Die Universität Hildesheim trauert um ihren Ehrendoktor Hilmar Hoffmann, der im Alter von 92 Jahren am 1. Juni 2018 verstorben ist.
Hilmar Hoffmann ist am 25. August 1925 in Bremen geboren. Hilmar Hoffmann gilt als Grand Seigneur der Kulturpolitik. Ob als Direktor der Volkshochschule Oberhausen, als Frankfurter Kulturdezernent oder als Präsident des Goethe-Instituts, er hat Kulturpolitikgeschichte geschrieben. Mit seinem Buch „Kultur für alle“ begründete er eine Theorie der Kulturellen Bildung und gestaltete sie in der Praxis.
1999 hat die Universität Hildesheim Hilmar Hoffmann die Ehrendoktorwürde aufgrund seiner kulturellen, kulturpolitischen und kulturwissenschaftlichen Leistungen verliehen. Mit seinen Schriften, darunter „Kultur für alle“ (1979) und „Kultur als Lebensform“ (1990) hat Hilmar Hoffmann für eine Breitenkultur geworben, die einen gleichberechtigten Platz neben der traditionellen „Hochkultur“ einnehmen sollte.
Unter Hilmar Hoffmann veränderte sich die Stadt Frankfurt am Main zu einem Zentrum der Künste – allein 15 Museen eröffneten in seiner Amtszeit, darunter das erste Filmmuseum, das erste Architekturmuseum und das erste jüdische Museum Deutschlands, er hat das Museumsufer und die Kunsthalle Schirn geschaffen.
„Hilmar Hoffmann hat sein kulturpolitisches Credo immer auch als Beitrag zur Demokratisierung verstanden und zum sozialen Zusammenhalt in den Städten. Dafür ist ihm zu danken“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Direktor des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim. Die zentrale kulturpolitische Aufgabe bestehe darin, möglichst vielen, vor allem die bislang von den Kulturinstitutionen kaum erreichten Menschen, das Menschenrecht der kulturellen Teilhabe zu ermöglichen und die infrastrukturellen Voraussetzungen für Kunstproduktion und Kulturrezeption zu reformieren.
Professor Wolfgang Schneider hat Hilmar Hoffmann noch am 22. Mai 2018 zu einem ausführlichen Interview getroffen. „Hilmar Hoffmann hatte mit über 90 Jahren noch ein neues Buch geschrieben. Es war sein Fünfzigstes, vielleicht sein persönlichstes Buch. Denn es geht in dem Werk nicht um ‚Kultur für alle‘ oder ‚Kultur als Lebensform‘, um ‚Kultur und Wirtschaft‘ oder die ‚Kulturpolitik der Berliner Republik‘, sondern es geht um ihn als Mitglied der ‚Generation Hitlerjugend‘. Im 93. Lebensjahr unternimmt er mit dem Werk den Versuch, mittels Alltagsbeschreibungen und Gesellschaftsanalysen Ursachen und Folgen nationalsozialistischer Erziehung zu ergründen. Im gelingt eine zeitdiagnostische Selbstauskunft, gewissermaßen auch eine Abrechnung mit der eigenen Jugendzeit, die er selbst als ‚Reflexionen über eine Verführung‘ beschreibt“, so Professor Schneider. „Das Buch ist mit seinen Erkenntnissen aus einer totalitären Vergangenheit zudem ein klares Bekenntnis zu künstlerischer Freiheit und kultureller Bildung für eine demokratische Zukunft.“
Lesen Sie hier das Interview mit Hilmar Hoffmann vom 22. Mai 2018 [PDF]
[Das Interview erscheint in Heft 2 Ende Juni 2018 der Zeitschrift „Kulturpolitische Mitteilungen"]
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