Nach Aussagen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) stehen „Reinhart Koselleck“-Projekte für besonders innovative und im positiven Sinne risikobehaftete Forschung. Die Projekte werden an durch besondere wissenschaftliche Leistung ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vergeben, um die Möglichkeit zu eröffnen, größere Forschungsbereiche im Rahmen internationaler Kooperationen in Angriff zu nehmen.
Anfang Oktober wurde der Antrag auf ein Reinhart Koselleck-Projekt mit dem Thema „Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive“ von Prof. Dr. Rolf Elberfeld vom Institut für Philosophie der Universität Hildesheim durch den Hauptausschuss der DFG bewilligt. Für das Projekt stehen für den Zeitraum von fünf Jahren insgesamt 1,25 Millionen Euro zur Verfügung. Die Projektarbeit soll 2019 beginnen. Nach Aussagen der DFG ist dies das erste Reinhart Koselleck-Projekt, das im Fach Philosophie bewilligt worden ist.
Professor Rolf Elberfeld baut seit zehn Jahren einen Forschungsschwerpunkt zur interkulturellen Philosophie an der Universität Hildesheim auf. Mit dem bewilligten Projekt kann er seine Forschungen thematisch ausweiten und international in hohem Umfang vernetzen. Mit den Geldern werden Stellen eingerichtet, durch die die thematisch weit aufgefächerten Forschungen kooperativ durchgeführt werden sollen.
Inhaltlich wird das Projekt folgende Fragen erforschen:
Durch welche Ausschlussmechanismen wurde die Geschichte der Philosophie in Europa seit Ende des 18. Jahrhunderts mehr und mehr zu einem rein europäischen Projekt stilisiert?
- Welche Entwürfe zur Geschichte der Philosophie lassen sich in verschiedenen Philologien finden, die seit dem 19. Jahrhundert in Europa beispielsweise in der Indologie, Sinologie, Japanologie, Arabistik und Judaistik entstanden sind?
Welche Veränderungen ergeben sich für die Geschichte der Philosophie, wenn in großem Umfang verflechtungsgeschichtliche Perspektiven einbezogen werden, so dass Übersetzungs- und Rezeptionsprozesse nicht nur zwischen Asien und Europa eine größere Aufmerksamkeit erfahren?
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Wie sind die Geschichten der Philosophie konzipiert, die seit dem 20. Jahrhundert beispielsweise in japanischer und chinesischer Sprache entstanden sind?
- Welche Folgen hatte bzw. hat die globale Institutionalisierung und die „Nationalisierung“ von Philosophie seit dem 20. Jahrhundert?
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Wie sind die bisherigen Entwürfe zu einer globalen Philosophiegeschichtsschreibung einzuschätzen und welche Hinweise geben diese für die Suche nach einem neuen Bild von der Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive?
Welche Veränderungen ergeben sich für den Begriff der Philosophie angesichts der globalen Entwicklungen der Philosophie?
Ziel des Projektes ist, den Kanon und die Reichweite von Philosophie in globaler Perspektive neu zu befragen und zukunftsorientiert zu konzipieren. Ein Ergebnis soll sein, eine „Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive“ zu schreiben, die auch im Einführungsbereich zum Einsatz kommen kann. Insgesamt soll durch das Projekt der Dialog der Kulturen gestärkt und rassistischen Tendenzen der Gegenwart entgegengewirkt werden.