Quantcast
Channel: Universität Hildesheim - Meldungen
Viewing all 1185 articles
Browse latest View live

Fenster zur Erdgeschichte: Uni richtet Boden-Schauprofile ein

$
0
0

Täglich bewegen wir uns über den Boden, nehmen ihn aber kaum wahr. Ein Team um Professor Martin Sauerwein und Professor Horst Kierdorf von der Universität Hildesheim befasst sich in einem Projekt mit der Bodenentstehung, Bodenbelastung und nachhaltigen Bodennutzung in Hildesheim. Die Alcoa-Stiftung fördert das Projekt mit 28.000 Euro. Damit können Laborgeräte und studentische Hilfskräfte finanziert werden.

Die Forscher richten in Hildesheim Bodenschauprofile ein, einige bis etwa 2 Meter tief. Die Bodenprofile sind alle zugänglich und im Raum Hildesheim an diesen Standorten zu finden: Giesener Berge, Finkenberg/Lerchenberg und Hildesheimer Wald. Studierende und Wissenschaftler um Nico Herrmann haben – im Rahmen von Geländeseminaren und zwei Bachelorarbeiten – alle Profile im Hildesheimer Wald wissenschaftlich dokumentiert und werden sie bis zum nächsten Frühjahr mit einer wetterfesten Informationstafel ausstatten. Wer am Bodenprofil vorbeikommt, kann weitere Informationen auch über einen QR-Code online abrufen oder sich vorab informieren. Im Labor wurden die Bodeneigenschaften untersucht. Dabei wurde deutlich, wie unterschiedlich schon auf kleinem Raum die Böden und damit die Standortbedingungen zum Beispiel für die Vegetation sind.

„Wir hoffen, dass auch Schulen auf diese Informationen vor Ort zurückgreifen, sich mit der Frage auseinandersetzen, was eigentlich unter den Böden steckt und die Bodenprofile auf Exkursionen erkunden“, sagt Martin Sauerwein, Professor für Geographie. Der Boden sei die „dünne Haut unserer Erde“. Und er ist eine Art Geschichtsbuch: Informationen zur Landnutzung und Entstehungsgeschichte könne man recht einfach aus ihm „herauslesen“.

Die Hildesheimer Forscher sind Fachleute im Erstellen von Bodenprofilen und erforschen den Boden – sein Wachstum, seine Entstehung, seine Belastung und das Zusammenspiel zwischen Umwelt und Mensch. Gerade erst wurde ein Juniorprofessor für Angewandte Geoökologie berufen.

„Aus einem Bodenprofil kann man ablesen, was in der Vergangenheit passiert ist“, sagt Sauerwein. In Folge des Erzbergbaus sind in den Auenbereichen im Hildesheimer Raum, entlang der Innersten, zum Beispiel Ablagerungen von Schwermetallen nachweisbar. Böden können extrem belastet sein, etwa durch nahegelegene Mülldeponien oder Pestizide und Düngemittel, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. „Manche Bodentypen halten die Pestizide und Düngemittel fest. Ein sandiger Typ lässt sie hingegen, wenn wir Pech haben, ins Grundwasser kommen. Nicht jeder Boden kann das abpuffern“, so Sauerwein. Die Wissenschaftler graben Bodenprofile und können daran erkennen, wie ertragreich oder belastet der jeweilige Boden ist.

Spuren der Erdgeschichte: Boden-Schauprofile in Hildesheim erkunden

Die Geographen und Bodenkundler der Universität Hildesheim arbeiten seit mehreren Jahren mit dem Landkreis und der Stadt zusammen, um auf die Besonderheiten der regionalen Böden aufmerksam zu machen. Dazu gehören zum Beispiel die Betreuung des Schwarzerde-Schauprofils in Asel, des Auengleys an der Domäne Marienburg und Exkursionen. Seit vier Jahren können Bürger und Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die Böden der Innerste-Aue erhalten, Ablagerungen und Prozesse der Bodenbildung seit dem Mittelalter und die mit dem Harzer Bergbau verbundenen Schwermetallbelastungen anschaulich nachvollziehen. Dieses Boden-Schauprofil befindet sich auf der Domäne Marienburg – eine 2,20 Meter tiefe Grube, der Zugang erfolgt über eine Treppe, eine Tafel mit Fakten gibt erste Auskunft. zwischen Theaterneubau und Kernburg/Hohes Haus.

Weitere Informationen findet man online. Schulen, die mehr Informationen über die Bodenprofile erhalten möchten, können sich an Professor Martin Sauerwein (E-Mail martin.sauerwein@uni-hildesheim.de) wenden.


Studienstart: Brief der Wissenschaftsministerin

$
0
0

[lesen Sie den Brief der Niedersächsischen Wissenschaftsministerin als PDF]

Liebe Studierende,

für Sie beginnt nun ein spannender neuer Lebensabschnitt.

Ich freue mich, dass Sie Niedersachsen als Studienort gewählt haben und wünsche Ihnen einen guten Start an Ihrer Hochschule und viel Erfolg für Ihr Studium!

Niedersachsen wird für Studierende immer attraktiver. Die hervorragenden Studienbedingungen ermutigen eine wachsende Zahl junger Menschen, an unsere Hochschulen zu kommen. Mit rund 200.000 Studierenden haben wir in Niedersachsen einen neuen Höchststand erreicht. Dies ist auch auf die Abschaffung der Studienbeiträge zum Wintersemester 2014/15 zurückzuführen, die Ihnen ein gebührenfreies Studium in Niedersachsen ermöglicht.

Aktuell stehen die Hochschulen vor einer besonderen Herausforderung. In den vergangenen zwei Jahren sind viele Geflüchtete nach Deutschland gekommen. Nicht wenige von ihnen haben in ihrer Heimat eine gute Schulbildung genossen oder bereits ein Studium begonnen. Die Niedersächsische Landesregierung möchte diesen jungen Menschen Bildungschancen eröffnen und ihnen Wege ins Studium ermöglichen. Wir erleichtern Geflüchteten den Hochschulzugang und bieten Hilfe beim Spracherwerb an. Hochschulen sind Orte des zivilgesellschaftlichen Engagements. Dies zeigen eindrücklich die vielen Initiativen zur Unterstützung von Geflüchteten, die überall in Niedersachsen von Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitern jenseits des eigentlichen Hochschulbetriebs auf die Beine gestellt wurden. Ehrenamtliches Engagement ist außerordentlich wichtig, um Zuwanderer in unsere Gesellschaft zu integrieren. Ich danke allen, die sich für dieses Ziel einsetzen. [Info, die Red.: hier finden Sie Informationen zum Studium nach der Flucht an der Uni Hildesheim]

Die niedersächsischen Hochschulen nutzen ihre Stärken und übernehmen in hohem Maße gesellschaftliche Verantwortung. Wer sich engagiert einbringt und dabei hilft, die Herausforderungen seiner Hochschule bestmöglich zu meistern, sollte aber auch mehr Möglichkeiten haben, an der Gestaltung seiner Hochschule aktiv teilhaben zu können. Deshalb haben wir die Demokratisierung der Hochschulen ausgebaut und mit der Novelle des Niedersächsischen Hochschulgesetzes, die am 1. Januar 2016 in Kraft getreten ist, die Hochschulautonomie gestärkt.

Damit Sie Ihr Studium erfolgreich abschließen können, verbessern wir die Studienbedingungen stetig. Denn wir sind überzeugt, dass der Schlüssel zum Erfolg in einer guten Qualität von Studium und Lehre liegt. Bund und Länder haben mit der Exzellenzstrategie, dem Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Förderinitiative Innovative Hochschule ein zukunftsweisendes Gesamtpaket zur Stärkung des Hochschulbereichs und zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses beschlossen. Die Exzellenzstrategie zur Förderung universitärer Spitzenforschung erlaubt es Hochschulen, in die internationale Spitzenklasse aufzusteigen. Aber es wird nicht nur in die Spitze, sondern auch in die Breite investiert. Das Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses eröffnet qualifizierten jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Deutschland mit der Tenure-Track-Professur besser planbare Karrierewege als bisher. Die Förderinitiative Innovative Hochschule wiederum setzt einen wichtigen Impuls, um das Innovationspotenzial insbesondere von Fachhochschulen sowie von kleinen und mittleren Universitäten besser auszuschöpfen und die noch schnellere Umsetzung innovativer Ideen in Anwendungen zu unterstützen.

Für exzellente Studienbedingungen sorgen auch die Studienqualitätsmittel von jährlich rund 130 Mio. Euro, die das Land den Hochschulen als Ersatz für die weggefallenen Studiengebühren zahlt. Um die Qualität der Studienangebote weiter zu verbessern, entwickeln die Hochschulen zum Beispiel neue Lehr- und Lernkonzepte, bieten zusätzliche Tutorien an oder weiten die Beratung zum späteren Berufsweg aus. Dafür gilt der Dank des Landes den Präsidien, den Gremienmitgliedern, den Lehrenden und sonstigen Hochschulmitarbeiterinnen und -mitarbeitern sowie auch den Studierenden, die sich beispielsweise als Tutorinnen und Tutoren oder als Ansprechpartnerinnen und -partner für Erstsemester engagieren.

Wir arbeiten an guten Bedingungen für Ihr Studium. Ich wünsche Ihnen für Ihr Studium alles Gute und viel Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihre Gabriele Heinen-Kljajić

Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur

Herzlich Willkommen! Start in das Studium an der Universität Hildesheim

Zum Wintersemester starten 8126 Studentinnen und Studenten in den Studienalltag. Darunter sind 2466 Erstsemester, die ihr Bachelorstudium (1795) und Masterstudium (671) an der Universität Hildesheim aufnehmen. In einer Feierstunde haben Universitätspräsident Professor Wolfgang-Uwe Friedrich, Oberbürgermeister Ingo Meyer sowie Studierende vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) und Studierendenparlament (StuPa) die Erstsemester am Montag begrüßt. Zuvor kamen die Studienanfängerinnen und Studienanfänger während eines Ökumenischen Gottesdienstes in der St. Michaeliskirche zusammen.

Noch bis einschließlich Freitag findet an der Universität die Einführungswoche statt. 99 Tutorinnen und Tutoren, Studierende aus höheren Semestern, helfen den Neuankömmlingen beim Studieneinstieg, bei der Stundenplanung und beim Erkunden der Stadt Hildesheim.

Gebärdensprache lernen: Geschichten erzählen mit dem Körper

$
0
0

Marieke Einheuser lernt Sprachen. Nach Spanisch und Englisch arbeitet sich die 29-Jährige in den nächsten 12 Monaten in die Grammatik der Gebärdensprache ein. Das ist möglich, da Studentinnen und Studenten an der Universität Hildesheim die Gebärdensprache erlernen können. Marieke Einheuser, die in Hildesheim „Medientext und Medienübersetzen" studiert und auf barrierefreie Kommunikation spezialisiert, nimmt ab November ein Jahr lang an dem Sprachkurs teil, eine wichtige Erfahrung, hofft sie. Es ist so, als würde man eine neue Fremdsprache erlernen, nur dass man stetig den Blickkontakt halten muss, da sonst wichtige Informationen fehlen. „Ich möchte die Grundlagen der Gebärdensprache erlernen, um mit Gehörlosen ohne große Hemmungen kommunizieren zu können. Man erwartet immer, dass jemand, der nicht hören kann, sich durch die Schriftsprache wurschtelt oder von den Lippen abliest", sagt Marieke Einheuser. Sie möchte sich den Nuancen der Sprache annähern und „genau hingucken".

„Die Studierenden können die Gebärdensprache von erfahrenen, gehörlosen Gebärdensprachdozenten erlernen", sagt Professorin Christiane Maaß. Es gibt erstmals fünf Kurse, darunter vier Anfängerkurse, an denen Studierende ohne Vorkenntnisse teilnehmen können, sowie einen Aufbaukurs. Besonders sinnvoll ist der Sprachkurs für alle Studiengänge, die etwas mit dem Thema Sprachen oder Inklusion zu tun haben, sagt die Medienlinguistin. Lehramtsstudierende können fünf Punkte erwerben, aber auch Studentinnen und Studenten aus anderen Fächern sind willkommen und können sich die Teilnahme attestieren lassen, so Maaß. „Wir wollen diese Kurse dauerhaft an der Universität installieren." Nachdem in den Vorjahren die Anfragen weit über den vorhandenen Kursplätzen lagen (auf 15 Plätze kamen über 110 Einschreibwünsche), bietet die Universität nun erstmals fünf Kurse parallel an: 64 Plätze für Einsteiger und 16 Plätze im Aufbaukurs.

Im Anfänger-Kurs lernen Studierende die Deutsche Gebärdensprache samt Gehörlosenkultur und Geschichte kennen, sagt Isabel Rink, die am Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation der Hildesheimer Uni arbeitet. Sie lernen das Fingeralphabet und „enorm viel Vokabular in Form von Gebärden", so Rink. Wer erfolgreich teilnimmt, kann kürzere Gespräche darüber führen, wer man ist, woher man kommt und wo man die Sprache gelernt hat. Außerdem beschäftigen sich die Studierenden mit Sprache; sie lernen zum Beispiel Possessivpronomen, Satzstellung, Aufbau von Geschichten und Idiome kennen, so Isabel Rink. „Im Fortgeschrittenen-Kurs lernen Studierende die Monate und Uhrzeiten, machen mit der Bildbeschreibung weiter, wo was platziert ist – links, rechts, gegenüber. Sie können ganze Bildergeschichten erzählen mit Zeitform – gestern, heute, morgen – und zum Beispiel berichten, wie reichhaltig ein Frühstückstisch gedeckt ist oder was es alles in einem Kaufhaus gibt, samt Inventar wie Mode, Herrenanzug, Krawatte, Restaurant. Und man kann sagen, wie man wohnt, ob im Haus der Eltern, in der eigenen Wohnung oder WG."

Die Universität arbeitet mit dem Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte in Hildesheim zusammen. Die Dozenten Dana Apel und Jörg Apel leiten die Gebärdensprachkurse. Das Landesbildungszentrum ist eine bilinguale Schule, der Unterricht erfolgt durchgängig zweisprachig in deutscher Sprache und deutscher Gebärdensprache. Am Ende des Gebärdensprachkurses werden die Studierenden ihre Fertigkeiten im Landesbildungszentrum erproben können.

Bisher nahmen unter anderem Studierende aus den Studiengängen „Medientext und Medienübersetzung", „Internationales Informationsmanagement", „Internationale Kommunikation und Übersetzen", „Erziehungswissenschaften“ sowie „Sozial- und Organisationspädagogik" an den Kursen teil. Für die Medienstudierenden ist der wöchentliche Gebärdensprachkurs Teil des Schwerpunkts „Barrierefreie Kommunikation". Aber auch Studierende aller anderen Studiengänge und Fachrichtungen  können teilnehmen.

Jetzt anmelden: Gebärdensprache erlernen

Der Kurs geht über zwei Semester (DGS1 + DGS2) und umfasst je 2 Semesterwochenstunden. Der Anmeldeschluss ist am 13. Oktober 2016, es sind noch Plätze frei. Wer an einem der Kurse teilnehmen möchte, kann sich über das übliche Anmeldeverfahren des LSF anmelden. Das Startdatum der Kurse wird den Teilnehmern nach Anmeldeschluss mitgeteilt. Für Fragen steht Marieke Einheuser (einheuse@uni-hildesheim.de) zur Verfügung, die die Kurse koordiniert. Die Gebärdensprachkurse sind ein universitätsübergreifendes Angebot, das aus zentralen Studienqualitätsmitteln finanziert wird.  Studierende können sich an die jeweilige Fachstudienberatung wenden, um die Anerkennungsmodalitäten zu besprechen.

Gedächtnis des Theaters: Fotojournalist Andreas Hartmann

$
0
0

Wir haben die traurige Nachricht erhalten, dass der Fotojournalist Andreas Hartmann im Alter von nur 62 Jahren verstorben ist. Er hat von 1990 bis 2015 für die Hildesheimer Allgemeine Zeitung gearbeitet.

Er hat die Entwicklung der Universität Hildesheim – insbesondere in den Kulturwissenschaften, das Projektsemester und die bauliche Entwicklung der Domäne Marienburg – über Jahre begleitet und fotografisch dokumentiert. Andreas Hartmann interessierte sich für die Projekte der Lehrenden und Studierenden und für ihre Wege, die sie gehen – in den Künsten, auf der Bühne, in den Proben, vor dem Publikum, in der Forschung, sagt Universitätspräsident Prof. Wolfgang-Uwe Friedrich. 

„Andreas Hartmann war ein wichtiger Vermittler zwischen dem Theaterinstitut der Universität, dem Theaterhaus Hildesheim und der Stadt. Er hat die Arbeit unserer Studierenden stets engagiert, kritisch und kompetent begleitet und dokumentiert. Seine Fotos von Aufführungen auf der Domäne gehören zum Gedächtnis des Freien Theaters in Niedersachsen. Er war ein leidenschaftlicher Kenner der Szene, den Studierende und Lehrende schmerzlich vermissen werden“, sagt Professor Jens Roselt, Theaterwissenschaftler und Dekan des Fachbereichs Kulturwissenschaften und Ästhetische Kommunikation der Universität Hildesheim.

„Er hat die ersten Erfolge von Generationen junger Künstler mit seiner Kamera festgehalten"

Ein ehemaliger Student erinnert sich in diesen Tagen: „Ich habe in Hildesheim studiert und während dieser Zeit viel Theater gespielt – in der Kulturfabrik, dem Theaterhaus, in Kasernen, auf der Straße... Andreas Hartmann war immer da. Er hat die ersten Erfolge und die Jugendsünden von Generationen junger Künstler mit seiner Kamera festgehalten. Und dabei hat er nicht nur fantastische Bilder gemacht, sondern war auch immer – mehr als manch anderer Fotograf – respektvoll und sensibel, sowohl was die Kunst als auch was die oft aufgeregten, lampenfiebrigen Künstler betrifft. Sein viel zu früher Tod macht mich traurig und ich bin mir absolut sicher, dass es hunderten ehemaligen Hildesheimer Studenten im gesamten deutschsprachigen Raum genauso geht. Ein großer Verlust für Hildesheim.“

„Andreas Hartmann war wie ein wandelndes Hildesheimer-Theater-Archiv“

Isabel Schwenk studiert an der Universität Kulturwissenschaften und hat das Türkisch-Deutsche Theater geleitet. Das Türkisch-Deutsche Theater wird seit 1990 von Studierenden der Universität Hildesheim und Bürgern aus der Region geleitet. Andreas Hartmann hat Probenprozesse und Premieren dokumentiert. Isabel Schwenk erinnert sich: „Er war stets interessiert an meinen Projekten. Ich erinnere mich gerne an ihn, wie er, fest mit seiner Kamera verwachsen über die Studiobühnen der Universität hopste, immer mittendrin, immer nah dran. Manchmal, wenn ihm etwas gefiel, dann lachte er. Meistens in sich hinein und dann sagte er so Sachen wie: 'Ja das ist gut, richtig so' oder 'weiter machen, einfach weiter machen'. Und dann legte er los und knipste weiter. Einmal kam er, nachdem er eine Generalprobe des Türkisch-Deutschen Theaters fotografiert hatte, zu mir, etwas verschwitzt, schaute mich an, schüttelte den Kopf und legte mir die Hand auf die Schulter – was immer das bedeutet hat, es war stark. Auf seine Meinung legte ich großen Wert.“

Andreas Hartmann sei „wie ein wandelndes Hildesheimer-Theater-Archiv“, so die Theaterstudentin. „Ich hörte ihm gerne zu wenn er von den wilden Stadttheater-Zeiten, den großen Shows und den ausverkauften Häusern sprach. Seine Bilder prägten das Bild der Freien Szene, und er war großzügig. Ich bin wirklich froh ihn gekannt zu haben.“ 

Andreas Hartmann hat das Leben an der Universität dokumentiert. Und dafür sind wir ihm sehr dankbar. Wir werden diesen besonderen Blick vermissen.

Der Mann mit der schweren Fototasche / Nachruf der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung

Auch die Hildesheimer Allgemeine Zeitung erinnert an den langjährigen Fotografen: „Da ist diese Geste. Der Mann mit dem Bart und der schweren Fototasche hält sich den Monitor seiner Kamera vors Gesicht, lupft die Brille, prüft mit zusammengekniffenen Augen und leicht geöffnetem Mund, was er gerade fotografiert hat. Er weiß, was Qualität ist. Er ist Andreas Hartmann. Fotojournalist, Theaterfotograf. Mehr als drei Jahrzehnte lang hat er mit seinen Bildern den Blick auf Hildesheim geprägt, und damit auch die Stadt, die er kennt wie kaum ein anderer. Seine Heimatstadt.“ [Hier lesen Sie den Nachruf von Christian Wolters in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung (link)]

Anfahrt zur Uni: Parken am Hauptcampus

$
0
0

Wer mit dem Auto zum Hauptcampus der Universität Hildesheim anreist, wird gebeten, auch die zur Verfügung stehenden Parkplätze vor dem Sportverein an der Marienburger Straße zu nutzen (Anfahrtskizze PDF). Gerade zu Semesterbeginn kommt es vermehrt vor, dass Einfahrten im Bereich Allensteiner Straße und Ortelsburger Straße durch Autos „zugeparkt" werden. Auch Behindertenparkplätze wurden teilweise einfach genutzt.

„Die Parkplätze vor der Bezirkssportanlage können kostenfrei genutzt werden, in etwa vier Minuten können Studierende und Lehrende so zu Fuß die Uni erreichen. Ich möchte Sie bitten, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen", sagt Thomas Hanold, Baudezernent der Stiftungsuniversität Hildesheim. Am Hauptcampus gibt es zudem Fahrradstellflächen vor der Bibliothek, am Neubau und am Audimax. Die Busse der Linie 3 und 4 halten unmittelbar vor der Hochschule (Haltestelle „Universität").

Die Stiftungsuniversität Hildesheim ist in den vergangenen zehn Jahren räumlich und personell stark gewachsen. Nach dem Bühler-Campus und dem Kulturcampus Domäne Marienburg wurde mit dem Neubau am Hauptcampus das dritte große Bauprojekt umgesetzt: Das neue Forum ist nun das größte Gebäude der Universität. Auf rund 3600 Quadratmetern Hauptnutzfläche entstanden Seminarräume, Aufenthalts- und Kommunikationsbereiche für Studierende und ein dringend erforderlicher vierter Hörsaal am Hauptcampus. Im Neubau am Universitätsplatz befinden sich auch die Serviceeinrichtungen, darunter die Zentrale Studienberatung, das International Office und das Immatrikulations- und Prüfungsamt.

International: Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes

$
0
0

Zum Wintersemester starten 8126 Studentinnen und Studenten in den Studienalltag. Darunter sind über 2400 Erstsemester, die ihr Bachelorstudium und Masterstudium an der Universität Hildesheim aufnehmen. Universitätspräsident Professor Wolfgang-Uwe Friedrich hat im Rahmen einer Feierstunde zum Semesterstart, der Immatrikulationsfeier, die Studienanfängerinnen und Studienanfänger begrüßt und auf das Leitbild der Universität hingewiesen:

Die Stiftung Universität Hildesheim verwirklicht ihr Leitbild als europäische Universität im Respekt vor der freiheitlich-demokratischen Verfassung der Bundesrepublik Deutschland und in der besonderen Verantwortung des Landes Niedersachsen. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Gleichstellung von Frauen und Männern sowie von Menschen unterschiedlicher sozialer, ethnischer und religiöser Herkunft. Sie respektiert die Vielfalt des Einwanderungslandes und fördert die Integration. [...] Unser Land ist seit Jahrzehnten auch durch Immigration geprägt. Wir wollen konsequent dazu beitragen, die Bildungschancen von Menschen aus Einwanderungsfamilien weiter zu entwickeln, um ihre Integration zu fördern. Gleichzeitig erkennen wir ihre vielfältigen Erfahrungen an.“

Im Wintersemester beginnen über 230 internationale Studierende ein Studium an der Universität Hildesheim. Darunter sind 127 Vollzeitstudierende. Die Herkunftsländer der meisten „Vollzeitstudierenden“ sind: Türkei, Griechenland, Russland, Italien, Schweiz und Ukraine. Die 195 Austauschstudierenden kommen aus 21 Ländern, und zwar aus: Belgien, China, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Iran, Irland, Italien, Japan, Kolumbien, Kroatien, Mexiko, Polen, Russische Föderation, Spanien, Südkorea, Türkei, Ungarn und USA. Insgesamt haben sich 531 Studierende aus 76 Herkunftsländern für ein Auslandssemester in Hildesheim entschieden.

Zahra Reyhani Monfared, seit einem halben Jahr Promotionsstudentin am Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation der Universität Hildesheim, erhält den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes für herausragende ausländische Studierende. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert.

„Ich bin dankbar für die Möglichkeiten, die diese Auszeichnung des DAAD mir eröffnet“, sagt Monfared. Nach dem Bachelor- und Masterstudium in Iran promoviert Zahra Reyhani Monfared bei Professorin Nathalie Mälzer. An der Schnittstelle zwischen Übersetzungswissenschaft und Kulturwissenschaft untersucht die Promovendin den Umgang mit kulturellen Elementen in literarischen Übersetzungen, die auch Ausdruck der Position ihrer jeweiligen Urheber sind und damit eine gesellschaftlich-politische Dimension haben. Der Arbeitstitel lautet: „Deterritorialization and Acculturation through Translation Practices as a result of Globalization“. An einer Theorie über den „dritten Raum“ zwischen zwei Kulturen – welcher entstehen kann, wenn Übersetzerinnen und Übersetzer Texte in der Diaspora schreiben – zu arbeiten, sei vielversprechend und könne zu einer „Ausdifferenzierung und Konkretisierung auf textueller Ebene“ beitragen, so Professorin Mälzer. Sie hebt die „durchweg überzeugende, methodisch und theoretisch fundierte Forschung und den realistischen Zeitplan“ ihrer Promovendin hervor.

Monfared bedankt sich „ganz besonders bei Professorin Mälzer für ihre durchgehende Unterstützung während meiner Zeit an der Universität Hildesheim“ und dass die Universität „enthusiastische Studenten unterstützt, die leidenschaftlich für ihre akademische Ausbildung arbeiten“. Neben der sehr guten fachlichen Qualifikation zeichnet sich Zahra Reyhani Monfared durch gesellschaftliches Engagement aus, so hat sie über fünf Jahre in einem Waisenhaus Kinder in der englischen Sprache unterrichtet sowie ältere Frauen beim Sprachenlernen begleitet.

Wenn es in die Welt hinausgeht – oder von Indien, Simbabwe, Mexiko nach Hildesheim hinein –, dann ist man beim Team um Marit Breede gut aufgehoben. „Nutzen Sie die Unterstützungs- und Finanzierungsmöglichkeiten für Auslandsaufenthalte, die Ihnen als Studentin oder Student der Universität Hildesheim offen stehen“, sagt Marit Breede, die mit dem Team vom International Office Studierende bei der Planung und Finanzierung von Auslandsaufenthalten berät. Studierende können sich während der Sprechstunden und Infoveranstaltungen wie dem Go-Out-Tag am 30. November 2016 über Auslandsaufenthalte informieren.

Mit 86 auf dem Campus

$
0
0

Wenn Edith Dörrie ein Seminar in der 3. Etage am Uni-Hauptcampus besucht, lässt sie den Fahrstuhl links liegen und greift zu ihrem Gehstock. „Ich nehme die Treppe. Ich bleibe jung“, sagt die 86-Jährige. „Auf der Straße bin ich nichts, eine alte Frau mit Brille. Beim Arzt bin ich eine Nummer, die Kranke mit den schlechten Augen. Hier in der Universität, hier bin ich ein Mensch und kann lernen. Die Universität ist ein Jungbrunnen. Wenn ich hier oben auf der Marienburger Höhe bin, bin ich gesund“, sagt Edith Dörrie während sie aus dem Fenster des Seminarraumes blickt.

Einmal in der Woche geht Edith Dörrie zur Vorlesung – Geschichte und Politik – neulich diskutierte sie über die Bundeskanzler. „Es geht immer weiter. Mich interessieren die Themen aus den Jahrhunderten. Hat man mit einem abgeschlossen, steht schon das nächste im Vorlesungsprogramm.“

„Oma, du bist Zeitzeugin“, erinnert sich Dörrie an die Worte ihres Enkels. „Du warst für uns da, jetzt tu etwas für dich. Weißt du was du machen kannst? Du kannst zur Uni gehen.“ Die ersten Jahre habe sie in jeder Vorlesung mitgeschrieben, nun machen ihre Augen nicht mehr mit und das Alter mache sich bemerkbar. Ihre Krankheit und eine Augenoperation können sie nicht am Lerneifer hindern. „Soll ich zu Hause bleiben, den ganzen Tag im Bett liegen? Ich gebe mich nicht damit zufrieden, dann habe ich ja nichts mehr. Die Universität füllt meinen Tag aus. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich gehen möchte.“ Sie wolle „am Ball bleiben“. Edith Dörrie hat in ihren 86 Lebensjahren „das Schlimme überwunden“, den Zweiten Weltkrieg überlebt, eine „prägende Erfahrung“. In ihrer Familie war die Uni und Ausbildung „kein Thema“. „Es ging um das Überleben, das kann sich keiner vorstellen. Wir haben Kartoffeln nachgehakt und Bucheckern gesammelt. Ich habe gelernt, mit wenig auszukommen und trotzdem zufrieden zu sein.“ Luxus sei nicht ihr Ding, es gebe andere wichtige Werte – ihre 300 Bücher, das Wissen im Hörsaal und Musik. „Musik ist Medizin, ich tanze gerne.“

„Mit dem Gasthörerstudium öffnet die Universität ihre Lehre für Interessierte aus der Stadt und der Region“, sagt Carola Iller, Professorin für Weiterbildung an der Universität Hildesheim. Die Gasthörerinnen und Gasthörer sind zwischen 21 und 90 Jahre alt. Sie können „reinhören in die Wissenschaft“, so Iller. Die Universität sei für viele „eine Informationsquelle, in der nicht veraltetes Wissen, sondern das aktuellste Wissen weitergegeben wird“.

Das Gasthörerstudium in Hildesheim besteht seit 30 Jahren. Pro Semester starten zwischen 100 bis 160 Gasthörerinnen und Gasthörer in die Vorlesungszeit, davon sind rund 80 Prozent über 60 Jahre. Unter ihnen: Senioren, Frührentner, jemand, der die Zeit der Arbeitslosigkeit überbrückt. „Die älteste Gasthörerin an der Universität Hildesheim war knapp über 90. Sie hatte auch noch an unserem Computer- und Internetkurs für Gasthörende teilgenommen“, erinnert sich Kathrin Vornkahl. Gemeinsam mit Ursula Ullrich koordiniert sie die Anfragen von interessierten Bürgern aus der Stadt. Der älteste Gasthörer im aktuellen Wintersemester ist 87 Jahre und besucht, gemeinsam mit seiner 75-jährigen Frau die Geschichtsvorlesung von Professor Michael Gehler.

Gasthörer können sich aus den Vorlesungen und Seminaren ihr individuelles Studienprogramm zusammenstellen. „Wir verzichten auf Reglementierungen. Interessierte können sich aus dem gesamten Lehrangebot die Veranstaltungen aussuchen, die sie für ihre individuelle Weiterbildung nutzen möchten. Sie erhalten Einblicke in Forschung und Lehre und arbeiten gemeinsam mit Studierenden in Vorlesungen und Seminaren zusammen“ so Vornkahl. Seit Frühjahr 2015 gehen junge Erwachsene, die geflohen sind, zur Universität und bereiten sich auf ein Studium vor. Das Gasthörerstudium ist eine Chance, die deutsche Sprache und Wissenschaftssprache zu lernen und die Verbindung zum Uni-Alltag aufzubauen.

„Zwischen den Generationen zu lernen, das ergibt sich nicht zufällig. Wir können den Dialog zwischen Jüngeren und Älteren hochschuldidaktisch fördern und fordern, damit es nicht zu Konflikten kommt“, sagt Carola Iller. Die Bereitschaft der Lehrenden sei wichtig, damit „intergeneratives Lernen“ gelingt. „Wenn Ältere sich mit ihren Berufserfahrungen zu Wort melden, kann das sehr wertvoll für das Seminar sein, aber es muss auch eingeordnet, diskutiert werden“, sagt Iller.

Ein Tag auf dem Uni-Campus: Nachgefragt bei Hans-Joachim Holz

Hans-Joachim Holz kopiert Bücher in der Universitätsbibliothek, sucht online nach passenden Vorlesungen, trifft sich mit Kommilitonen, um ein Referat vorzubereiten. Er trägt einen grünen Kapuzenpullover. Wie andere Studentinnen und Studenten auch. Hans-Joachim Holz ist bloß 50 Jahre älter als die meisten Studierenden auf dem Campus.

Hans-Joachim Holz fährt seit acht Jahren zwei bis drei Mal in der Woche etwa 40 Kilometer mit dem Auto nach Hildesheim. Nach 30 Jahren als Grundschullehrer in Bad Gandersheim geht er nun wieder zur Universität. Der 72-Jährige wählt die Fächer Geschichte, Soziologie, Philosophie und Politik, etwa die Vorlesungsreihe „Europagespräche“ von Professor Michael Gehler, Experte für europäische Geschichte. „Im Sommersemester habe ich das Seminar über Vergangenheit und Gegenwart und ein Ethik-Seminar über Gerechtigkeit besucht. Im Wintersemester steht ein Seminar über die Rolle von Frauen während der Reformation im 16./17. Jahrhundert auf meinem Wochenplan. Außerdem ein Seminar über Tierethik sowie Migration in Deutschland“, sagt Holz.

Das Studium biete eine Möglichkeit, „nach dem Berufsleben nicht von 100 auf 0 zu fallen“. „Es ist ein Geben und Nehmen und schön, mit den jungen Leuten gemeinsam zu arbeiten, ich mache auch in Referaten und Gruppenarbeiten mit, eigentlich nehme ich alles mit, was zum Studium gehört, nur Klausuren schreibe ich nicht mehr.“ Er möchte niemandem einen Platz wegnehmen, sagt Holz.

Festakt – 30 Jahre Gasthörendenstudium

Das Gasthörerstudium in Hildesheim besteht seit 30 Jahren. Während eines Festakts am Donnerstag, 20. Oktober 2016, hält Franz Müntefering, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen, Bundesminister a.D. und Vizekanzler a.D., den Festvortrag (um 18:00 Uhr am Uni-Hauptcampus).

Kontakt: Wer sich für das Gasthörerstudium interessiert, kann sich bei Kathrin Vornkahl und Ursula Ullrich anmelden (Telefon 05121.883-92606 und 05121.883-92600). Weitere Informationen finden Sie online.

Kulturpolitik: Archiv des Freien Theaters entsteht

$
0
0

Mit einer bundesweiten Studie legen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hildesheim und Berlin den Grundstein für ein Archiv des Freien Theaters. Die Studie führt erstmals das Wissen über Materialien und Dokumente der freien Theaterszene in Deutschland zusammen. Mehrere Verbände und Institutionen der darstellenden Künste haben sich darauf verständigt, ein Archiv des Freien Theaters aufzubauen.

In einem ersten Schritt sammelt ein Forscherteam der Universität Hildesheim seit einem Jahr Informationen über vorhandene Bestände – von Videomitschnitten über Akten und Programmhefte bis zu Requisiten. Zunächst mussten sie überhaupt erst einmal die Standorte finden, an denen sich Materialien und Dokumente befinden.

Die Forscher haben in den letzten Monaten deutschlandweit Zeitzeugen und Sammler, Künstler und Theatergruppen sowie Produktionshäuser und Theaterförderer aufgesucht. Die Recherchen zeigen: Wenig ist bislang vernichtet oder verloren. Allerdings sind die meisten Bestände nicht zugänglich, und kurz vor dem Zustand als Altpapier und Datenschrott zu enden. „Unsere Besuche zeigen, dass die Überlieferung der künstlerischen und administrativen Praxis des Freien Theaters seit Ende der 1960er Jahre noch weitgehend vorhanden ist – allerdings weit verstreut, so gut wie unerschlossen und höchst gefährdet“, sagt Henning Fülle, der gerade seine Dissertation über die Geschichte des Freien Theaters am Institut für Kulturpolitik der Uni Hildesheim abgeschlossen hat. Viele der Funde sind Privatarchive. Die Recherchereise führte Wolfgang Schneider, Professor für Kulturpolitik, den Kulturforscher Henning Fülle und die Archivmitarbeiterin Christine Henniger etwa nach Berlin, Frankfurt am Main, Leipzig, Dresden, Köln, Bonn, Freiburg – aber auch nach Melchingen in der Schwäbischen Alb und zum Theater Pilkentafel an der dänischen Grenze.

Professor Wolfgang Schneider, Direktor des Hildesheimer Instituts für Kulturpolitik, sagt: „Das freie Theater hat sich in fünf Jahrzehnten zur zweiten Säule der deutschen Theaterlandschaft etabliert, zeichnet sich durch künstlerische Innovation und kollektive Arbeitsweisen aus, ist nah dran an den Themen der Zeit und mobil in der Fläche.“ Die wissenschaftliche Beforschung sei „bisher eher vernachlässigt worden“, so Schneider. Der Kulturwissenschaftler spricht sich dafür aus, „das Freie Theater als kulturelles Gedächtnis zu verstehen, dass es außerordentlich wert ist, gesammelt und archiviert zu werden“. Aus dem Materialfundus können Informationen über die Produktionsweisen, die Entstehung von Theater und über Gesellschaftsbezüge der künstlerischen Arbeiten entnommen werden.

„Wir schätzen auf der Grundlage unserer Stichproben, dass es im ganzen Land rund 5.000 relevante Bestände gibt, die sowohl Schriftgut, als auch audio-visuelles Material enthalten“, so Henning Fülle. Seit 1990 kommen die Speichermedien mit Computer-Dateien hinzu. „Wenn wir – äußerst zurückhaltend geschätzt – für jeden dieser Bestände vom Umfang etwa eines ‚Billy-Regals‘ ausgehen, etwa fünf Regalmeter, kämen wir allein an analogem Material auf 25 Regalkilometer.“ Der Umfang der digitalen Datenbestände sei bislang noch nicht abzuschätzen, zumal sich mit der digitalen Speicherung das Aufbewahrungsverhalten massiv verändert haben dürfte, so Fülle.

Wie geht es nun weiter? Die konzeptionellen Überlegungen für ein Archiv des Freien Theaters gehen „in Richtung einer kleinen Zentrale, deren Aufgabe im Wesentlichen in der Setzung und Umsetzung von Regularien für die Erfassung, Katalogisierung und Vernetzung der vorhandenen und entstehenden Bestände des Archivs besteht“, skizziert Professor Wolfgang Schneider. Unikate und Dokumente, die unersetzbar oder gefährdet sind, sollten zunächst gesichert werden.

Ende des Jahres soll die Studie veröffentlicht werden. Sie dient als Grundlage, um einzelne Bestände in verschiedenen Regionen zu erfassen.

Theatergeschichte dokumentieren

Welche Anstrengungen leisten sich Theater in Deutschland, um Theatergeschichte zu dokumentieren? Viele Stadt- und Staatstheater verfügen über Sammlungen, die die künstlerische Arbeit dokumentieren. Daneben gibt es einige Museen, beispielsweise in München, Düsseldorf, Köln und Hannover, die den Darstellenden Künsten gewidmet sind. Materialien und Dokumente aus Stadt- und Staatstheatern werden auch in Stadt- und Landesarchiven nach archivrechtlichen Regularien  und in den Häusern selbst erfasst. „Im Bereich des Freien Theaters ist das anders, es existieren keine Institutionen, die sich der Aufgabe der Sammlung, Bewahrung und Präsentation von Dokumenten und Materialien widmen“, sagt der Kulturforscher Henning Fülle. Zwar bewahren Spielstätten und Produktionshäuser, Künstlergruppen und private Sammler Materialien in begrenztem Umfang. „Doch der Erhalt, die Sicherung und vor allem die Zugänglichkeit dieser Bestände sind in keiner Weise gesichert.“ Die Spuren des Freien Theaters befinden sich verstreut in verschiedenen Institutionen und privaten Sammlungen.

Über die Studie

Das Archivprojekt macht die Leistung und die Ästhetik der Freien Theater sichtbar und trägt dazu bei, dass Theaterschaffende die eigene Geschichte reflektieren können. Das Archiv soll performancebasierte Produktionsweisen genauso einschließen wie dokumentarische Praxis, textbasiertes Spielen und Bildertheater. Theater ist beweglich und ebenso beweglich soll das Archiv sein, so der Anspruch des Dokumentationsprojekts.

„Wir wollen keinen Akten- und Videofriedhof aufbauen. Es soll ein lebendiges Archiv entstehen“, sagt Professor Wolfgang Schneider. Das Archiv könne historische Materialien bewahren und verfügbar machen sowie eine Grundlage für künstlerische Arbeiten bilden. Das Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim arbeitet in dem Forschungsprojekt „Performing the Archive – Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters" mit mehreren Fachverbänden zusammen. Gemeinsam erfassen sie den Bestand über die Sammlungen und Materialien des Freien Theaters. Die Studie wird gefördert von der Staatsministerin für Kultur im Bundeskanzleramt und den Ländern Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg, Sachsen sowie der Stiftung Niedersachsen.

Wer Fragen und Ideen zum Archiv hat, kann sich an Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Christine Henniger und Dr. Henning Fülle wenden (E-Mail info@theaterarchiv.org).

Konferenz in München

Wie kann dieses Archiv aufgebaut und strukturiert werden? Erstmals kommen etwa 100 Sammler, Künstler, Wissenschaftler und Kulturpolitiker aus Bund, Ländern und Kommunen in München zusammen. Während einer „Konzeptionskonferenz für ein Archiv des Freien Theaters“ am 17. und 18. Oktober 2016 im Literaturhaus München diskutieren sie über technische, inhaltliche sowie kulturpolitische Fragen. Den Hauptvortrag hält Nele Hertling, die frühere Intendantin des Berliner Hebbel Theaters und ehemalige Vizepräsidentin der Berlin Brandenburgischen Akademie der Künste. Sie spricht über: „Die eigene Geschichte habhaft machen. Warum die freien Künste ein Archiv brauchen.“ Das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, das ein kommunales Archiv des freien Theaters plant, fördert die Konferenz.

Mehr zum Thema: „Gegen das Vergessen – Wissenschaftler planen ein 'Archiv des Freien Theaters'“, Interview mit Henning Fülle von der Universität Hildesheim im DEUTSCHLANDFUNK [hier nachhören; Audiobeitrag vom 17.10.2016, zeitlich begrenzt online abrufbar]

Medienkontakt: Kontakt zu Forschern und Theaterschaffenden über die Pressestelle der Uni Hildesheim (Isa Lange, 05121.883-90100, presse@uni-hildesheim.de).


Ensemble aus Aserbaidschan: Konzert im Center for World Music

$
0
0

In Kooperation mit dem Aserbaidschanischen Staatlichen Museum für Musikkultur lädt das Center for World Music der Universität Hildesheim am Freitag, 28. Oktober 2016, zu einem Konzert mit Lesungen ein.  Zu Gast ist das „National Ensemble of Old Musical Instruments”.

Die Musikerinnen und Musiker aus Baku, der Hauptstadt des Landes Aserbaidschan, spielen klassische Musik aus dem 12. Jahrhundert. Zum Nationalensemble gehören die Musikerinnen Nuriyya Huseynova (Gesang), Tarana Aliyeva (Kastenzither „Kanun“), Fazila Rahimova (Harfeninstrument „Chang“) sowie die Musiker Munis Sharifov (viersaitiges Streichinstrument „Chegane“), Natiq Aliyev (gezupfte Langhalslaute „Tanbur“), Ilkin Hasanov (Lauteninstrument „Rud“), Davud Abdullayev (Saiteninstrument „Rubab“) und Akbar Mammadov (Bechertrommel „Tombak“).

Das Ensemble interpretiert das Werk des Dichters Nezāmi. Der Dichter erwähnte in seinen lyrischen Versen vor 845 Jahren auch Musikinstrumente, die zu jener Zeit gespielt wurden. Dabei nannte er nicht nur Namen, sondern beschrieb ihre Form, die Anzahl der Saiten, ihren Klang und ihre Spielweise. Er erwähnte musikalische Begriffe wie Harmonie, Rhythmus und Melodie. Klassische Musik und Poesie sind eng miteinander verbunden, sagt die promovierte Musikwissenschaftlerin Alla Bayramova, Direktorin des Museums für Musikkultur.

Die Künstler aus Baku werden sich drei Tage in Hildesheim aufhalten und mit den Hildesheimer Musikethnologen um Professor Raimund Vogels über zukünftige Kooperationsprojekte sprechen. „Das Klangarchiv des Staatlichen Museums in Baku ergänzt in vielen Bereichen unsere Tonsammlungen zur klassischen iranischen Musik, gerade eine Kooperation im Bereich der Archive wird von beiden Seiten als sehr vielversprechend bewertet“, sagt Vogels.

Das Ministerium für Kultur und Tourismus der Republik Aserbaidschan, das „State Committee on Affairs with the Diaspora of Azerbaijan Republic“ und die Deutsch-Aserbaidschanische Gesellschaft fördern diese Veranstaltung. An dem Abend interpretiert die Übersetzerin Rosemarie Kuper die Dichtung Nisamis, außerdem spielt der Solist und Komponist Arif Mirsojew. Das Konzert beginnt am 28. Oktober 2016 um 20:00 Uhr im Center for World Music der Universität Hildesheim (Timotheusplatz/Schillstraße). Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten. Interessierte sind herzlich zum Konzertabend eingeladen und können mit den Musikerinnen und Musikern sowie dem Team des Center for World Music ins Gespräch kommen. Eine Reservierung von Sitzplätzen (kostenfrei) ist möglich, Ansprechpartnerin ist Morena Piro (Telefon: 05121.883-92360, Email: piromo(at)uni-hildesheim.de).

Kurz erklärt: Center for World Music digitalisiert Musikarchive

Forscher am Center for World Music der Universität Hildesheim haben langjährige Erfahrungen in der Digitalisierung von Musikarchiven. Die Musikethnologen um Professor Raimund Vogels digitalisieren und katalogisieren Musikarchive weltweit. In Projekten in Sierra Leone, Malawi, Ghana und Ägypten konnten in Kooperation mit Partnern vor Ort physisch in ihrem Fortbestand gefährdete Tondokumente gesichert werden. Darunter sind liturgische Gesänge der koptischen Kirche aus Kairo und frühe Highlife-Aufnahmen aus den Archiven der Ghana Broadcasting Corporation in Accra. In Zusammenarbeit mit dem Musikmuseum Iran werden aktuell Ton- und Musikaufnahmen aus 100 Jahren iranischer Musiktradition digitalisiert. So wurden bereits über 4500 Platten aus den Jahren 1906 bis 1960 digital erfasst. Weitere Musikarchive aus umliegenden Ländern haben sich inzwischen an die Hildesheimer Musikexperten gewandt. Die Hildesheimer Forscher arbeiten derzeit auch mit Wissenschaftlern aus Maiduguri/Nigeria zusammen, um Musik zu sichern und via Smartphone zugänglich zu machen.

Zum Bestand des Center for World Music gehört eine der größten privaten Sammlungen außereuropäischer Musikinstrumente sowie das „Music of Man Archive“, eine Sammlung von mehr als 45.000 Tonträgern seit 1950. Das Archiv umfasst Regalmeter voller Schallplatten, äußerst vielfältig: Jazz aus Bangladesch neben Gesängen aus Albanien, Afghanistan und Indien.

Medienkontakt: Kontakt zu den Forschern über die Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, 05121.883-90100, presse@uni-hildesheim.de).

Alte Domschätze: Interesse an historischen Objekten wecken

$
0
0

Das neuerworbene Drachenaquamanile des Dommuseums wird seit April in der Sonderausstellung „Drachenlandung“ gezeigt und hat sich bereits zum Publikumsliebling entwickelt. Ausgehend vom Plakatmotiv mit dem Kopf des Drachen im Profil haben Kinder aus dem „Bilderstudio“ der Universität Hildesheim eigene Drachenbilder gezeichnet und ganz eigenwillige Ideen zur Gestalt des Fabeltiers entwickelt. Im Rahmen der Kooperation des Dommuseums mit dem Institut für Bildende Kunst und Kunstwissenschaft der Universität werden ausgewählte Zeichnungen im Museum präsentiert.

Die kleine Sonderschau mit den Zeichnungen der Kinder ist vom 27. Oktober bis 11. November 2016 im Dommuseum zu sehen. Aus diesem Anlass zeigt das Museum den kleinen Drachen, bevor er wegen der folgenden Ausstellungen für längere Zeit nicht zu sehen sein wird. Anschließend werden die Zeichnungen vom 24. November bis 1. Dezember 2016 auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg ausgestellt. Kinder der Grundschulen Itzum und Ochtersum geben Einblicke in die Begegnungen mit historischer Kunst.

Das Dommuseum und die Universität Hildesheim kooperieren in der Lehrerausbildung und wollen Kindern alte Geschichte nahebringen, 2015 wurde ein Kooperationsvertrag unterzeichnet. In den vergangenen 30 Jahren konzentrierte sich die Kunstdidaktik häufig auf die Vermittlung zeitgenössischer Kunst. Der Blick für die Vermittlung historischer Kunst wurde bisher vollkommen ausgeklammert, so Uhlig. Wie entwickeln Kinder ein historisches Bewusstsein für die Stadt, in der sie leben? Wie kann man die für Kinder vermeintlich schwierige und ferne alte Geschichte adäquat vermitteln? Die Professorin verlegt ihre Seminare für Lehramtsstudentinnen und Lehramtsstudenten aus dem Hörsaal ins Museum. Lehramtsstudierende gehen mit Schulklassen und Kindergärten in das Museum, um über die Objekte und Bilder zu sprechen. Sie beschäftigen sich zum Beispiel mit einem „Kopfreliquiar“, welches um 1185 gefertigt wurde. Das wertvolle Metallgefäß soll – für den Betrachter nicht sichtbar – den Kopf des „heiligen Oswald“ enthalten. Die Reliquie gehört zum Domschatz in Hildesheim und zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auch Fünfjährige können sich mit Gegenständen religiöser Verehrung und jahrhundertealten Kirchenschätzen auseinandersetzen. „Die Kinder und ihre Fragen sind uns wichtig. Wir möchten das Interesse an historischen Museen wecken“, sagt Bettina Uhlig. Erste Erfahrungen zeigen: Das Interesse der 5- bis 12-Jährigen ist groß.

Bettina Uhlig untersucht, wie Kinder Bilder wahrnehmen, produzieren und wie sich dies verändert. Hierfür hat sie auf der Domäne Marienburg ein bilddidaktisches Forschungsstudio eingerichtet. In Kooperation mit Grundschulen und Kindergärten führt sie ein Feldforschungsprojekt durch, das Aufschluss über die anthropologischen und kulturellen Grundlagen der Entwicklung von Bildlichkeit geben soll. Bisherige Forschungsergebnisse zeigen, dass Kinder über spezifische „Imaginationsprofile“ verfügen. So gibt es Kinder, die in Erzählungen denken, andere wiederum können sich Szenisches oder technische Zusammenhänge besonders gut vorstellen. Je nach Imaginationstyp variiert die bildnerische Praxis und führt bei einer gezielten Begleitung zu unterschiedlich großen Fortschritten in der individuellen Bildpraxis von Kindern. Die Hildesheimer Forschungsergebnisse fließen sowohl in die fachdidaktische Diskussion als auch in die Praxis in Kindergärten und Schulen ein. Jede Woche kommen Kinder aus umliegenden Grundschulen in die Universität.

Schulen und Kindergärten, die sich für das Thema interessieren, können die Kunstdidaktikerin Bettina Uhlig kontaktieren (E-Mail: uhligb@uni-hildesheim.de).

Ausstellung im Dommuseum und auf dem Uni-Kulturcampus

Am Donnerstag, 27. Oktober 2016, wird die kleine Sonderschau um 16:00 Uhr in Anwesenheit von Museumsdirektorin Claudia Höhl und Professorin Bettina Uhlig von der Universität Hildesheim eröffnet. Die Zeichnungen der Kinder sind vom 27. Oktober bis 11. November 2016 im Dommuseum zu sehen. Anschließend werden die Zeichnungen vom 24. November bis 1. Dezember 2016 auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg ausgestellt. Die Vernissage auf dem Kulturcampus findet am 24. November 2016 um 16:00 Uhr statt. Museumsdirektorin Claudia Höhl, Professorin Bettina Uhlig und die Kinder, von denen die Zeichnungen stammen, erläutern die Zeichnungen.

Medienkontakt: Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Digitale Lebenswelten: Soziale Medien im Wahlkampf

$
0
0

Wie kommunizieren Politikerinnen und Politiker über Twitter? Patricia Yazigi befasst sich mit politischer Kommunikation in sozialen Medien. Sie analysiert in ihrem Vortrag in der Reihe „Digitale Lebenswelten" [Programm als PDF] an der Universität Hildesheim den US-Wahlkampf via Internet. Yazigi hat an der Universität in Hildesheim promoviert und in ihrer Dissertation den US-Wahlkampf 2012 auf dem Online-Netzwerk Twitter untersucht. Die Wissenschaftlerin hat die Profile von Barack Obama und Mitt Romney verglichen und sich angesehen, wie die beiden Kandidaten sich sprachlich auf 140 Zeichen positionieren mit dem Ziel, sich selbst möglichst positiv darzustellen und den politischen Gegner nach Möglichkeit gleichzeitig abzuwerten. Politikerinnen und Politiker kommunizieren im Wahlkampf nicht als Privatpersonen, sondern treten in bestimmten Rollen auf, die zum Wahlkampf passen. Inzwischen arbeitet die Hildesheimer Absolventin bei Volkswagen in Wolfsburg.

„Das Thema könnte aktueller kaum sein, wir stehen kurz vor der US-Präsidentschaftswahl. Patricia Yazigi wird auch den derzeitigen Wahlkampf ansprechen, immerhin bezeichnet die New York Times den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump als 'Titan of Twitter'“, sagt Professorin Bettina Kluge, die die Vorlesungsreihe gemeinsam mit der Politikwissenschaftlerin Professorin Marianne Kneuer, der Sprachwissenschaftlerin Professorin Beatrix Kreß und dem Informationswissenschaftler Professor Joachim Griesbaum organisiert. „Wir laden interessierte Bürger herzlich in die Universität ein, um sich über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu informieren und mit uns ins Gespräch zu kommen“, so Kluge.

Vorlesungsreihe „Digitale Lebenswelten“

Die Vorlesungsreihe „Digitale Lebenswelten: Politik – Medien – Kommunikation" richtet sich an Bürger aus der Region, an Studierende und Lehrende. Organisiert wird die Vorlesungsreihe von den Instituten für Sozialwissenschaften, Interkulturelle Kommunikation, Informationswissenschaft und Sprachtechnologie sowie dem Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation. Interessierte sind herzlich eingeladen. Alle Vorträge sind kostenfrei. Nach dem Vortrag besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ins Gespräch zu kommen.

Der öffentliche Vortrag von Patricia Yazigi zum Thema „Facework, die sozialen Medien und der US-Wahlkampf“ beginnt am Dienstag, 1. November 2016, um 18:15 Uhr in der Aula am Bühler-Campus.

Die weiteren Vorträge der Reihe finden ab 15. November am Uni-Hauptcampus am Universitätsplatz (Neubau Raum N007) statt. Am 15. November 2016 spricht Georg Rehm vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz aus Berlin über „Mehrsprachigkeit für das digitale Europa“. Die Berliner Sprachwissenschaftlerin Anja Overbeck befasst sich am 29. November 2016 mit dem virtuellen Sprechen und digitalem Schreiben in sozialen Medien. Orientieren wir uns beim Schreiben im Netz eher an mündlichen oder an schriftlichen Vorbildern? Von welchen Faktoren ist dies abhängig (zum Beispiel Freizeitchat vs. Pressemitteilung). Professor Christoph Bieber von der Universität Duisburg-Essen spricht am 10. Januar 2017 über soziale Medien im Wahlkampf. Dabei geht der Politikwissenschaftler der Frage nach, warum der deutsche Wahlkampf anders verläuft als der amerikanische. Abschließend referiert am 31. Januar 2017 die Hamburger Informationswissenschaftlerin Professorin Frauke Schade über Erfolgsfaktoren von Marktführern auf dem digitalen Informationsmarkt.

Medienkontakt: Pressestelle der Universität Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Inklusive Schulentwicklung und Lehrerbildung

$
0
0

Während eines Fachtags befassen sich Experten aus Schule, Wissenschaft und Bildungspolitik mit inklusiver Schulentwicklung und Lehrerbildung [zum Programm]. Der Fachtag findet am Freitag, 4. November 2016, an der Universität Hildesheim statt. An der Veranstaltung wirken viele Beteiligte aus dem Projekt „Inklusive Lehrer_innenbildung“ mit. Im Projekt haben sie begonnen, Ansätze inklusiver Lehrerbildung zu entwickeln sowie Forschungsimpulse für die Auseinandersetzung mit Fragen inklusiver Unterrichts- und Schulentwicklung zu setzen.

Zum Auftakt des Fachtags spricht Professor Martin Heinrich, Wissenschaftlicher Leiter des Oberstufen-Kollegs in Bielefeld, über inklusive Schulentwicklung im Mehrebenensystem. Anschließend stellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – zum Teil gemeinsam mit Studierenden – Ergebnisse aus Forschungswerkstätten vor, die in Workshops besprochen und diskutiert werden. Die Sprachwissenschaftlerinnen Barbara Graßer und Lilia Tschudinovski sprechen über Mehrsprachigkeit in Bildungseinrichtungen.

Wie arbeiten unterschiedliche Berufsgruppen im Schulalltag zusammen? Professorin Melanie Fabel-Lamla hat gemeinsam mit Studierenden multiprofessionelle Zusammenarbeit in Schulen untersucht und gibt Einblicke in die Forschung. Der Sozialpädagoge Andreas Oehme spricht über Schulbegleitung und Schulsozialarbeit in der inklusiven Schule und stellt ein Projekt zur multiprofessionellen Kooperation aus dem Landkreis Hildesheim vor. Über Herausforderungen und Chancen für Inklusion im naturwissenschaftlichen Unterricht sprechen Peter Düker und Professor Jürgen Menthe. Professorin Vera Volkmann und Gianna Wilm geben anhand videographischer Studien Einblicke in Sportunterricht unter den Bedingungen von Heterogenität und Inklusion. Aktuelle Projekte interkultureller Bildungsforschung stellt die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Viola B. Georgi vor. Der Diplompädagoge Jan Voß bietet einen Workshop an, der sich mit dem kommunalen Index für Inklusion befasst. Auch in den Bereichen Politikvermittlung in inklusionsrelevanten Kontexten, Kommunikation, inklusives historisches Lernen sowie inklusionssensible Diagnostik werden Workshops angeboten und es besteht die Möglichkeit, in einen Austausch zu kommen.

„Wir laden ein zum Dialog über inklusive Schulentwicklung und Lehrer_innenbildung“, sagt die Erziehungswissenschaftlerin Anna Moldenhauer. In einer Podiumsdiskussion diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Schulleiter der Integrierten Gesamtschule Hannover-Linden, Peter Schütz, der Lehramtsstudentin Maja Vogt sowie Ute Wormland, Referatsleiterin für „Inklusion im Bildungswesen“ im Niedersächsischen Kultusministerium.

Inklusionsstudiengang der Universität Hildesheim feiert fünfjähriges Jubiläum

Seit fünf Jahren bildet die Universität Hildesheim im Weiterbildungsstudiengang „Inklusive Pädagogik und Kommunikation“ Lehrerinnen und Lehrer sowie weitere Berufsgruppen fort. Im Rahmen des Fachtags feiert der Studiengang sein Jubiläum. Der Weiterbildungsstudiengang wurde zum Wintersemester 2010/2011 in Kooperation mit einer Schweizer Hochschule entwickelt. Die Universität reagiert damit auf die 2009 in Deutschland ratifizierte UN-Behindertenrechtskonvention, ein inklusives Bildungssystem umzusetzen, das Kinder und Jugendliche nicht ausschließt, sondern Teilhabe ermöglicht. Der Umgang mit Heterogenität und der Einsatz einer inklusiven Pädagogik ist heute eine sehr bedeutungsvolle Aufgabe im Bildungswesen. Im Studiengang entwickeln die Pädagoginnen und Pädagogen Wege, um konstruktiv mit den unterschiedlichen sozio-kulturellen, körperlichen und biografischen Voraussetzungen von Kindern und Jugendlichen umzugehen.

Über einen Zeitraum von zwei Jahren kommen berufstätige Studierende jeden Monat in Hildesheim zusammen. Manche sind 25, andere bereits 55 Jahre. „Die Studierenden schätzen den Austausch in den heterogenen Lerngruppen“, sagt die Studiengangskoordinatorin Cindy Bergt. Die Universität Hildesheim bildet inzwischen Personen aus Schulen, Hochschulen, Volkshochschulen und Kindertagesstätten fort. Im aktuellen Jahrgang werden zudem Schulbegleiter qualifiziert. Bisher sind diese oft ohne pädagogische Ausbildung.

Bewerbungen um einen Studienplatz im Weiterbildungsstudiengang „Inklusive Pädagogik und Kommunikation“ sind noch möglich. Die mehrtägigen Seminare können auch einzeln belegt werden Wer sich für das Studium interessiert oder Fragen zu Fortbildungsmöglichkeiten hat, kann sich bei der Studiengangskoordinatorin Cindy Bergt melden (05121.883-92300).

Weitere Informationen:

Projekt „Inklusive Lehrer_innenbildung“ (iLeb)

Studiengang „Inklusive Pädagogik und Kommunikation“

Wettstreit in der Wissenschaft: Science Slam in der Uni

$
0
0

An der Universität Hildesheim treten am Dienstag, 8. November 2016, vier Professorinnen und Professoren in einem „Science Slam" [PDF] gegeneinander an. Michael Corsten, Annemarie Matzke, Bettina Kluge und Jürgen Menthe vertreten die vier Fächer Soziologie, Theaterwissenschaft, Sprachwissenschaft sowie Chemiedidaktik. Auf der Bühne geben sie Einblicke in ihre Forschung. Mit Worten, Requisiten oder auch Live-Experimenten soll das Publikum über die Arbeit und Denkweisen in den vier Wissenschaftsdisziplinen informiert werden – am Ende entscheidet das Publikum über den besten Vortrag. Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Science Slam beginnt um 18:00 Uhr im Audimax der Universität Hildesheim und dauert etwa zwei Stunden. Der Eintritt ist frei.

Über 600 Studierende, Lehrende und Hildesheimer Bürger verfolgten den ersten Wissenschaftswettstreit an der Hildesheimer Universität. Nun, zwei Jahre später, hoffen die Veranstalter um Vizepräsident Professor Martin Schreiner erneut auf großen Zuspruch.  „Der zweite Hildesheimer Science Slam lässt erneut viermal die Eule der Minerva mit weichen Boxhandschuhen in den Ring steigen und allgemeinverständlich sowie unterhaltsam Wissenschaft erleben", sagt Schreiner.

Den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern: Stipendium stiften

Wer die künftige Generation der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützen möchte, kann schon im Studium junge Leute fördern – mit dem Deutschlandstipendium. Wer die Studierenden auf ihrem Weg in die Wissenschaft unterstützen möchte, kann sich an Prof. Dr. Martin Schreiner (Vizepräsident für Stiftungsentwicklung, martin.schreiner@uni-hildesheim.de, 05121.883-11102) und Markus F. Langer von der Universitätsförderung wenden (markus.langer@uni-hildesheim.de, 05121.883-90130).

Science Slam – Wie bereiten Sie sich vor?

Die Spannung steigt, der Wissenschaftswettstreit steht kurz bevor. Isa Lange hat nachgefragt bei den vier Science Slammern:

  • Worum geht es in Ihrem Vortrag?
  • Vor welcher Herausforderung stehen Sie – der Science Slam ist ja sprachlich ein anderes Format als die übliche Vorlesung...
  • Nutzen Sie in Ihrem Vortrag nur Sprache – oder auch Requisiten, Experimente und Hilfsmittel?

Soziologe Prof. Dr. Michael Corsten:

  • In meinem Vortrag erläutere ich, weshalb die Soziologie (mein Fachgebiet) davon lebt, sich auf Distanz zur Gesellschaft zu halten, ihr in bestimmter Weise fremd zu bleiben.

  • Vor welcher Herausforderung ich stehe? Vor allem sind es nur zehn Minuten Zeit, die ich habe –  das ist ganz schön knapp. Ich hoffe, dass es mir gelingt, dem Publikum einen aus meiner Sicht ganz zentralen Satz der Soziologie auf unterhaltsame Weise nahe zu bringen.

  • Ich weiß noch nicht so recht, ob ich nur Sprache, oder auch Requisiten/Hilfsmittel im Vortrag nutze. Am liebsten würde ich es allein dem Wort überlassen. Aber vielleicht sollte doch der eine oder andere Satz über Power-Point an die Wand geworfen werden. Ich lasse mich da noch überraschen.

Theaterwissenschaftlerin Prof. Dr. Annemarie Matzke:

  • In meinem Vortrag wird es um den Theaterzuschauer gehen und darum wie auf der Bühne und im Zuschauerraum Emotionen entstehen. Dabei wird es nicht nur um das Feld der Theaterwissenschaft gehen, sondern ich untersuche auch Phänomene der Populären Kultur, der Bildenden Kunst und aus unserem Alltag.

  • Der Science Slam ist eigentlich eine Vorlesung in kondensierter Form: Auch dort geht es darum die Studierenden für ein Thema zu begeistern und das geht oft am besten auch über Humor. Da allerdings nicht 90 Minuten sondern nur 10 Minuten zur Verfügung stehen, gilt es, schnell zum Punkt zu kommen.

  • Neben Bildern und Text wird es wahrscheinlich auch Musik geben, in der Hoffnung echte Emotionen hervorzubringen.

Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Bettina Kluge:

  • In meinem Vortrag erläutere ich, dass auch „kleinere“ Wortarten wie etwa Pronomen spannend sein können. Daher der Arbeitstitel: „Wer (b)ist du?“  Denn wenn man genauer hinhört, merkt man, dass „du“ (oder „Sie“) nicht nur für die Anrede verwendet werden...

  • Vor welcher Herausforderung ich stehe? Mein Hauptproblem ist, dass ich in meiner Forschung vorwiegend zum Spanischen und Französischen arbeite und nicht davon ausgehen kann, dass diese Sprachen von allen Zuschauerinnen und Zuschauern verstanden werden. Die Beispiele, die ich gerne besprechen möchte, müssen daher eher aus dem Deutschen oder Englischen sein (und sogar hier: geht Englisch?).

  • In meinem Vortrag verwende ich auch eine Powerpoint-Präsentation, insbesondere für die Analyse von Gesprächsausschnitten. Aber ich zeige – wenn die Zeit dafür reicht, das ist noch nicht ganz klar – auch Internet-Memes zum Thema (und ja, es SIND süße Kätzchen auf den Bildern...).

Chemiedidaktiker Prof. Dr. Jürgen Menthe:

  • In meinem Vortrag erläutere ich leuchtende Beispiele chemiedidaktischer Inhalte („Let there be light“).

  • Die Herausforderung, beim Science Slam in der Universität anzutreten, ähnelt der, vor der Lehrkräfte der Chemie jeden Morgen stehen, wenn sie in der Schule einem skeptischen Publikum komplexe Sachverhalte spannend und verständlich näher zu bringen versuchen.

  • Ob ich Hilfsmittel verwende? Ich kombiniere Experimente, Sprache und Musik. Tanzen sollen aber vornehmlich die Moleküle...

Einblicke – Wer macht was? Willkommen in der Universität

$
0
0

Wer in den Berufsalltag startet, ob in Wissenschaft oder Verwaltung, sollte den direkten Austausch am 10. November 2016 nicht verpassen: Auf einer Informationsveranstaltung stellen Uni-Verantwortliche ihren Tätigkeitsbereich vor. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können im direkten Gespräch ihre Fragen rund um den Hochschulalltag loswerden.

Wer macht eigentlich was in der Universität? Bei welchen Fragen hilft das Team aus dem Dezernat für Personal- und Rechtsangelegenheiten, der Universitätsbibliothek oder dem Rechenzentrum weiter? Und wann kontaktiere ich die Mitarbeiterin aus der Hochschulplanung, den Forschungsreferenten und die Gleichstellungsbeauftragte?

Statt lediglich online aufzulisten, wer für welche Aufgaben zuständig ist, bringen das Präsidium, das Gleichstellungsbüro und die Referentin für Fort- und Weiterbildung der Universität Hildesheim neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Verantwortlichen aus der Verwaltung und den Einrichtungen zusammen. Die Universität lädt am Donnerstag, 10. November 2016, ab 11:00 Uhr zu einer Begrüßungsveranstaltung in das Verwaltungsgebäude ein. Das Angebot findet bereits zum dritten Mal statt. Führungskräfte aus der Verwaltung, den Stabsstellen und den zentralen Einrichtungen stellen ihren Tätigkeitsbereich in einem zweiminütigen Kurzvortrag vor. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind herzlich eingeladen im Anschluss daran im direkten Gespräch ihre Fragen rund um den Hochschulalltag loszuwerden.

„Über die Willkommens-Veranstaltung für die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen wir den persönlichen Austausch mit der Verwaltung stärken. Hinter den E-Mail-Adressen und Telefonnummern befinden sich immer Menschen. Diese auch kennenzulernen, hilft der Kommunikation", sagt Matthias Kreysing, hauptberuflicher Vizepräsident für Verwaltung und Finanzen.

Insgesamt haben 112 neue oder zurückkehrende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter  seit Oktober 2015 ihre Tätigkeit an der Universität aufgenommen oder starten derzeit in ihren Berufsalltag. Mittlerweile arbeiten an der Universität 726  hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Wissenschaft und Verwaltung.

Wie kann ich an der Veranstaltung teilnehmen?

An alle neuen und zurückkehrenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurde eine persönliche Einladung, mit der Bitte sich anzumelden, verschickt. Bei Fragen können Sie sich an Gundula Sperling (E-Mail sperling@uni-hildesheim.de) wenden.

Wer macht was? Weitere Informationen

Vom Dezernat für Studienangelegenheiten über das Friend- und Fundraising bis zum Qualitätsmanagement – wer einen Überblick über die vielen Einrichtungen und Aufgabenbereiche an der Universität Hildesheim erhalten möchte, findet online eine Übersicht über die zentrale Verwaltung, zentrale Einrichtungen, Gremien, Fachbereiche, Forschungszentren und Stabsstellen.

30 Jahre Lehrerfortbildungen: Hildesheimer Pädagogische Tage

$
0
0

Die Universität Hildesheim lädt am Donnerstag, 17. November 2016, zum „Hildesheimer Pädagogischen Tag“ ein. Seit den 1970er Jahren bilden sich Lehrerinnen und Lehrer, Schulleitungen und pädagogisches Personal hier fort. Das 30. Jubiläum steht unter dem Motto „Wir machen Schule“. Die Universität Hildesheim war die erste Hochschule in Niedersachsen, die „Pädagogische Tage“ angeboten hat, um Lehrerinnen und Lehrer fortzubilden und den fachlichen Austausch anzuregen. Schulen können sich in den Dialog und das Netzwerk einbringen und Fortbildungsangebote wahrnehmen.

Zum Auftakt spricht die ehemalige pädagogische Leiterin der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden zum Thema „Wir machen Schule“. Anschließend finden eine Talkrunde und die Fortbildungsangebote für Lehrkräfte, pädagogisches Personal, Leitungen von Schulen und angehende Lehrkräfte statt. In den Workshops geht es zum Beispiel um selbstständiges Lernen in Schullaboren, Zusammenarbeit mit Eltern, Kooperation im Lehrerkollegium, Schulentwicklung und Sprachenlernen in der Schule. Die Hildesheimer Sprachwissenschaftlerin Ulrike Bohle gibt Einblicke in Lese- und Schreibzentren für Jugendliche. Lehrerinnen der Oskar-Schindler-Gesamtschule haben gemeinsam mit dem Institut für deutsche Sprache und Literatur der Universität Hildesheim ein Lese- und Schreibzentrum aufgebaut. „Im Verlauf der Jahre sind hier einzigartige schulische Räume zur sprachlich-literarischen Entfaltung für Jugendliche entstanden“, so Bohle. Andreas Pudlat und Sanne Ziethen vom Uni-Geschichtsinstitut sprechen über Denkmäler als Erinnerungs- und Lernorte.

Die Workshops wurden gemeinsam mit Schulen entwickelt. Lehrerinnen und Lehrer der Grundschule Moritzberg stellen in einem Workshop ein Konzept zum Sprachenlernen von geflüchteten Eltern in der Schule sowie eine Schülerfirma vor. Die Grundschülerinnen und Grundschüler lernen selbst noch schreiben und rechnen, aber übernehmen bereits Verantwortung für ihre eigene Firma. Seit 2014 bereiten Achtjährige in der „Gelben Garage“ der Grundschule Moritzberg alte Fahrräder auf, reparieren und erledigen die selbstentwickelte Buchhaltung. Das Schulprojekt wird von Hubertus von Hoeren, einem ehemaligen Lehramtsstudenten der Universität Hildesheim, betrieben.

Der Fachtag an der Universität findet in Kooperation mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und unterstützt durch die Deutsche Schulakademie statt. Das ausführliche Programm ist online abrufbar. Kontakt bei Fragen zur Lehrerfortbildung: Vicky-Nicoletta Erber (Telefon 05121.883-92500, E-Mail: fortbildung@uni-hildesheim.de), Prof. Dr. Carola Iller und Benjamin E. Luft.

Hildesheimer Pädagogischer Tag 2016 an der Universität

Thema:  „Wir machen Schule. Mitdenken. Mitreden. Mitgestalten“
Wann?  Donnerstag, 17. November 2016
Wo?  Stiftung Universität Hildesheim, Universitätsplatz 1, 31141 Hildesheim


Wie wir Informationen suchen: Ein Studienjahr in Südkorea

$
0
0

Jetzt bewerben: Informationen über das Joint Degree Programm GLOMIS

Für Jeongboem Park heißt es derzeit: Halbzeit. Park ist 26, Student der Pai Chai University in Daejeon und verbringt sein zweites Studienjahr im „GLOMIS“-Programm an der Universität in Hildesheim. Normalerweise pendelt er durch Daejeon, eine Großstadt im Zentrum von Südkorea, mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt Südkoreas. Nun führen ihn seine Wege durch Hildesheim. „Ich befasse mich mit den Informationen, die in Computern stecken und wie man die Mengen an Informationen organisieren kann, etwa in Bibliotheken oder Unternehmen. Hier in Hildesheim befasse ich mich mit der Interaktion zwischen Mensch und Maschine und mit der Suche nach Informationen. Es geht um die Informationsprozesse, wie können Informationen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort für die richtige Person verfügbar sein? Wie kann man Informationen schnell, effizient finden? Wir nennen das ‚information retrieval‘.“

Neben ihm sitzen Wiebke Thode, Michael Krzyzowski und Chanjong Im – alle Studierende im „Joint Degree Programm GLOMIS“ – im Café am Bühler-Campus – dem Ort, an dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wie sich Kommunikation und Sprache im Alltag von Menschen auswirken. Für Chanjong Im ist die Studienzeit in Hildesheim nach einem Jahr vorbei, er kehrt mit einem erfolgreichen Abschluss zurück in seine Heimat Südkorea. Er lässt das vergangene Jahr Revue passieren. „Wir haben nicht viele Studienprogramme im Bereich Informationswissenschaft, in denen wir mit europäischen Universitäten zusammenarbeiten“, sagt Chanjong Im. „Die meisten sind mit den USA vernetzt. Ich habe mich für ein Studium in Deutschland entschieden, um mehr über das Land zu erfahren. In meiner Heimat wusste ich wenig über Europa. Alle sagen: Deutschland ist bekannt für die guten Autos.“

Der 27-Jährige hat im Rahmen des „GLOMIS“-Programms ein Jahr an der Universität Hildesheim Informationswissenschaft studiert. Er erinnert sich an seinen ersten Tag in Hildesheim: „Ich fühlte mich leer – ich war ganz alleine im Bus. Es war gerade Urlaubszeit. Wenig Menschen sind nach 8 Uhr abends auf den Straßen.“ Mit jedem Tag wandelt sich sein Bild der norddeutschen Stadt. „Hildesheim ist die perfekte Stadt, um zu studieren. Ich kann mich konzentrieren, die Stadt ist grün und wenn ich spazieren gehe, singen die Vögel“, sagt Chanjong Im. Er habe sich für die 100.000-Einwohner-Stadt entschieden, da er sein Wissen im Bereich der Informationswissenschaft ausbauen und neue Impulse aufnehmen möchte. Die Hildesheimer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich spezialisiert auf die Interaktion zwischen Mensch und Computer, auf maschinelle Sprachverarbeitung, Informations- und Wissensmanagement. Und sie untersuchen, wie wir über das Internet kommunizieren und wie Software so entwickelt werden kann, dass sie verständlich und gebrauchstauglich ist.

„Alles ist in Zukunft mit dem Computer verbunden“, vermutet der Student Chanjong Im. „Durch den Auslandsaufenthalt in Hildesheim habe ich einmal mehr erlebt, wie wichtig es ist, während der Programmierung an den Nutzer zu denken. Wenn ich ein Navigationssystem in Daejeon programmiere – unsere Navis sprechen normalerweise mit Autofahrern – dann kann ich das gleiche nicht in Deutschland einsetzen.“

„Programmierer müssen Produkte regionalisieren“, ergänzt Michael Krzyzowski. Der 28-Jährige Student der Universität Hildesheim hat das Studium im „GLOMIS“-Programm gerade mit einem einjährigen Aufenthalt in Daejeon abgeschlossen. Dort konnte er auch in den Forschungslaboren mitarbeiten. „Ich habe während meiner Zeit in Südkorea viel gelernt – Selbstmanagement, mit Zeit umzugehen.“ Auch Wiebke Thode war ein Jahr an der Pai Chai University. „Eine wichtige Erfahrung und viele Eindrücke – ein Jahr in einem unbekannten Land zu leben trägt zu einer offenen Grundhaltung bei. Wir haben auf Englisch kommuniziert. Professoren und Studierende haben uns in Daejeon unterstützt“, sagt die 24-Jährige, die ebenfalls gerade ihr Studium erfolgreich abgeschlossen hat. Es sei toll, dass die Hildesheimer Lehrenden diese Kooperation ermöglicht haben und auch die Finanzierung durch ein Stipendium getragen wurde, sagt Michael Krzyzowski.

Für Chanjong Im geht es zurück nach Daejeon. „Ich habe mich gerade an die Stadt Hildesheim gewöhnt. Ein großer Unterschied besteht darin, wie schnell Menschen arbeiten. In Südkorea läuft fast alles digital, in 30 Minuten ist eine Anfrage erledigt – hier greift man auf Papier zurück“, lächelt der Student. Mit welchen Erfahrungen reist er zurück nach Südkorea? „Ich habe in Deutschland gelernt, dass viele Menschen sehr strikt sind, wenn es um Privatheit geht. Das lässt mich aufwecken – wie gehen wir mit Informationen und Daten verantwortungsvoll um? Darüber denke ich nach“, sagt Chanjong Im.

Internationale Kooperation: Studierendenaustausch im Bereich Informationswissenschaft

In dem europäisch-koreanischen Joint Degree Programm „Global Studies on Management and Information Science“ (GLOMIS) befassen sich Studierende je nach dem Schwerpunkt ihrer Universität mit Informationsprozessen aus unterschiedlichen Fachperspektiven – Informationswissenschaft, Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinformatik und Informationstechnologie. Das Studium ist eine länderübergreifende Kooperation der Universität Hildesheim (europäischer Koordinator) und der Universität Graz mit den Partnerhochschulen Pai Chai University in Daejeon und Chungbuk National University in Cheongju.

Im ersten Studienjahr studieren die Studentinnen und Studenten der Universität Hildesheim und der Pai Chai University Module aus den Masterstudiengängen ihrer Heimatuniversität: „Internationales Informationsmanagement – Informationswissenschaft“ bzw. „Information and Communication Engineering“. Im Auslandsjahr – in Südkorea für die europäischen Studierenden, in Europa für die Studierenden aus Südkorea – spezialisieren sich die Studierenden an der Partneruniversität.

Professorin Christa Womser-Hacker, Professor Thomas Mandl und Folker Caroli leiten und koordinieren das Gesamtprojekt „GLOMIS“ am Institut für Informationswissenschaft und Sprachtechnologie der Universität Hildesheim. Das Programm wird durch die EU und die National Research Fundation in Korea gefördert. Für das Auslandsjahr erhalten Studierende ein Stipendium in Höhe von 11.500 Euro. Insgesamt konnten bisher 21 Studierende an dem Programm teilnehmen (5 aus der Uni Hildesheim, 6 aus der Uni Graz, 6 aus der Chubngbuk National University und 4 aus der Pai Chai University). Wer sich für das Studium interessiert, kann sich an Dr. Folker Caroli wenden (E-Mail caroli@uni-hildesheim.de).

Begleitet wird der der Austausch der Studierenden durch einen Austausch von Lehrenden, berichtet der Hildesheimer Informationswissenschaftler Folker Caroli. „Jedes Jahr besuchen im Frühjahr und Herbst koreanische Kolleginnen und Kollegen die europäischen Partner, Kollegen und Kolleginnen der europäischen Universitäten halten Lehrveranstaltungen an den Partneruniversitäten in Korea.“ So haben im Frühjahr 2016 Lehrende aus allen Partneruniversitäten einen Workshop auf der koreanischen Insel Jeju abgehalten,  in dem sich koreanische und europäische Studierende mit unterschiedlichen Aspekten der Analyse und der Organisation von Informationsprozessen im digitalen Zeitalter auseinandersetzen konnten.

„Der Erfolg des Studienprogramms beruht auf einer engen fachlichen Zusammenarbeit der beteiligten Institute und auf der professionellen Unterstützung durch die International Offices der Partneruniversitäten. Dies wurde auch bei der Projektbegehung durch die EU anerkannt“, sagt Caroli. Nach 2018 läuft die Förderung des Programms durch die EU definitiv aus. „Angesichts des Erfolgs des Programms und seiner zunehmenden Resonanz unter den Studierenden hoffen wir, dass wir Unterstützer finden, die das Studienprogramm fördern. Wir suchen derzeit Partner, die für einen Studenten ein Stipendium übernehmen“, sagt Caroli.

Neunter Internationaler Doktorandenworkshop der Musikethnologie

$
0
0

Vom 27. Juni bis 1. Juli 2017 lädt das Center for World Music in Hildesheim erneut zum Internationalen Doktorandenworkshop der Musikethnologie ein. Das Center lädt Doktorandinnen und Doktoranden ein, ihre Forschung vorzustellen. Themenvorschläge können ab sofort eingereicht werden („Call for Proposals“). Um aus ihrer Forschung zu berichten, können junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Ecken der Welt an dem internationalen Austausch teilnehmen. Das fünftägige Programm bietet Raum für Vorträge und Diskussionen. In Arbeitsgruppen können sich die Doktorandinnen und Doktoranden über Forschungsmethoden und musikethnologische Forschungsfragen austauschen.

Die Universität Hildesheim und die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover unterstützen den Forschungsnachwuchs. Seit acht Jahren bauen sie ein Doktorandennetzwerk in der Musikethnologie aus. Bisher nahmen über 160 junge Fachleute an den Workshops teil.

„Wir haben mit dem Center in Hildesheim einen Partner in Europa, um Gedanken, Musik und Wissen auszutauschen. Das Center ist ein Vorbild: Es leitet die Vielfalt der Musik in der Welt weiter, auch an Schulen“, sagt Professor Philip Bohlman von der University of Chicago, USA. Er arbeitet seit neun Jahren mit dem Center for World Music in Hildesheim zusammen und leitet gemeinsam mit Michael Fuhr (Hildesheim), Cornelia Gruber (Hannover) und Professor Raimund Vogels (Hildesheim/Hannover) den Doktorandenworkshop.

Eine der bisher 160 Promovierenden aus dem Hildesheimer Netzwerk ist Fredeliza Campos Piper. Die Doktorandin aus dem australischen Canberra hat mit 24 Stunden die längste Anreise. Dennoch nahm sie an dem Hildesheimer Doktorandentreffen teil. „Das Center for World Music der Universität Hildesheim unterstützt Doktoranden beim Aufbau von Kompetenzen: Wie kann ich wesentliche Forschungserkenntnisse zusammentragen? Außerdem kann ich mein Netzwerk zu Promovierenden und führenden Wissenschaftlern im Bereich der Musikethnologie erweitern“, sagt Campos Piper. Sie untersucht, wie Menschen sich über Musik zusammenfinden und welche Rolle dabei Instrumente spielen. „Ich gehe auf Musikfestivals in den Philippinen: Wie kann Musik Menschen verbinden? Als ich mit meiner Forschung anfing, dachte ich, ich würde schnell Antworten auf all meine Fragen finden. Nun habe ich viele neue Fragen.”

Jetzt bewerben bis zum 15. Dezember 2016 [PDF]

Kurz erklärt: Internationaler Doktorandenworkshop

Jung gründen: „Nicht aufgeben, Ressourcen geschickt kombinieren“

$
0
0

„Unternehmen gründen ist eine Option – schon im Studium“, sagt Professor Athanassios Pitsoulis. „Unternehmerisches Denken und Handeln bekommt man nicht in die Wiege gelegt, das kann man lernen. Man kann lernen, nicht aufzugeben, weil man leicht sagt: Mir fehlen die Mittel. Stattdessen kann man sich fragen: Welche Ressourcen stehen mir zur Verfügung, wie kann ich das, was ich habe, geschickt kombinieren und mit anderen kooperieren?“

Während einer Aktionswoche an der Universität Hildesheim können sich Studentinnen und Studenten über Gründungen informieren. Vom 14. bis 20. November 2016 erfahren sie, wie sie einen „Business-Plan“ erstellen und wie Lehrerinnenund Lehrer Schülerfirmen begleiten können. Sie tauschen sich über Gründungen im Kulturbereich aus und können erproben, wie man Geschäftsideen entwickeln kann. Studierende und Lehrende aller Fachbereiche können teilnehmen.

„Wir brauchen unternehmerisches Denken und Handeln, um gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern. Wo andere nur Probleme sehen, kreieren unternehmerische Studierende mit den vorhandenen Ressourcen neue Gelegenheiten. Sie organisieren zum Beispiel eine Tauschbörse für gebrauchte Lehrbücher. Statt in den Klagekanon über Prüfungsstress einzustimmen, entwickeln sie die Idee für eine App, die Studierenden das Zeitmanagement erleichtert“, sagt die Hildesheimer Wirtschaftspsychologin Astrid Lange.

Dabei sein: Gründerwoche an der Uni Hildesheim

Unternehmertum in der Lehrerausbildung

Der Wirtschaftsprofessor Athanassios Pitsoulis bildet an der Universität Hildesheim Lehrerinnen und Lehrer aus, die unternehmerischesDenken und Handeln in Schulen fördern. „Wir können dazu beitragen, dass künftige Generationen von Lehrerinnen und Lehrern mit einem weniger durch Stereotype geprägten Bild von Unternehmertum an die Schulen kommen. Unser Land kann es sich langfristig schlichtweg nicht leisten, das vorhandene unternehmerische Potenzial verkümmern zu lassen“, sagt Pitsoulis.

„Ich möchte Jugendliche und Studierende darüber informieren und sie ermutigen: Man kann das schaffen und selbst etwas gründen und auf die Beine stellen“, sagt Sabrina Mujagic. Die Lehramtsstudentin schließt derzeit ihr Studium mit den Fächern Englisch und Wirtschaft ab und möchte unternehmerisches Denken und Handeln in den Schulalltag holen. Sie kommt aus einer Unternehmerfamilie, ihre Eltern und Geschwister haben sich selbstständig gemacht. Im Studium an der Universität Hildesheim hat Sabrina Mujagic bereits engagierte Jugendliche in Schülerfirmen begleiten können, sie beschäftigt sich mit dem Aufbau von „Juniorunternehmen“. So entstand in der Michelsenschule in Hildesheim beispielsweise ein Gewürzgeschäft.

Viele Schülerfirmen entwickeln „hochinteressante, ernstzunehmende Produkte“, sagt Professor Athanassios Pitsoulis. „Das sollte man nicht belächeln. Durch Schülerfirmen kommen Jugendliche in Schulen mit einer Welt in Berührung, zu der sie sonst wenig Zugang haben. Sie beschäftigen sich mit Finanz- und Ressourcenplanung und erfahren Wirtschaft und Unternehmertum am eigenen Leib. In Schülerfirmen können alle Fächer zusammenarbeiten.“

„Ich kam vor meinem Studium leider nie mit Selbstständigkeit und Unternehmertum in Berührung – weder durch Verwandte noch in meiner Schulzeit. Dann habe ich zufällig die Veranstaltungen der Gründerwoche in Hildesheim entdeckt – und nun bin ich Teil des Teams. Mit der Aktionswoche möchten wir Studierenden einen Einblick in die Welt der Gründerinnen und Gründer bieten. Vier Gründer erzählen zum Beispiel aus ihren Anfängen, über Scheitern und Erfolge beim Aufbau einer Firma“, sagt Loreen Waller. Sie studiert Lehramt mit den Fächern Wirtschaft und Deutsch und hat im Schulpraktikum an einer Oberschule in Harsum Achtklässler bei der Weiterentwicklung ihrer Schülerfirma begleitet.

Die Jugendlichen bringen Ideen und Freude mit, um selber „etwas auf die Beine zu stellen“ – Lehrerinnen und Lehrern können das Gründungsklima in deutschen Klassenzimmern befördern. Die Hildesheimer Studentinnen Sabrina Mujagic und Loreen Waller wollen in ihrem künftigen Beruf als Lehrerinnen Kinder und Jugendliche unterstützen, sich mit der Idee zu befassen, selbst ein Unternehmen zu gründen.

Jung gründen – erzähl deine Geschichte!

Was sie antreibt, welche Geschäftsideen sie haben und wie junge Leute im kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich ein Unternehmen gründen: In einer Serie berichtet die Universität Hildesheim über junge Gründerinnen und Gründer. So geben Studierende des Kreativen Schreibens zum Beispiel die bundesweite Literaturzeitschrift „Bella triste“ heraus. Studentinnen und Studenten aller Fachbereiche, die bereits Gründungserfahrungen gesammelt haben, melden sich bitte bei Isa Lange (presse@uni-hildesheim.de).

Nach der Lehrerausbildung: Ab ins Klassenzimmer

$
0
0

Ab ins Klassenzimmer: Viele Jahre des Studiums liegen nun hinter ihnen – das will gefeiert werden. Bevor die Masterstudierenden in das Referendariat starten, werden sie feierlich in der Universität Hildesheim verabschiedet. Ein studentisches Team hat die Feierstunde vorbereitet. An diesem Wochenende erhalten Studentinnen und Studenten des „Master of Education“ ihre Urkunden. Professorin Barbara Schmidt-Thieme wird während der Feierstunde sprechen, sie zeigt sich beeindruckt von der Vielfalt der Forschungsfragen, denen die Studierenden in den vergangenen Jahren nachgegangen sind. Drei Studierende werden für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet. Eine Woche später, am 26. November 2016, findet eine Feierstunde für Bachelorstudierende (Lehramt) statt.

Insgesamt erhalten 100 Studierende aus dem ersten viersemestrigen Masterstudiengang am Samstag ihre Abschlussurkunden, sagt Dörthe Buchhester vom Centrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung. „Wir freuen uns, dass die ersten Absolventinnen und Absolventen nun erfolgreich ihr Studium abgeschlossen haben und wünschen ihnen alles Gute für den weiteren Weg.“

Außerdem baut die Universität ihr bundesweites Ehemaligen-Netzwerk aus: Ehemalige aller Fachbereiche können sich ab sofort online registrieren und werden über aktuelle Entwicklungen informiert.

Nachgefragt – Lehramtsstudierende im Kurzinterview

„Ich möchte, dass meine Schülerinnen und Schüler gerne in die Schule kommen“

Sara Schnüll, 25 Jahre, geboren in Hameln, hat ihr Lehramtsstudium mit den Fächern Mathematik und Musik erfolgreich abgeschlossen, möchte als Lehrerin in Niedersachsen unterrichten – am liebsten in der Region Hildesheim.

Sie starten jetzt in den Lehrerberuf, nach Jahren des Studiums. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Schule?

Ich glaube, dass das Referendariat eine sehr anstrengende und schwierige Zeit wird. Ich hoffe, dass ich viel lerne und routinierter Unterrichtsstunden planen und umsetzen werde. Man hört ja häufig nicht die positivsten Geschichten über die Zeit des Referendariats. Aber ich hoffe sehr, dass ich das meistern kann und freue mich dann auf die Zeit, in der man mit weniger Druck (durch Unterrichtsbesuche und Bewertungen) an die Arbeit gehen kann.

Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst im Masterstudium kamen?

Es wird eine sehr große Herausforderung, meinen eigenen Anforderungen an mich selbst, aber auch den Anforderungen, die von der Gesellschaft, den Eltern und den Kindern an mich gestellt werden, gerecht zu werden. Davor habe ich großen Respekt und ich bin selber noch gespannt, wie ich das alles so umsetzen werde. Ich möchte, dass meine Schülerinnen und Schüler gerne in die Schule kommen. Ich hoffe, dass sie Spaß am Lernen haben und dass ich jedes Kind da abholen kann, wo es gerade steht. Dass das nicht einfach wird, das war eine große Erkenntnis in meinem Masterstudium. Aber versuchen werde ich es auf jeden Fall.

Was haben Sie in Ihrer Masterarbeit untersucht?

Ich habe mich mit Methoden im Instrumentalunterricht beschäftigt. Welche Methoden wenden Lehrerinnen und Lehrer an, um Kindern das Spielen auf einem Instrument beizubringen? Schon in meiner Bachelorarbeit habe ich untersucht, was guten Instrumentalunterricht ausmacht, ich habe Neunjährige und Erwachsene befragt, wie der Unterricht heute und früher ablief. Spannend – es gibt Unterschiede.

Zu welchem Ergebnis kommen Sie?

Ein Ergebnis: Es kommt auf die Schüler und die Lehrer an, wie sie zusammenpassen – einige Schüler brauchen viele Vorgaben und etwas Druck, andere möchten sich die Inhalte selber erarbeiten und entdecken. Das erfordert vom Lehrer viel Flexibilität, weil man sich auf den Einzelnen konzentrieren muss. Es kommt darauf an, auf jeden Schüler individuell einzugehen – was kann das Kind, wo sind seine Stärken?

Musik wird oft fachfremd unterrichtet – wo wollen Sie im Schulalltag ansetzen?

Auf jeden Fall wird es mehr als ein bisschen hin- und herklimpern. Musik schafft auch Selbstvertrauen. Ich merke, dass die Kinder echt Spaß am Musizieren haben. Eine Befürchtung habe ich, was die Vergabe von Noten in diesem auch emotionalen Bereich angeht, das Schulsystem ist ja sehr leistungsorientiert. Ich glaube, man kann mit Musik viel erreichen. Oft ist das Instrumentarium im Schulalltag begrenzt – von Gitarre bis zum Keyboard. Ich spiele Klavier, bin aber offen, eine Oud oder Tombak in den Unterricht zu holen.

Eine Erinnerung an Ihre Studienzeit: Welche Bedeutung haben die Praxisphasen an Schulen im Verlauf des Studiums? Wie haben die Kinder und Jugendlichen auf Sie reagiert?

Ich erinnere mich gerne an die Praktika in meinem Studium zurück! Im ersten Jahr war ich einmal in der Woche im Klassenzimmer – die „Schulpraktischen Studien“ in der Grundschule Hohnsen hier in Hildesheim waren ein guter Start in das Studium. Ich habe hier auch viele tolle Menschen und Freunde kennengelernt. Die Praxisphase im Masterstudium habe ich an der Grundschule Ochtersum verbracht, auch hier habe ich festgestellt, wie wichtig und schön es ist, engagierte und nette Kollegen und Kolleginnen zu haben, mit denen man gut und gerne zusammenarbeitet und sich über den Unterricht austauscht. Die Schüler haben natürlich erstmal getestet, „wie weit man bei einer Praktikantin gehen kann“..., haben mich dann aber schnell als Lehrperson angenommen und es hat viel Freude gemacht, die Kinder so interessiert und konzentriert zu sehen.

Lektüre gehört zum Studium – welche?

Eine gute Frage... Es gibt kein Buch, das mich vom Anfang bis zum Ende durchgehend begleitet hat – da noch am ehesten das Kochbuch meiner Mutter. In Mathematik war es vielleicht das Buch „Didaktik der Arithmetik", das ich sehr sinnvoll fand.

Gab es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Sie besonders gefördert und unterstützt haben auf Ihrem Weg, Lehrerin zu werden?

In meinem Studium hat mich Dr. Andreas Hoppe aus dem Uni-Musikinstitut von Anfang bis zum Ende begleitet. Neben tollen, praxisnahen Seminaren und Übungen (die wirklich hilfreich für den späteren Lehrberuf waren), hat er mich außerdem während meiner Bachelor- und Masterarbeit unterstützt. Ich habe mich da immer sehr wohl und ernstgenommen gefühlt.

Nun starten Sie in das Referendariat. Werden Sie etwas aus der Studienzeit vermissen?

An meinem Studium werde ich mit Sicherheit das längere Schlafen vermissen – dass man den Tagesablauf und Tagesrhythmus so frei wählen konnte, wie man es wollte. Ich habe dieses „freie Leben“ sehr zu schätzen gelernt. Das wird es im Vorbereitungsdienst und im späteren Job so bestimmt nicht mehr geben. War schon eine gute Zeit!

„Die Kinder haben sich schnell an uns gewöhnt und gemerkt: Okay, die bleiben länger hier“

Raimund Hollemann, 24, aus Hildesheim, hat im Masterstudium Mathematik und Sachunterricht (mit Geographie) studiert, ist einer der wenigen Männer, die sich für den Beruf als Grundschullehrer entschieden haben.

Sie starten jetzt in den Lehrerberuf, nach Jahren des Studiums. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Schule?

Ich glaube, dass es eine harte und anstrengende Zeit wird. Bisher habe ich von Freunden aus dem Referendariat fast nur Negatives gehört. Ich hoffe allerdings, dass ich durch das Referendariat noch mehr darüber erfahren kann, wie ich Kindern mit Problemen jeglicher Art helfen kann – besonders auch im Erstunterricht.

Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst im Masterstudium kamen?

Wissenschaftliches Arbeiten ist zu einem großen Teil das Abschreiben von anderen.

Eine Erinnerung an die Studienzeit: Welche Bedeutung haben die Praxisphasen an Schulen im Verlauf des Studiums? Wie haben die Kinder und Jugendlichen auf Sie reagiert?

Ich persönlich fand die Praxisphase sehr gut und wichtig. Durch sie wurde ich nochmals ermutigt diesen Beruf weiter auszuüben, weil die Lehre in der Universität mir zumeist zu theoretisch war. Die Praxisphasen waren zu jedem Zeitpunkt meines Studiums enorm aufmunternd und dort habe ich auch erfahren, wie ich in bestimmten Situationen zu reagieren habe. Ich durfte Schulalltag in der Grundschule Ochtersum, in der Grundschule Moritzberg und im Masterstudium in der Grundschule Nettlingen erleben.

Sie haben im ländlichen Raum Ihre Praxiszeit verbracht – was haben Sie in Nettlingen erlebt?

Die Lehrerin an meiner Praxisschule im Masterstudium war genial, das Kollegium an der einzügigen Grundschule, an der ich meine Praxiszeit verbringen durfte, hat uns Lehramtsstudenten sehr unterstützt. Für die Kinder war es ungewohnt, dass Lehramtsstudierende mit im Klassenzimmer sitzen – aber sie haben sich schnell an uns gewöhnt und gemerkt: Okay, die bleiben länger hier. Die Kinder haben uns wirklich herzlich aufgenommen. In den Pausen suchten vor allem die Kinder, die alleinerzogen wurden, meine Nähe auf. Das ist mir zum Ende meiner Studienzeit erst richtig bewusst geworden.

Lektüre gehört zum Studium: Welche?

Den Klassiker „Was ist guter Unterricht" von Hilbert Meyer fand ich während des Studiums sehr interessant und konnte damit auch häufig Unterrichtssequenzen begründen. Für meine Masterarbeit habe ich das Werk zur Untersuchung guten Mathematik- und Sachunterrichts ebenfalls sehr gut verwenden können.

Was haben Sie in ihrer Abschlussarbeit untersucht?

Ich habe Mathematik- und Sachunterricht in der Schule untersucht und Studierende befragt, die ein halbes Jahr an Schulen verbracht haben. Diese haben den Unterricht an zuvor ausgewählten Kriterien, wie klare Strukturierung, Methodenvielfalt oder vorbereitete Lernumgebung (nach Hilbert Meyer), bewertet und somit konnte eine Einschätzung getroffen werden, ob sie eher schlechten oder guten Unterricht gesehen haben.

Gab es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Sie besonders gefördert und unterstützt haben auf Ihrem Weg, Lehrer zu werden?

Es gab in meiner Zeit als Student mehrere Dozentinnen und Dozenten, die mir in unterschiedlichster Situation geholfen haben. Dabei möchte ich keine einzelne besonders Person hervorheben.

Werden Sie etwas aus der Studienzeit vermissen?

Das liebste an der Studienzeit waren mir die neuen Freunde, die ich in der Zeit kennenlernen durfte (mit denen bleibe ich aber sicherlich in Kontakt). Auch werde ich die freie Wahl meines Tagesablaufs (die man als Student zum Teil genießt) vermissen. In der Zeit während ich in der Universität war, vermisse ich vor allem die Freistunden, die mit Kartenspielen in der Mensa immer ein Highlight waren.

„Für mich war es sehr wichtig, erste Unterrichtserfahrungen im Studium zu sammeln“

Miriam Pasewark,  25 Jahre alt, in Celle geboren, hat Lehramt an der Universität Hildesheim mit den Fächern Wirtschaft und evangelische Theologie studiert, möchte später an einer Realschule unterrichten.

Sie starten in den Lehrerberuf. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Schule?

Mit dem Beginn des Referendariats beginnt eine neue und hoffentlich spannende Phase in meinem Leben. Jetzt wird es ernst! Es wird sicherlich eine Umstellung zum Studentenleben, man trägt nun Verantwortung für die Schüler, Kollegen und für sich selbst. Ich freue mich auf ein freundliches Kollegium und die Möglichkeit, selbst vor einer Klasse zu stehen und mit den Schülern schöne wie auch nicht so angenehme Unterrichtsstunden zu verleben. Ich werde den Schulalltag mit all seinen Facetten kennenlernen und an den Herausforderungen wachsen.

Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst im Masterstudium kamen?

Eine besondere Erkenntnis im Masterstudium, die mir (und vielleicht auch anderen Studenten) in Zukunft hoffentlich noch hilfreich sein wird: Man sollte sich selbst nicht zu sehr mit anderen vergleichen, sondern seine Leistung an den eigenen Ansprüchen und Bemühungen messen. Beispielsweise ist eine 2,7 kein Weltuntergang, es ist eine gute Leistung mit leichten Schwächen, auf die man auf jeden Fall stolz sein kann.

Eine Erinnerung an die Studienzeit an der Universität Hildesheim: Welche Bedeutung haben die Praxisphasen an Schulen im Verlauf des Studiums?

Während meines Studiums habe ich Praktika an der Oberschule Delligsen, der Albertus-Magnus Realschule und der Hauptschule Himmelsthür absolviert. Für mich war es sehr wichtig, die ersten Unterrichtserfahrungen bereits im Studium zu sammeln. Man bekommt schnell ein Gespür dafür, ob man sich vor einer Klasse wohl fühlt. Eine weitere Bereicherung ist die Anleitung durch Mentoren. Man hat die Möglichkeit, den eigenen Unterricht mit einer berufserfahrenen Person zu reflektieren und bekommt hilfreiche Tipps zum eigenen Lehrerverhalten oder der Unterrichtsvorbereitung. Manchmal sieht man auch, was und wie man etwas nicht tun sollte….

Lektüre gehört zum Studium: Welche?

Zwei Bücher, die seit dem ersten Semester immer mal wieder zum Einsatz kamen: Hilbert Meyer „Was ist guter Unterricht?" und „Leitfaden Unterrichtsvorbereitung".

Womit haben Sie sich in Ihrer Abschlussarbeit beschäftigt?

Das Thema meiner Masterarbeit ist: „An den Grenzen des Lehrberufs: Eine empirische Studie zu niedersächsischen Lehrern an Psychiatrien und Krankenhäusern“. Ich habe Interview mit Lehrpersonen geführt, die in Psychiatrien und in Kliniken unterrichten. Vor welchen Herausforderungen stehen sie im Alltag?

Was ist ein Ergebnis?

In Niedersachsen werden die Lehrpersonen mit einer bestimmten Stundenzahl abgeordnet – es gibt keine richtige Schulleitung und Verwaltungsstruktur. Die Lehrer müssen sich selber organisieren. Die Lehrer, die das machen, haben eigentlich keine großen Vorteile, sondern eher mehr Arbeit, deswegen ist das nicht so beliebt. Ich habe in Psychiatrien und in Krankenhausschulen angerufen und gefragt, ob ich dort forschen kann. Die Reaktion: Alle angefragten Lehrer haben zugesagt, sie haben sich sehr gefreut, dass einmal jemand fragt. Ich durfte auch im Unterricht hospitieren.

Wie gelangt man zu Erkenntnissen – lernt man das im Studium?

In Pädagogik habe ich ein Begleitseminar zur Masterarbeit besucht, das war sehr hilfreich. Wir konnten all unsere Fragen stellen und unsere Arbeit auch untereinander diskutieren.

Gab es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Sie besonders unterstützt haben auf Ihrem Weg, Lehrer zu werden?

Es gibt einige Veranstaltungen, die mich sehr interessiert und weitergebracht haben. Dazu gehören sämtliche Psychologie-Vorlesungen und Seminare, welche immer sehr abwechslungsreich und spannend aufbereitet wurden. Die Reli-Seminare im Kloster Drübeck werden mir ebenfalls in Erinnerung bleiben. Außerdem wurde ich während der Masterarbeit sehr von der Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Melanie Fabel-Lamla unterstützt.

Werden Sie etwas aus der Studienzeit vermissen?

Ich werde sehr viel aus der Studienzeit vermissen. In Hildesheim habe ich Freunde kennengelernt, die mich (hoffentlich) ein Leben lang begleiten werden. Die Zeit in meiner WG werde ich auch nicht so schnell vergessen, insbesondere unsere gemeinsamen DVD-Abende und das kollektive Aufregen über Dozenten. Des Weiteren war es schön, seine Zeit selbst einteilen zu können. Meine durchschnittliche Aufsteh-Zeit war 9 Uhr – da werde ich mich im Referendariat noch umgewöhnen müssen.

Die Fragen stellte Isa Lange.

Was ist echt? Professor Tholen über Fakten und Fiktionen

$
0
0

Prof. Dr. Toni Tholen lehrt und forscht am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Universität Hildesheim.  Gemeinsam mit Professorin Patricia Cifre Wibrow von der Universidad de Salamanca und Professor Arno Gimber von der Universidad Complutense de Madrid hat er die binationale Konferenz „Fakten, Fiktionen und Fact-Fictions“ entwickelt. Die Konferenz fand vom 3. bis 5. Oktober 2016 in Salamanca statt. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) förderte die Konferenz aus Mitteln des Auswärtigen Amtes. An der Konferenz waren mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des kulturwissenschaftlichen Fachbereichs – aus Philosophie, Theater und Literatur – der Universität Hildesheim beteiligt. Die Konferenz bildet den Auftakt für weitere Kooperationen in Forschung und Lehre, Studierendenaustausch und wissenschaftlicher Nachwuchsförderung.

Tagungsbericht von Professor Toni Tholen

Die Erforschung des Verhältnisses von Fakten und Fiktionen in der Literatur und in anderen Künsten der Gegenwart ist eine vordringliche Aufgabe der Literatur- und Kulturwissenschaften. Die Gründe dafür sind vielfältig. Beispielsweise hat die verstärkte Bedeutung etwa von visuellen Medien zu neuen Formaten innerhalb der Literatur geführt: Die Literatur macht die wirklichkeitserzeugende Kraft von Bildern zunehmend für ihre eigenen Zwecke fruchtbar. So entstanden in den letzten Jahrzehnten interessante literarische Foto-Texte, die von den jeweiligen Autorinnen und Autoren zum Zweck der ästhetischen Darstellung ihres eigenen Lebens produziert worden sind. Solche autobiographischen Texte nutzen auf der einen Seite das wirklichkeitsverbürgende Potenzial von Fotos aus der eigenen Kindheit zur Beglaubigung der erzählten Lebensgeschichte, auf der anderen Seite treten die Fotos und andere Bildelemente in ein ästhetisches Spiel mit dem Text ein, wobei längst nicht immer eindeutig ist, ob wir es mit faktualen oder fiktionalen Passagen der erzählten Lebensgeschichte zu tun haben. Die Texte werden auf diese Weise offen und mehrdeutig, das Erzählen des eigenen Lebens wird selbst zum literarischen Experiment – zur „Autofiktion“ –, und die Leserinnen und Leser können sich der Wahrhaftigkeit und Wahrheit des Erzählten nicht länger sicher sein.

Die allgemeine Schwierigkeit, in Erfahrung zu bringen, wie etwas Zurückliegendes wirklich war, was in bestimmten Zeiten, unter bestimmten politischen Verhältnissen wirklich geschehen ist, was man als Kind, als Jugendlicher und Erwachsener wirklich erlebt hat, wird in einer Vielzahl neuerer und neuester literarischer Texte erfahrbar und diskutierbar. Mit gutem Grund kann man solche Texte als Fact-Fictions bezeichnen.

Dabei spannt sich der thematische Fächer weit auf. Im deutschsprachigen Kontext sind es  oftmals Texte, die sich mit der Involvierung von Männern, Frauen und ihren Familien in den Nationalsozialismus, auf der Täter- wie auf der Opferseite, auseinandersetzen und dabei mehr oder weniger authentische, bisweilen sogar gefälschte Erzählungen (wie im Falle Binjamin Wilkomirskis) darbieten. Die Frage nach dem Grad der Wirklichkeitstreue der rekonstruierten bzw. erzählten Geschichte reicht dabei bis in die theoretische Auseinandersetzung um die Darstellbarkeit von Geschichte in der Geschichtswissenschaft selbst, wie Michael Pfeiffer grundsätzlich in einem der ersten Vorträge der Tagung ausführte. Bis heute herrsche dort Uneinigkeit über die Frage, inwiefern die wissenschaftliche Darstellung von Geschichte nicht notwendig auch auf Fiktionalisierungen zurückgreift bzw. um der Anschaulichkeit des Dargestellten willen zurückgreifen muss.

Bei der Konferenz stellte eine Reihe von spanischen und deutschen Referentinnen und Referenten ihre Forschungen auf diesem thematischen Feld vor. So mit Bezug auf den Faschismus, Diktatur und Holocaust Marisa Siguan in ihrem Beitrag über Max Aubs montageartigen Roman „Am Ende der Flucht“ und Hertha Müllers Roman „Der Fuchs war damals schon der Jäger“, Patricia Cifre Wibrow in Auseinandersetzung mit dem als Fälschung enttarnten autobiographischen Buch von Binjamin Wilkomirski (alias Bruno Dössekker) mit dem Titel „Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939–1948“, in dem der Autor sich als Überlebender des Holocaust darstellt – parallel dazu mit Enric Marcos  Fälschung seiner Biographie im Franco-Regime –, M. Loreto Vilar über Angela Rohr, die eigene Erfahrungen in stalinistischen Lagern literarisch in der Erzählung „Der Vogel“ verarbeitet hat, Teresa Vinardell Puig über Peter Henischs Vaterbuch „Die kleine Geschichte meines Vaters“. Im größeren historischen und intergenerationalen Zusammenhang  referierten Dolors Sabaté über die autobiographischen Schriften Kasimir Edschmids, Manuel Maldonado Alemán über Tanja Dückers‘ Familienroman „Himmelskörper“ und Manuel Martín über autobiographische Texte von Walser, Degen und Forte. Versucht wurde darüber hinaus auch, den autobiographisch-autofiktionalen Schreibraum auf spezifische Formen und Text-Bildbeziehungen hin zu erkunden. Toni Tholen führte nach einer theoretischen Erörterung dieses Raums am Beispiel von Roland Barthes‘ Buch „Über mich selbst“ und W.G. Sebalds Text „Die Ringe des Saturn“ die Kategorie der Automelanchographie ein, eine Form des autobiographischen Schreibens zwischen Text und Bild, das sich vor allem auf der Folie einer affektiven Grundbefindlichkeit, der Melancholie, entfaltet. Jennifer Clare nahm den Begriff des autobiographischen Raums in Bezug auf den Schreibprozess bei Peter Weiss auf, indem sie die Wechselbeziehungen des Schreibens von Notizen und die Arbeit am Roman „Die Ästhetik des Widerstands“ auch unter Aspekten des Lebenswissens und der Identitätsmodellierung untersuchte. Auf die spezifischen ästhetischen Wirkungen der Foto-Text-Montagen ging Anna Montané Forasté in ihrem Vortrag zu Judith Schalanskys „Blau steht dir nicht“ und Angela Krauß‘ „Eine Wiege“ ein. Die einzelnen Vorträge erarbeiteten Verbindungslinien zwischen Autor/innen, die zuvor nicht im Blick gewesen waren, und schärften so den Blick für die Intertexualität und Interkulturalität autofiktionalen Schreibens. Letzteren Aspekt hob insbesondere Ana Ruiz am Beispiel des literarischen Werks von Jorge Semprun hervor.

Aufgenommen wurden Strategien der Autofiktionalisierung noch einmal im weiteren Verlauf der Tagung, und zwar auch in historischer Perspektive. Schon Autorinnen und Autoren der klassisch-romantischen Periode verwenden vor allem in ihren Briefen und Briefwechseln Strategien der literarisierenden Ich-Modellierung. Im Falle Jean Pauls und anderer Autoren der Epoche geschieht dies durch fiktionale Autorsignaturen (Jörg Paulus), im Falle Bettina von Arnims durch das Erschreiben eines weiblichen Ich, das im Anruf des geliebten Goethe sich zur Autorin einer Wirklichkeit sui generis macht (Andrea Hübener), im Falle Goethes durch das  Anlegen einer Ich-Maske (persona), die ihm die Möglichkeit gibt, incognito zu bleiben und damit in faktischen Lebenszusammenhängen eine Identität zu simulieren, die seine Existenz ins Symbolische steigert. Simulierte Identität werde heute, so Christian Schärf in seiner Übertragung der Goetheschen Strategie der Selbstschöpfung auf die Gegenwart, nicht mehr von Einzelnen geleistet, sondern von den Agenturen der Massenkultur und der Massenmedien. Die wirklichkeitserzeugende und -erweiternde Kraft von Simulation und Virtualität erörtete auch Miriam Llamas Ubieto am Phänomen der Netzliteratur.

Ein anderer thematischer Block kreiste um die neue Aktualität des Dokumentartheaters. Stand dieses noch in den 1960er Jahren im Dienst einer Politisierung der Künste sowie im Dienst der Aufarbeitung deutscher Vergangenheit, woran der Vortrag von Manuel Montesinos Caperos über Günter Weisenborns Drama „Klopfzeichen“ noch einmal erinnerte, so thematisieren zeitgenössische Produktionen zwar auch politisch und gesellschaftlich relevante Themen wie etwa den NSU-Prozess, aber sie tun dies mit ganz neuen ästhetischen Mitteln, Strategien und Performanzen. Sie fördern den Hybridcharakter von theatralen Fact-Fictions deutlich zu Tage  und machen es Publikum wie Akteuren auf der Bühne zur Aufgabe, der Verhandlung von Geschichte, Politik und Lebensprozessen in interkulturellen Kontexten Sinn abzugewinnen und sie vor dem Hintergrund intermedialer und metaästhetischer Inszenierungen in ihrer Aussagekraft zu reflektieren. So widmete sich Jens Roselt der Thematisierung der eigenen Lebensgeschichte und der eigenen Lebenserfahrung von „Expert/innen“, die keine professionellen Schauspieler sind, auf der Bühne unter dem Stichwort des Erzähltheaters. An zeitgenössischen Produktionen wie „Breaking News“ von Rimini-Protokoll entfaltete er die These, dass das Erzählen der eigenen Biographie als Handeln inszeniert und wahrgenommen wird. Arno Gimber schritt in seinen Überlegungen zum zeitgenössischen Dokumentartheater den Zwischenraum von Fakten und Fiktionen weiter ab, indem er auf das Oszillierende, ästhetisch Verdichtete, auf den Als-ob-Charakter des Theaters als Spiel, aber auch als Ermöglichung des Utopischen verwies (den Aspekt des Utopischen hatte Andreas Hetzel am Tag zuvor schon unter dem Stichwort einer kritisch-transformatorischen Ästhetik im Anschluss an einen Roman von Vargas Llosa sowie an Rancière anvisiert). Die Integration von Realitätsfragmenten könne man, so Gimber, auch im Sinne einer neuen Sehnsucht nach dem Authentischen interpretieren. Brigitte Jirku arbeitete am Beispiel des NSU-Prozesses und dessen Verarbeitung in Elfriede Jelineks Stück „Das schweigende Mädchen“ als Metatext eines neuen Dokumentartheaters heraus und zeigte auf, inwiefern das Theater als Inszenierung von Akten des Zum-Sprechen-Bringens, des Beobachtens und des Bezeugens zum Mitspieler im Prozess gesellschaftlicher Auseinandersetzungen wird. Johanna Vollmeyer untersuchte Jelineks Theatertexte auf ihre Plurimedialität hin und verwies auf die Ununterscheidbarkeit zwischen Sein und Schein in den Texten.

Schließlich nahm Volker Pietsch in einem anderen Genre, dem Reportagefilm, einmal mehr den gegenwärtig spürbaren Drang zum Authentischen und Realen auf, um zu zeigen, dass Filmproduktionen wie „Rec“ die Distanzverringerung zum Faktischen mit gleichzeitiger Medienreflexion verbinden. Damit wurde einmal mehr bestätigt, dass Fakten, Reales, Biographien in den Künsten unter dem Vorbehalt bzw. der Rahmenbedingung des Gemachten, des Fiktionalen, des Inszenierten und Performativen verarbeitet werden.  Der Aspekt der medialen Vermitteltheit ist in den ästhetischen Texten und Produktionen stets kopräsent. Man könnte dies übergreifend als eines der zentralen Tagungsergebnisse bezeichnen.

Eine abschließende Diskussion führte zu wichtigen Ergebnissen und Schlüsselbegriffen, die es erlaubten, das Tagungsthema synthetisierend zu betrachten und Aspekte zukünftiger Forschungen zu identifizieren:

  1. Die Zwischenräumlichkeit als Raum-, Zeit- und Handlungsdimension von Fact-Fictions; auch im Sinne von utopischen Möglichkeitsräumen und hybriden Texträumen

  2. Das prozessuale, experimentelle Moment der Fact-Fictions, sowohl auf der Seite der Produktion wie der Rezeption, und unter Einbezug von Aspekten der Performativität, Materialität und Metareflexivität

  3. Die große Dichte autobiographisch-autofiktionaler Texte/Produktionen in den Gegenwartskünsten

  4. Die symmedial zu füllenden Lücken (in) der Wirklichkeit; die Erweiterung der Wirklichkeit im digitalen Raum

  5. Die Versprachlichung (und damit Fiktionalisierung) des Unsagbaren

Weitere Informationen zum Verlauf und zur Nachhaltigkeit der Tagung [PDF]

Viewing all 1185 articles
Browse latest View live