Ein Düngemittelhersteller will die 1987 stillgelegte Kalimine Siegfried Giesen im Landkreis Hildesheim wieder in Betrieb nehmen.
Wissenschaftler des Instituts für Sozialwissenschaften der Universität Hildesheim haben in einer Online-Befragung Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Giesen zur geplanten Wiederinbetriebnahme des Kalibergwerks in der Region zwischen Sarstedt, Giesen und Nordstemmen und dem damit verbundenen Neubau einer Halde befragt. Insgesamt wurden 4000 Haushalte angeschrieben. 800 Haushalte haben an der Befragung teilgenommen. Die befragten Personen sind zwischen 16 bis 98 Jahre alt und wohnen in Giesen, Ahrbergen, Emmerke, Groß Förste und Hasede.
Die Soziologen Professor Michael Corsten und Per Holderberg haben im September und Oktober 2018 die Einstellungen der Giesener Bürgerinnen und Bürger zu diesem lokalpolitischen Thema sozialwissenschaftlich untersucht. Wie ist die Meinung der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Giesen zur geplanten Wiederinbetriebnahme des Reservebergwerks Giesen?
Die Bewohnerinnen und Bewohner drückten nicht nur Sorgen, Wünsche, Zustimmung oder Befürchtungen aus, sondern äußerten fachkundige und fundierte Vorschläge, zum Beispiel für alternative Haldenkonzepte oder differenzierte Beurteilungen der zentralen Frage, dem Projekt zuzustimmen oder es eher abzulehnen.
Die bereits bestehende Althalde, welche von den Anwohnern in der Umgehung auch als „Monte Kali“ bezeichnet wird, stellt aufgrund der Wasser- und Luftbelastung für 52,9 Prozent der Befragten ein Problem für die Umwelt und Landwirtschaft der Region dar. Daher überrascht es kaum, dass auch das Vorhaben, im Rahmen der Wiederinbetriebnahme des Reservebergwerks eine neue Halde zu bauen, bei 55,3 Prozent der Befragten überwiegend auf Ablehnung trifft, so ein Ergebnis der Umfrage. Einige Bürger äußerten Bedenken und Kritik am mangelnden Umweltschutz; ein Großteil der Befragten hebt die Wichtigkeit der Berücksichtigungökologischer Gefahren, wie zum Beispiel durch Salzeinlassungen in das Grundwasser oder Salzstaubverwehungen in die benachbarten Ortschaften, hervor.
Aus der Sicht politikwissenschaftlicher und gemeindesoziologischer Forschung sind lokalpolitische Tagesthemen von großem Interesse, sagt Michael Corsten über das Forschungsprojekt. „Insbesondere stellt sich die Frage, ob Bürgerinnen und Bürger zu Fragen, die ihr direktes räumliches Umfeld betreffen, sensibler reagieren, sich eher engagieren und auch politisch mobilisieren.“
Der Soziologe Per Holderberg hat die Online-Umfrage im Rahmen seines thematisch ähnlich gelagerten Dissertationsprojekts konzipiert und umgesetzt. Somit konnten empirische Daten für die Gemeindemitglieder erzeugt werden. Der wissenschaftliche Bericht ist ab sofort für die Öffentlichkeit zugänglich. Damit entstand ein Datensatz, der für weitere Forschungsfragen aus der politikwissenschaftlichen Partizipationsforschung Verwendung finden kann.
Die Studie geht zurück auf eine Anfrage, die die Hildesheimer Soziologen im Mai 2018 von Ingmar Weitemeier, dem Ortsvorsitzenden der CDU Giesen, erhielten.
Aufgrund des regen Interesses der Bürger und Bürgerinnen an der Umfrage und der lokalpolitischen Relevanz der politischen Streitfrage, werden zentrale deskriptive Ergebnisse aus der Befragung in die Öffentlichkeit getragen. In den einzelnen Kapiteln des Ergebnisberichts werden zunächst Angaben unter anderem zur Untersuchungszeit, Befragungsdauer und Rücklaufquoten genannt. Darauf folgt eine Zusammenfassung von zentralen deskriptiven Analysen, die bereits durchgeführt worden sind. Im Anhang des Kurzberichts befindet sich neben Dokumentationsmaterial aus der Erhebung (Anschreiben, Fragebogen), zudem eine Häufigkeitsauszählung des vollständigen Fragebogenkatalogs mit Ausnahme der offenen Angaben, welche aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht werden.
Hier geht es zum Ergebnisbericht:
„Bürgerumfrage Giesen 2018 – Dokumentation und Ergebnisse der Onlineumfrage zur geplanten Wiederinbetriebnahme des Reservebergwerks Siegfried-Giesen“
Zitation: Holderberg, Per; Corsten, Michael (2018): Bürgerumfrage Giesen 2018 – Dokumentation und Ergebnisse der Onlineumfrage zur geplanten Wiederinbetriebnahme des Reservebergwerks Siegfried-Giesen. Methodenbüro, Stiftung Universität Hildesheim.
Kontakt:
Wer Fragen zu der Studie hat, kann gerne die Wissenschaftler des Methodenbüros der Universität Hildesheim, Per Holderberg (per.holderberg@uni-hildesheim.de) und Professor Dr. Michael Corsten (corsten@uni-hildesheim.de), kontaktieren.