Eignungsprüfung. Wer in Theaterhäusern und Verlagen, in Schulen, in Funk- und Fernsehanstalten, in der Kulturverwaltung und Kulturellen Bildung arbeiten möchte, sollte den Infotag auf dem Kulturcampus nicht verpassen. Studieninteressierte können zum Beispiel an Lehrveranstaltungen teilnehmen - an der Einführung von Professor Jens Roselt in die „Arbeitsfelder der Theaterwissenschaft“, an einem Seminar von Professorin Stefanie Diekmann zur Frage „Was wir unter Feminismus verstehen“, an einer Übung zur musikalischen Analyse des Dozenten Ulrich Bartels oder an einem Seminar von Professor Simon Roloff über „Kleine Formen“ im Kulturjournalismus. Der Kulutr-Infotag beginnt um 09:15 Uhr mit einer Begrüßung den Dekan des Fachbereichs, jeweils um 09:30, 12:30 und 16:00 Uhr zeigen Studierende den Campus, zwischen 10:00 bis 14:00 Uhr können Studieninteressierte in ausgewählte Lehrveranstaltungen hineinschnuppern.

Am Mittwoch, 1. Februar 2017, stehen ab 14:30 Uhr das Lehramtsstudium und die weiteren Studienangebote aus den Erziehungs-, Informations- und Naturwissenschaften im Mittelpunkt. Interessierte können außerdem gemeinsam mit Studentinnen und Studenten den Campus erkunden und Fragen rund um das Studium klären. Zum Abschluss erhalten sie wichtige Informationen zur Bewerbung um einen Studienplatz.

Lehramt, Psychologie, Informatik, Umwelt, Sprachen: Infotage für Studieninteressierte

Das gesamte Programm der Infotage ist im Internet zu finden. Wer Fragen zu den Infotagen hat kann sich an Britta Lehradt von der Zentralen Studienberatung wenden (Telefon 05121.883-92212, E-Mail: lehradt@uni-hildesheim.de). Die Infotage richten sich an alle Studieninteressierten.

Ausgezeichnet: Preise für besondere Leistungen in Lehre, Forschung und Service

$
0
0

Jedes Jahr verleiht die Universität im Rahmen des Neujahrsempfangs Preise für hervorragende Lehre, Forschung und Serviceleistungen. Die Auszeichnungen sind mit jeweils 3.000 Euro dotiert und drücken die Wertschätzung der Universität für die fortwährend geleistete Arbeit aus.

Die Preisträgerinnen und Preisträger sind:

Preis für hervorragende Forschung: Prof. Dr. Irene Pieper

Die Universität Hildesheim zeichnet Professorin Irene Pieper für ihre hervorragende Forschung aus. Seit 2007 forscht und lehrt Irene Pieper als Professorin für Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik am Institut für deutsche Sprache und Literatur. Die Professorin befasst sich zum Beispiel mit der Lesesozialisation von Schülern und Schülerinnen aller Schulformen und dem Spannungsverhältnis zwischen fachlichem Wissen und literarischem Verstehen. Eines ihrer derzeitigen Projekte, das durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird, widmet sich dem literarischen Verstehen im Umgang mit Metaphorik.

Was reizt Jugendliche am Lesen? Welche Rolle spielt das Lesen im Spektrum ihrer Mediennutzung? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Irene Pieper in einer aktuellen Studie. Die Literaturwissenschaftlerin untersucht, welchen Platz Literatur im Deutschunterricht und in der Freizeit einnimmt. Die Beschäftigung mit Literatur, ihr Stellenwert im Deutschunterricht sowie die Orientierungen der Lehrerinnen und Lehrer stehen selten im Zentrum der Forschung. Bisher ist wenig untersucht, welche Erfahrungen die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Literatur in der Schule machen, inwiefern Jugendliche mit ihren persönlichen Leseinteressen das Unterrichtshandeln der Lehrkräfte beeinflussen und umgekehrt. „Unterrichtsnahe Forschung zu diesem Bereich fehlt im deutschsprachigen Raum weitgehend, obwohl er für die Entwicklung von Lesemotivation und Lesekompetenz eine zentrale Rolle spielt", sagt Professorin Pieper. In dem Forschungsprojekt, das vom Land Niedersachsen im Rahmen von „Pro Niedersachsen“ gefördert wird, kombiniert die Professorin qualitative und quantitative Zugänge. So werden in den kommenden Monaten Lehrerinnen und Lehrer von etwa 60 achten Klassen aus den Schulformen Gymnasium, Real-, Haupt- und Gesamtschule sowie deren etwa 1200 Schülerinnen und Schüler befragt.

„Frau Pieper ist wissenschaftlich ausgesprochen vernetzt. So hat sie bereits ein europäisches Projekt zum Thema ‚Literary Framework for Teachers in Secondary Education‘ durchgeführt und ist Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzende der ‚International Association for Research in L1 Education (languages, literatures, literacies)‘, ARLE, die ihren Sitz in Hildesheim hat“, sagt Vizepräsidentin Prof. Dr. Renate Soellner in ihrer Laudatio. Seit 2011 leitet Irene Pieper das Promotionskolleg Unterrichtsforschung. Seit 2012 ist sie Mitherausgeberin der wichtigsten Zeitschrift der Deutschdidaktik, „Didaktik Deutsch“. „Neben der Forschung engagiert sie sich auch für das Erlernen von Schreibkompetenzen bei Studienanfängerinnen und Studienanfängern. Sie gründete 2008 und leitet bis heute das Lese- und Schreibzentrum. Aktuell arbeitet sie an der Entwicklung einer elektronischen Plattform für die Einübung in wissenschaftliches Lesen und Schreiben“, hebt Renate Soellner hervor. „Ich freue mich sehr über dieses Zeichen der Anerkennung“, so Irene Pieper. Sie wolle „interdisziplinäre Forschungsräume weiter ausbauen“.

Preis für hervorragende Lehre: Übersetzungswissenschaftlerin Isabel Rink und Psychologe Ryan Hackländer

Ein Rekord – 85 Vorschläge für den Preis für hervorragende Lehre gingen bei der Universität ein. „Nach dem grandiosen Erfolg der Maßnahmen, die unser Qualitätsmanager Torsten Bergt vor einem Jahr vorgeschlagen und umgesetzt hatte, um mehr Studierende zu bewegen, ihre Lehrenden für den Preis für hervorragende Lehre zu nominieren, konnte die Zahl der Anträge noch einmal deutlich gesteigert werden“, freut sich Vizepräsident Prof. Dr. Jürgen Sander. Eine Jury – bestehend aus der Studiendekanin des Fachbereichs 1, dem Studiendekan des Fachbereichs 2 und zwei Studierendenvertretern der Fachbereiche 3 und 4 – hat entschieden, den Preis an zwei Lehrende zu vergeben: Der  Preis geht an Isabel Rink vom Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation sowie Ryan Hackländer vom Institut für Psychologie.

Isabel Rink wird für ihre hervorragende Lehre im praxisnahen Seminar „Kommunikation und Orientierung von Menschen mit Sinnesbehinderungen“ ausgezeichnet. Die Übersetzungswissenschaftlerin hat Studierende an die Regeln der Leichten Sprache herangeführt – und begeistert. Vizepräsident Sander würdigt ihr „außergewöhnliches Engagement auf einem Gebiet höchster gesellschaftlicher Relevanz“. Die Studierenden haben theoretische Regeln in der Praxis angewendet, Übersetzungen wurden vom NDR veröffentlicht. Die Arbeit mit dem NDR habe den Studierenden „die realen Bedingungen des Übersetzungsmarktes nahe gebracht“.

Isabel Rink studierte „Internationale Kommunikation und Übersetzen“ in Hildesheim und an der Universidad de Murcia/Spanien. Nach dem Masterstudium „Medientext und Medienübersetzung“ begann sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation. Sie ist Geschäftsführerin der Forschungsstelle Leichte Sprache und koordiniert gleichzeitig das Promotionskolleg Unterrichtsforschung. Isabel Rink hat eine Reihe von Publikationen zum Thema Leichte Sprache – etwa ihre Masterarbeit „Nachteilsausgleich im Bereich Hörschädigung: Zur Übersetzung von Mathematikarbeiten in Leichte Sprache“ – veröffentlicht und promoviert bei Prof. Dr. Christiane Maaß zum Thema „Barrierefreie Rechtskommunikation. Zur Übersetzung juristischer Inhalte in Leichte Sprache am Beispiel des Pilotprojekts ‚Leichte Sprache in der Niedersächsischen Justiz‘“.

Seit zweieinhalb Jahren lehrt Ryan Hackländer als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Psychologie der Uni Hildesheim. Zuvor lebte der US-Amerikaner in Kentucky, wo er als Doktorand am Department of Cognitive and Brain Sciences der University of Louisville promovierte. Für seine Hildesheimer Lehrveranstaltungen „Psychology of Olfaction” und „Projektband Allgemeine Psychologie: The Efficacy of Podcasts as Supplemental Learning Material” wird er nun ausgezeichnet. In Hildesheim bietet Ryan Hackländer für Masterstudierende im Lehramt ein Projektband mit Experimenten zum Gedächtnis an. Er hält seine Lehrveranstaltungen in englischer Sprache.

„Sehr abwechslungsreich, praxisorientiert, spielerisch lernend – Ryan Hackländer ist einfach ein sehr engagierter Dozent, der motiviert, montags früh um 8 Uhr in die Uni zu fahren“, sagen die Studentinnen Katharina Klabunde und Amira Sultan über ihren Dozenten. Er rege zu „kreativem und kritischem Denken“ an und verwende eine Bandbreite an Lehr- und Prüfungsmethoden. Ryan Hackländer sagt, er wolle in seinen Seminaren Studentinnen und Studenten ermutigen, Fragen zu stellen. Er selber profitiere in seiner Forschung sehr von den Diskussionen mit den Studierenden. „Die Studentinnen und Studenten bringen sich mit neuen Ideen ein, sind engagiert.“

Preis für hervorragende Serviceleistungen: Systemadministrator Florian Störig

Der Preis für hervorragende Serviceleistung ist ein Preis für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung, „die sich in ganz besonderem Maße für unsere Universität und damit für die Weiterentwicklung der Wissenschaft eingesetzt haben“, sagt der hauptberufliche Vizepräsident Dr. Matthias Kreysing.

Der diesjährige Preisträger ist Florian Störig. Als Mitarbeiter im Rechenzentrum ist er für die Datenverarbeitung im Bereich der Uni-Verwaltung zuständig. „Für Ihr herausragendes Engagement, Ihre Hilfsbereitschaft und Zuverlässigkeit gepaart mit Ihrer guten Laune möchte ich mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken“, so Vizepräsident Kreysing in seiner Laudatio. „Seit unserem ersten Zusammentreffen habe ich Herrn Störig immer als kompetenten und lösungsorientierten Mitarbeiter erlebt, der sich mit seiner Aufgabe und unserer Universität über die Maßen identifiziert", ergänzt Matthias Kreysing.

Florian Störig sagt, die Arbeit in der Universität bereite ihm große Freude. Besonders bedankt er sich für die gute Zusammenarbeit bei dem Leiter des Rechenzentrums Dr. Dietmar Fox. Florian Störig hat 2002 seine Ausbildung zum Fachinformatiker mit dem Schwerpunkt Systemintegration im Rechenzentrum der Universität Hildesheim begonnen und diese 2005 erfolgreich abgeschlossen. Seitdem ist er als Mitarbeiter in der Uni-Verwaltung tätig. Darüber hinaus hat er sich von 2006 bis 2015 als Schwerbehindertenvertreter der Universität Hildesheim sowie vier Jahre im Uni-Personalrat engagiert.

Neujahrsempfang

Die Preise für hervorragende Lehre, Forschung und Serviceleistungen wurden im Rahmen des diesjährigen Neujahrsempfangs verliehen.

Universitätspräsident Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich warb während des Neujahrsempfangs der Universität Hildesheim für ein gutes Miteinander. „Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben“, zitierte er Humboldt. „Man kann mit Sorge in die Zukunft blicken. Die Meinungsfreiheit bedeutet aber nicht, dass rassistische Parolen verbreitet werden dürfen.“ Friedrich hob hervor, dass das Grundgesetz die Grundlage für den Alltag und den Umgang miteinander bildet. Er verweist auf das Leitbild der Universität.

499 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie 227 Personen in der Verwaltung, in der Bibliothek und in der Technik sind derzeit an der Stiftungsuniversität tätig. 7930 Studentinnen und Studenten lernen zurzeit in Hildesheim. Die Universität werde in den kommenden Monaten ihre Entwicklungsplanung fortschreiben. „Im Zentrum unserer Arbeit steht die Wissenschaft – Forschung und Lehre. Wie können wir die Universität als forschende und lehrende Einrichtung voranbringen? Aus diesen Fragen ergeben sich Konsequenzen für das Studium“, so Friedrich. „Wir können nicht weiter wachsen, was die Anzahl der Studierenden betrifft. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler brauchen mehr Zeit für ihre Forschung und auch für Beratung und Betreuung von Studierenden. Allerdings sollten wir unser Studienangebot weiter entwickeln. Wir haben die Erziehungswissenschaften und Psychologie gestärkt. Ich freue mich sehr, dass in der Informatik u.a. mit Data Analytics die Entwicklung weiter sehr dynamisch verläuft.“

Universitätspräsident Friedrich zeigte sich sehr erfreut, dass erneut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Rufe an andere Universitäten abgelehnt und sich für den Universitätsstandort Hildesheim entschieden haben. So habe Vera Volkmann, seit 2012 als Juniorprofessorin am Institut für Sportwissenschaft tätig, einen Ruf nach Kiel abgelehnt und tritt nun eine Professur für Sportwissenschaft in Hildesheim an.

Erstmals hat die Universität Hildesheim einen Seniorprofessor: Wolfgang Christian Schneider lehrt in der Philosophie und Bildenden Kunst im Bereich der Geistes- und Kulturgeschichte. Das Wissen, welches er über jahrelange Forschung angesammelt hat, möchte er teilen. „Alle Dinge sind miteinander verflochten“, sagt Schneider. Wenn er in einem Kunst-Seminar über den italienischen Bildhauer Michelangelo spricht, taucht auch die Lyrik auf. Er befasst sich mit den Fragen, wie Menschen dichten, malen, Architektur entwerfen. Er trage gerne den Titel „Seniorprofessor“ und sieht diesen als Ergänzung zu den bestehenden Juniorprofessuren. „Ich möchte Erfahrungen zurückgeben“, sagt Schneider. „Ich freue mich auf meine kommenden Lehrveranstaltungen in Hildesheim, wir beschäftigen uns mit Naturphilosophie.“

Viewing all 1185 articles
Browse latest View live