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Ausgezeichnete künstlerische Avantgarde aus Hildesheim

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Save the date: Die Hildesheimer Kulturwissenschaften feiern ihr 40-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsfestakt am 25. Oktober 2019.

Das aus den Hildesheimer Kulturwissenschaften hervorgegangene Theaterkollektiv „machina eX“ wird mit der mit 10.000 Euro dotierten Tabori-Auszeichnung geehrt. Die Theatergruppe macht die „virtuellen Welten in der Realität der Bühnen-Performance” erfahrbar, lobt die Jury. „Das an der Hildesheimer Universität gegründete Kollektiv forscht seit 2010 an der Schnittstelle von Theater und Computerspiel. machina eX entwickeln – inspiriert von Computerspielästhetiken und Computerfeatures – interaktive Theaterabende“, heißt es in der Jurybegründung. Die Kompanie wurde aus über 300 Gruppen für die Auszeichnung ausgewählt. Der nach dem Regisseur George Tabori benannte Preis wird aus dem Haus der Kulturstaatsministerin gefördert.

Mit dem Preis ehrt der Fonds Darstellende Künste in der deutschen Theaterlandschaft die herausragende professionelle Arbeit von frei produzierenden Ensembles mit bundesweiter und internationaler Ausstrahlung.

Die Künstlerinnen und Künstler „stehen stellvertretend für die innovative, experimentelle und mutige Gestaltungskraft der Freien Szene. Mit dem Preis wollen wir dieser gesellschaftlichen Avantgarde einmal mehr größere Aufmerksamkeit schenken“, so Professorin Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien.

„Die Auszeichnung ist ein Akt der Wertschätzung inhaltlicher und ästhetischer Avantgarde, die mit inspirierenden Impulsen in die Gesellschaft wirkt“, sagt Wolfgang Schneider, Professor für Kulturpolitik in Hildesheim.

„Wir kombinieren Inszenierung, Text, Dramaturgie, Schauspiel, Gamedesign, Bühnenbild, Sounddesign, Musik, Elektrotechnik und Programmierung“

Im Interview spricht Mathias Prinz über die Arbeit als freier Theaterschaffender. Der 31-Jährige hat sein Bachelorstudium in Hildesheim im Bereich „Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis“ abgeschlossen und gehört zum ausgezeichneten Theaterkollektiv „machina eX“.

Herr Prinz, Sie haben in Hildesheim Kulturwissenschaften studiert und sind Mitglied des preisgekrönten Theaterkollektivs „machina eX“. Mit dem Team entwickeln Sie „spielbare Theaterstücke, die zugleich begehbare Computerspiele sind“. Wie muss man sich das vorstellen? Können Sie uns einmal eines Ihrer Stücke vorstellen?

Computerspiele bieten eine recht verklausulierte Form der Interaktion: Was von der Programmierung vorgesehen ist, ist möglich, alles andere ist unmöglich. Der lebensechte (Theater)Raum ist theoretisch viel komplexer, wir unterwerfen ihn aber recht ruppig der Regelhaftigkeit des Computerspiels. Ein Beispiel: Eines unserer Formate nennen wir etwa „digitales Point’n’Click-Adventure“. Es wechselt zwischen zwei Zuständen hin und her: In der Cutscene treten Schauspielerinnen und Schauspieler auf, stellen Charaktere dar, spielen Szenen, erzählen Geschichten. In der Taskscene bleiben die Charaktere in choreographierten, sich ewig wiederholenden Schleifen stecken. Hier ist das Publikum – etwa 12 Menschen, die sich im gleichen Raum wie die Schauspielerinnen und Schauspieler bewegen – gefragt. Über Interaktion mit den Gegenständen und Requisiten im Raum kann das Publikum der Ursache der Steckengebliebenheit finden und beheben. Auf dem Weg dahin werden idealerweise Rätsel gelöst, Erzählungen entfalten sich, folgenschwere Entscheidungen werden getroffen. Nicht selten sind unsere Requisiten elektronisch so modifiziert, dass sie direkt auf die Eingabe des Publikums reagieren und zum Beispiel Licht- und Soundwechsel erzeugen. Von einer durchgespielten Taskscene geht es in die nächste Cutscene über.

Wie entstand „machina eX“ und welche Rolle spielten dabei die verschiedenen Fächer, die viele der Mitglieder von machina eX im kulturwissenschaftlichen Studium an der Universität Hildesheim kombiniert haben?

Die erste Inszenierung „Maurice“ von machina eX ist als eine Idee von einigen, dann eine Arbeit von einigen mehr im Rahmen des kulturwissenschaftlichen Projektsemesters 2010 in Hildesheim entstanden. Für die Arbeit an unseren Formaten braucht man Menschen mit Kompetenzen im Bereich Inszenierung, Text, Dramaturgie, Schauspiel, Gamedesign, Bühnenbild, Sounddesign, Musik, Elektrotechnik, Programmierung und noch einiges mehr. Die Fächervielfalt der kulturwissenschaftlichen Studiengänge hat dabei einiges dazu beigetragen, dass so verschiedene Fähigkeiten in ein und derselben Studienumgebung gefunden werden konnten.

Wie geht es für Sie weiter, woran arbeitet machina eX derzeit?

Für dieses Jahr hat machina eX noch zwei Premieren geplant: „Patrol“ am 12. Juni am HAU Hebbel am Ufer in Berlin sowie „Sign Here“ am 28. September 2019 am Schauspiel Essen. Außerdem arbeiten wir daran, unsere Arbeitsergebnisse im Sinne der Open Source-Community, die uns ihrerseits viel Wissen zur Verfügung gestellt hat, weitergeben zu können – sowohl die technische als auch die konzeptuelle Seite. Dafür geben wir Seminare und Workshops und denken an Vermittlungskonzepten herum. Wir interessieren uns auch dafür, unsere Arbeitsweisen an andere Disziplinen anzudocken. In den letzten Jahren sind zum Beispiel einige Arbeiten im Kontext von Ausstellung und Museum entstanden, hier scheint uns noch einiges Potenzial verborgen zu sein.

Was ist Ihre Botschaft an Studentinnen und Studenten, die gerade in Hildesheim studieren?

Make your own stuff. If you get stuck, ask the internet.

Die Fragen stellte Isa Lange.

Kulturwissenschaften in Hildesheim studieren


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